Arzt und Patientin auf dem Podium vor Fachjournalisten an der Medizinischen Hochschule Hannover – das muß man deshalb eine eigene Delikatesse nennen, weil das Gespann so direkt auf eine seltene Krankheit mit Intimhintergrund zu sprechen kam. Uni-Mediziner Andreas Tiede, ein ins Detail verbissener Forscher und Studienleiter des Projektes „Erworbene Hämophilie“, stellte nach seinen (Erstaunen erregenden) wissenschaftlichen Erkenntnissen seine Patientin vor: Frau Blau, 67 Jahre alt, vollschlank, im Einzugsbereich Hannover wohnend. Nach eigenen Aussagen bekam sie plötzlich blaue Flecken am Körper, hatte ständig Blut im Urin. Selbstverständlich ging sie zum Arzt, der auf Nierenstein tippte, was aber nicht zutraf. Frau Blau: „Da stellte sich heraus, mit dem Blut stimmt irgend etwas nicht.“ Auf Umwegen landete sie schließlich bei Dr. Tiede an der Medizinischen Hochschule Hannover, dem das Kunststück der vollkommenden Genesung gelang, wie sie sich ausdrückte.
Im Rahmen dieser Präsentation verlangte Dr. Tiede mehr Aufmerksamkeit für sein Spezialgebiet. „Richtige Diagnose und rasches Handeln können Leben retten.“ Bei der „Erworbenen Hämophilie“ handle es sich um eine seltene Blutgerinnungsstörung, die durch die spontane Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Gerinnungsfaktoren ausgelöst wird. In diesem Zusammenhang komme es sehr oft zu schweren und lebensbedrohlichen Blutungen. Wie der Arzt durch die Wahl seiner Patientin zeigte, tritt die Krankheit entgegen landläufiger Meinung auch bei Frauen auf.
Zusammen mit dem international forschenden Unternehmen Novo Nordisk (31 000 Mitarbeiter in 76 Ländern, führend in der Diabetesversorgung) präsentierte Dr. Tiede selbstverständlich sein Heilmittel in Sachen „Erworbene Hämophilie“: NovoSeven. In den Presseunterlagen des Pharmakonzerns lesen wir dazu: „Der Faktor VIIa ist ein natürlich vorkommendes, humanes Serumprotein, das eine Schlüsselrolle im Gerinnungsprozeß spielt.“ Die Zulassung in der EU umfasse die Behandlung von Blutungen sowie die Prophylaxe von Blutungen im Zusammenhang mit chirurgischen oder invasiven Eingriffen bei Patienten mit angeborener Hämophilie. Weiter finde das Präparat Anwendung bei Patienten mit angeborenem Mangel des Gerinnungsfaktors VII und schließlich bei Patienten mit Thrombasthenie Glanzmann, bei denen Antikörper gegen GP IIb/IIIa oder/und HLA nachgewiesen werden und nicht auf Thrombozytenkonzentraten ansprechen.