Frank wird immer vergesslicher. Er geht beispielsweise aus der Küche ins Wohnzimmer - und weiß, dort angekommen, nicht mehr, weshalb er das getan hat. „So ging`s schon meiner Mutter”, beruhigt er sich und seine Frau. Sein Hausarzt diagnostiziert „Anfänge von Alzheimer”.
Von der Alzheimerkrankheit wird jeder Dritte gegen Ende seines Lebens erfasst. Ein solcher Patient verliert also zumindest einen Teil seiner geistigen Leistungsfähigkeit. Alzheimer ist „auf den massiven Verlust von Hirnmasse zurückzuführen”, sagt Professor Dr. Tobias Hartmann von der Universität des Saarlandes, „ließe sich der Beginn der Krankheit auch nur generell um fünf Lebensjahre hinaus zögern, könnte die Zahl der Patienten - sie verursachen immerhin jährliche Kosten in Höhe von 6,5 Milliarden € - um 50 Prozent verringert werden.” Risikogene spielen bei diesem „Kabelbrand im Gehirn”, so der Professor auch, eine entscheidende Rolle - und hier setzt die Genforschung ein. Mit ihrer Hilfe soll herausgefunden werden, wie Krankheitsmechanismen funktionieren, sie wird es auch ermöglichen, neue Therapien und Medikamente selbst für bisher nicht behandelbare Krankheiten zu entwickeln.
Das gilt auch für Allergien, etwa Asthma. Da spielen neben den Genen auch Umweltfaktoren mit. Dazu eine Erkenntnis von Dr. Michael Kabetsch (Kinderspital München): Kinder, die auf einem Bauernhof und früher zudem noch mit Holzkohleöfen aufgewachsen sind, haben ein geringeres Asthmarisiko als das heutzutage der Fall ist. „Dafür sind die Gene ebenso verantwortlich wie der seinerzeit übliche Tier- und Umweltkontakt auf einem Bauernhof.” Deshalb litten die Menschen früher viel weniger unter Allergien als heute. Die dramatischste Allergienzunahme gab es in den vergangenen 20 Jahren. Mütter sind in nicht geringem Ausmaß mitschuldig, wenn ihre Kinder Asthma entwickeln - dazu Dr. Kabetsch: „20 Prozent aller Mütter rauchen, 45 Prozent aller Kinder sind den Folgen des Passivrauchens ausgesetzt - auch ein Grund für Asthma. Ja, Rauchen ist generell auf dem Rückzug, aber heute rauchen gerade die Frauen mehr als noch vor einigen Jahren.”
Der Genforschung und ihrem letzten Stand diente kürzlich ein Presseworkshop des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) in Berlin. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte die zweitägige Konferenz im kaum bekannten, aber attraktiven INNSIDE-Hotel, einem raffiniert um- und ausgebauten früheren Gymnasium (Backsteinbau) am Berliner Ostbahnhof. Ziel des NGFN ist es, die genetischen Ursachen weit verbreiteter Krankheiten zu verstehen und ihre Behandlung zu verbessern. Daran arbeiten im Rahmen dieses Forschungsnetzes Mediziner, Biologen, Informatiker und Ingenieure gemeinsam.
allerdings hat Professor Wurst auch parat: Die zur Verfügung stehenden Mittel zur Generforschung reichten nicht aus, um eine schnelle Medikamentenentwicklung zu ermöglichen.