“Anti-Aging”, ein schillernder Begriff, ist mittlerweile zum Schlagwort und Synonym für eine Verjüngungsmedizin unserer Tage geworden. Unter Berufung auf aktuelle gerontologische Forschungsergebnisse ist von sensationellen Verjüngungskuren, Wunderpillen und der magischen Wirkung von Hormonen zu lesen. Suggeriert wird die Möglichkeit Alterungsprozesse zu verzögern, aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen.
Aufsehen erregte vor fast 10 Jahren eine Publikation von Cynthia Kenyon: Bei dem nur 1 mm langen Fadenwurm namens Caenorhabditis elegans, führt die Mutation im daf2-Gen zur Verlängerung der durchschnittlichen Lebensdauer von 20 auf 75 Tage(Cynthia Kenyon, Nature, 366, 461-464, 1993). Solche Entdeckungen sind natürlich spektakulär, beflügeln die Phantasie und werden schnell auf den Menschen übertragen.
Er suggeriert, dass Alter (und der Alterungsprozess) defizitäre negative Zustände und Vorgänge darstellen, die es zu verhindern gilt. Lange Zeit dominierte dieses Defizitmodell die Vorstellung über das Alter. Alter ist hiernach gleichbedeutend mit Krankheit, Behinderung und Involution. Die gerontologische Forschung der letzten Jahrzehnte hat dagegen die Plastizität des Alters mit ihren Entwicklungs- und Kompensationsmöglichkeiten gezeigt. E. Lang hat deshalb vor kurzem in bewusstem Gegensatz den Begriff Pro-Aging eingeführt.
Die zahlreichen unter dem Begriff „Anti-Aging” angebotenen Maßnahmen lassen sich in drei Kategorien einordnen. Sogenannte „Lifestyle”-Veränderungen empfehlen regelmäßige körperliche und geistige Aktivität, Stressmanagement und ausgewogene Ernährung. Des weiteren wird zur optimalen Zufuhr von sogenannten „Vitalstoffen”, wie Vitamine, Mineralien, Spurenelementen und Antioxidantien, geraten. In den letzten Jahren spielt unter den „Anti-Aging”-Maßnahmen die Hormonersatztherapie eine zunehmende Rolle.
Nahezu alle Organsysteme unterliegen den physiologischen Alternsveränderungen, wobei nochmals betont werden muss, daß die Alternsveränderungen keine Erkrankungen darstellen und für sich allein nahezu ausnahmslos zu keinen klinisch-pathologischen Zuständen führen. Der Alternsprozess kann durch Kompensation von altersbedingten funktionellen Veränderungen, Prävention von Risikofaktoren und Erkrankungen optimiert werden. Die gerontologische Forschung konnte die Wirksamkeit zeigen für:
Eine weitere Empfehlung der „Anti-Aging”-Medizin stellt die Einnahme von „ Vitalstoffen” dar. Hiermit ist oft der Begriff Antioxidanzien verbunden, das sind zumeist Vitamine und Spurenelemente. Vitamin E wirkt als Antioxidanz der Oxidation von mehrfach ungesättigten Fettsäuren - der Lipidperoxidation -, die von freien Radikalen verursacht wird, entgegen. Vitamin E wird in den Zellmembranen angereichert und schützt dort die mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Ein Defizit an Vitamin E führt zu einer schnelleren Lipidperoxidation dieser Fettsäuren. Vitamin E wird in seiner Wirksamkeit durch das selenhaltige Enzym Glutathionperoxidase, sowie durch Vitamin C und Coenzym Q10 unterstützt. Darüber hinaus schützt Vitamin E das wichtige Vitamin A vor Zerstörung. Das Vitamin hat aber auch noch andere Funktionen. Es kann die Umwandlung von Nitraten und Nitriten in Nitrosamine verhindern, die sich in Tiermodellen als die mit am stärksten wirksamen karzinogenen Substanzen herausgestellt haben. Zusätzlich reguliert Vitamin E die Wirkung von Coenzym Q10, sowie von anderen Enzymen und Proteinen, die für das Wachstum und die Gesunderhaltung von Körpergewebe wichtig sind.
Durch die Verringerung der freien Radikale, etwa durch Zufuhr von Antioxidanzien, müsste es möglich sein, den Alterungsprozess abzubremsen.
Spektakuläre Wirkungen werden von der Anti-Aging Medizin von der Hormonersatztherapie versprochen. Hormone vermitteln als Botenstoffe wichtige Stoffwechselfunktionen im Körper. Die Leistung vieler Hormondrüsen lässt im Alter nach, die Hormonspiegel sinken. Die Hormontheorie des Alterns sieht hierin die wichtigste Ursache für den biologischen Alternsprozess. Daher lag die Idee nahe, im Alter abgesunkene Hormonspiegel durch Zufuhr von Hormonen wieder anzuheben um damit Stoffwechselfunktionen zu reaktivieren.
Während es bei der Frau im Klimakterium zu einem relativ schnellen Abfall der weiblichen Geschlechtshormone kommt, ist dies bei den männlichen Geschlechtshormonen nicht der Fall. Bei großer interindividueller Variabilität kommt es beim Mann zu einem langsamen durchschnittlichen Absinken der Testosteron-Spiegel ab ungefähr dem 40. Lebensjahr. Bei älteren Männern mit einem Androgenmangel stellen sich häufig klinische Zeichen von gestörten Organfunktionen, z.B. eine Osteoporose mit Rückenschmerzen, Frakturen, Abnahme Körpergröße, eine verminderte Muskelmasse mit nachlassende Kraft, Leistungsschwäche, Muskelatrophie, eine veränderte Körperzusammensetzung mit Zunahme des Fettgewebes und einer Abnahme der fettfreien Masse, Hauttrockenheit, reduzierte Sekundärbehaarung, Blutarmut mit chronischer Müdigkeit und Leistungsschwäche sowie Libidoverlust und erektile Dysfunktion, ein.
Hoher Blutdruck, Übergewicht und niedriger Verzehr von Früchten und Gemüsen tragen heute massgeblich zu vorzeitigem Tod der Bevölkerung bei. Denn um gesund altern zu können, müssen vor allem die hauptsächlichen Todesursachen wie Herzkreislauferkrankungen (Hirnschlag, Herzinfarkt) bekämpft werden. Und dies ist u.a. mit adäquaten Ernährungsmassnahmen möglich. Vor allem die moderne mediterrane Ernährung hat sich dabei als günstig bei der Verhinderung von Herzkreislauferkrankungen gezeigt. Der tägliche Verzehr von drei bis fünf Portionen Früchte und Gemüse verhindert beispielsweise das Schlaganfallrisiko signifiant.
Charakteristisch für eine sogenannte mediterrane Ernährungsweise sind folgende Nahrungsmittel: