PD Dr. Sandra Erbs (Universität Leipzig) berichtete darüber, dass übergewichtige Kinder bereits überhöhte Blutdruckwerte, Stoffwechsel-Veränderungen und Veränderungen von Blutgefäßen aufweisen, die als Frühform einer allgemeinen Atherosklerose angesehen werden müssen. Generalisierte Atherosklerose bedeutet eine krankhafte Veränderung der Blutgefäße mit Wand-Verhärtung und -Verdickung, sowie Elastizitätsverlust und Einengung.
Erschreckende Ergebnisse weisen die Auswertungen einer repräsentativen Stichprobe von 64.053 anonymisierten Patientenprofilen aus 815 Allgemeinarztpraxen aus. Sie zeigen, dass 2,5 Millionen Menschen mit stark überhöhten Blutfett-Werten (Hypercholesterinämie) und einem sehr hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse erreichen in Deutschland die empfohlenen Zielwerte für LDL-Cholesterin nicht erreichen (maximal 70 mg/dl für Hochrisikopatienten bzw. maximal 100 mg/dl für alle anderen Personen). Viele der Hochrisikopatienten bekommen keine medikamentöse LDL-senkende Therapie, ihr relativer Anteil nimmt mit steigenden LDL-Werten sogar zu und beträgt im höchsten Bereich 36 Prozent. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 173.000 Hochrisikopatienten, die trotz einer maximalen lipidsenkenden Therapie einen LDL-Wert von 160 mg/dl oder mehr aufweisen.
Depressive Störungen sind bei Herz-Kreislauf-Patienten während des Klinikaufenthaltes häufig zu beobachten und sollten behandelt werden. Bisher geschieht dies, einer auf dem DGK vorgestellten Studie zufolge, an welcher 1266 Patienten teilnahmen, nur bei 29 Prozent. Die eingeschlossenen Patienten litten an mittelschweren bis schweren depressiven Episoden.
Herzpatienten mit einem Implantierbaren Cardioverter Defibrillator (ICD), die gleichzeitig mit Digitalis behandelt werden, haben eine deutlich höhere Sterblichkeit als ICD-Patienten ohne diese Medikation. Zu diesem Ergebnis kommen Julia Erath und Mitautoren (Frankfurt a. M. und Gießen) nach der Analyse der Daten von 1.020 Patienten, denen zwischen 1996 und 2009 ein ICD implantiert wurde und die bis zu zehn Jahre nachbeobachtet wurden.
Immer häufiger erleiden auch jüngere Frauen einen schweren Herzinfarkt (STEMI). Seit 1999 hat sich der prozentuale Anteil von 10 auf 17 Prozent bei Frauen unter 55 Jahren erhöht. Als mögliche Ursachen wurden das Rauchen sowie die zunehmende Adipositas in dieser Altersgruppe genannt.
PD Dr. Florian Custodis (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) berichtete, dass die Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenz) bei Menschen mittleren Alters ohne bekannte Herz-Kreislauf-Krankheit ein unabhängiger Risikomarker für Gesamtsterblichkeit und Herzinfarkt-Risiko ist. Die unter Ruhebedingungen erhöhte Herzfrequenz (RHF) wurde bei 4.318 Personen mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren bestimmt, die im Mittel 9,1 Jahre nachbeobachtet wurden.
Das Bremer STEMI-Register zeigt u. a. dass jeder 15. Patient mit einem schweren Herzinfarkt (STEMI, ST-Hebungsinfarkt) jünger als 45 Jahre ist. 80 Prozent der jungen Infarktpatienten sind Männer, 85 Prozent waren zum Infarktzeitpunkt aktive Raucher. Als dominierender Risikofaktor konnte in diesem 5.632 Patientendaten umfassenden Register der aktive Tabakkonsum, gefolgt von einer positiven Familienanamnese für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und Adipositas ermittelt werden.
Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Hamburg berichtete über einen neu entwickelten und in einer deutschen Studie untersuchten Labor-Test, welcher zu einer entscheidenden Veränderung in der Diagnostik des Herzinfarkts führen könnte. Die Veränderungen des Biomarkers Troponin im Blut innerhalb der ersten Stunde nach Krankenhausaufnahme liefern dabei wichtige Hinweise, wie die Patienten weiter behandelt werden sollten.
Prof. Dr. Rolf Wachter (Göttingen) berichtete darüber, dass….„die Zahl der Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierungen in Deutschland zwischen 2000 und 2013 um 65,3 Prozent anstieg und die neuen Bundesländer mit 78,7 Prozent eine deutlich stärkere Zunahme als die alten Bundesländer zeigten“.
Die Ergebnisse eines Trainingsprogramms von Dipl.-Psych. Sonja Wedegärtner (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) zeigen, dass ein computerbasiertes kognitives Training bei Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten führt. Einschränkungen wie zum Beispiel schlechtere Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit gehen bei Herzschwäche-Patienten mit erhöhter Sterblichkeit einher, beeinträchtigen die Lebensqualität und Therapietreue, führen zu vermehrten Krankenhausaufenthalten und somit auch zu erheblichen Gesundheitskosten.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie hat für die, zunehmend minimalinvasiv durchgeführte Implantation künstlicher Aortenklappen (TAVI) neue, richtungsweisende Standards erarbeitet, da sich bereits seit Jahren ein Trend zu den minimalinvasiv durchgeführten Eingriffen abzeichnet. Zu den großen Vorteilen dieser Methode gehören die Tatsachen, dass der Eingriff ohne Narkose erfolgen kann und der Brustkorb dafür nicht geöffnet werden muss. Allerdings fordert diese Methode, die ursprünglich nur für schwerstkranke Patienten, denen ein operativer Eingriff nicht mehr zuzumuten war, gedacht war, auch eine entsprechende Qualitätssicherung an TAVI-Zentren. „Diese müssen personelle, technische, strukturelle und organisatorische Anforderungen erfüllen, um für die entsprechende Indikations-, Prozess- und Ergebnisqualität garantieren zu können…“.
Auch in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen spielt der Herzkatheter eine immer wichtigere Rolle. Vorhofflimmern kann heute durch eine elektrische Isolation der Einmündung der Lungenvene in das Herz durch eine neue Kältemethode beendet werden, statt wie bisher mit Radiofrequenz-Energie. Auf dem DGKG wurde nun eine erste große Vergleichsstudie zwischen den Methoden vorgestellt, welche eine Gleichwertigkeit der beiden Methoden aufzeigte. Dr. Armin Luick aus Karlsruhe erklärte dazu: „Freude werden damit vor allem Patienten haben, die unter den Symptomen ihres Vorhofflimmerns leiden. Denn die Ergebnisse harter Endpunktstudien, die zeigen, dass die Ablation das Schlaganfallrisiko, das Auftreten von Herzinsuffizienz oder die Sterblichkeit senken kann, stehen gegenwärtig noch aus und werden in den kommenden Jahren erwartet.“
Aktuelle Langzeitdaten zeigen für die minimalinvasiv mittels Herzkatheter implantierte Aortenklappe (TAVI) erstmals auch im Zwei-Jahresverlauf bessere Ergebnisse als für den chirurgischen Klappenersatz. Diese Studienergebnisse werden aus Sicht der DGK zu einem weitreichenden Umdenken beim Einsatz künstlicher Herzklappen führen.
Auch wenn die Mitralklappe nach wie vor als Domäne der Herzchirurgie gilt, so gibt es „…allerdings bereits eine Katheterintervention, die routinemäßig an dieser Klappe durchgeführt wird, nämlich den Mitraclip“, erklärte Prof. Dr. Malte Kelm, Düsseldorf. Dieser könnte sich in den kommenden Jahren zu einer ähnlichen Erfolgsgeschichte entwickeln wie die TAVI. Die stark beanspruchte und häufig von Klappenerkrankungen betroffene Mitralklappe befindet sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Bis vor kurzem war sie mit dem Herzkatheter nicht erreichbar und konnte allenfalls in einer offenen Operation an der Herzlungenmaschine korrigiert werden.
Wie eine an über 20.000 Studienteilnehmern durchgeführte randomisierte und Doppelblindstudie (China Stroke Primary Prevention Trial (CSPPT) von Dr. Yong Huo aus China zeigt, lässt sich das Schlaganfallrisiko mit Hilfe einer Folatsupplementation in Kombination mit einem Blutdrucksenker erfolgreicher senken als eine antihypertensive Therapie alleine. Die chinesischen Forscher sind weiter der Meinung, dass eine Folsäuresupplementierung auch in vielen anderen Ländern, vor allem für Patienten mit niedrigen Folatwerten, profitabel sein könnte, auch wenn sie in Ländern mit vorgeschriebener Anreicherung der Grundnahrungsmittel mit Folsäure leben.
BEST (Bypass Surgery versus Everolimus-Eluting Stent Implantation for Multivessel Coronary Artery Disease) nennt sich die ebenfalls in San Diego von Prof. Dr. Seung-Jung Park aus Seoul, Südkorea präsentierte randomisierte klinische Studie, deren Ergebnis zeigt, dass der Bypass sich bei Patienten mit koronaren Mehrgefäßerkrankungen dem Everolimus-freisetzenden Stent, trotz dessen Weiterentwicklung, noch immer überlegen zeigt. Bisher gibt es jedoch noch keine Erkenntnisse darüber, ob die neuen, antiproliferative Substanzen freisetzenden Stents (Drug-Eluting Stents, DES)der Bypass-Operation überlegen sind.
Prof. Dr. Robert Harrington rät daher: „Ärzte und ihre Patienten sollten gemeinsam über die beste Therapiestrategie zur Revaskularisation entscheiden …“.
Die pragmatische Studie mit über 4000 Patienten sollte, laut Prof. Dr. Pamela S. Douglas, „…dem behandelnden Arzt einen Leitfaden für einen Patiententyp liefern der tagtäglich in der klinischen Praxis gesehen wird, der Patient mit neu aufgetreten Schmerzen in der Brust…“. Zur Debatte stand die Frage welche Diagnostik notwendig bzw. besser ist. Kommt man mit Funktionstests aus oder ist die Bildgebung für den betroffenen Patienten besser. Die CT-Angiographie hilft, laut Scot-Heart-Studie , nicht nur bei der Abklärung der Diagnose, sondern sie ermöglicht eine gezielte Therapie. Und sie kann – bedingt – das Herzinfarktrisiko senken.
Zusätzlich zur einer Statintherapie können die, alle 2 oder 4 Wochen subkutan injizierten monoklonalen Antikörper dramatische LDL-Cholesterinsenkungen und damit eine Reduzierung des kardiovaskulären Risikos erzielen. Die jetzt dazu mit positiven Ergebnissen vorgestellten OSLER-1 und OSLER-2 Langzeit-Studien-Daten mit zwei neue Lipidsenkern lassen eine rasche Zulassung durch das FDA erwarten. Wie Prof. Dr. Jennifer G. Robinson erklärte, benötige man zwar noch Endzeit-Studien, sei aber, wie es scheint, mit den Substanzen auf dem richtigen Weg.
Die 5 Jahres-Nachbeobachtungsergebnisse der PARTNER 1-Studie lassen eindeutig erkennen, dass eine transvaskuläre Aortenklappenimplantation (TAVI) einem chirurgischen Eingriff beim Aortenklappenersatz ebenbürtig ist. Eingeschlossen waren Patienten mit stenosierter Aortenklappe und einem sehr hohen operativen Risiko.
In einer zweiten Parallelstudie des PARTNER-Studienprogramms wurde die TAVI bei nicht-operablen Patienten mit schwerer Aortenklappenstenose einer medikamentösen Standardtherapie einschließlich Ballonvalvuloplastie gegenübergestellt. Auch hier zeigte sich nach 5 Jahren ein signifikanter Vorteil „für die interventionell mit einer künstlichen Aortenklappe versorgten Patienten gegenüber jenen, die konservativ behandelt wurden“.