Als Lazarus-Phänomen bezeichnet man in der Medizin das spontane Wiedereinsetzen von Kreislauf- und/oder Atmungsfunktion nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand, obwohl die Reanimationsmaßnahmen bereits beendet und der Tod festgestellt wurden.
Obwohl das Phänomen nur sehr selten auftritt, so ist es doch gut dokumentiert. Es gibt Berichte von Patienten, bei denen nach Abbruch der Reanimation das Herz wieder zu schlagen begann – manchmal schon Minuten, aber mitunter auch erst Stunden später.
Zu den möglichen Ursachen zählt man:
Der Begriff Lazarus-Phänomen bezeichnet das spontane Wiedereinsetzen von Kreislauf und/oder Atmung nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand, nachdem die Reanimationsmaßnahmen bereits abgebrochen und der Tod festgestellt wurde. Es handelt sich um eine echte, mitunter aber auch nur kurzfristige Rückkehr von Lebenszeichen bei bereits für tot erklärten Patienten.
Als Lazarus-Zeichen hingegen werden reflektorische, unwillkürliche Bewegungen (meist der Arme) bei hirntoten Patienten definiert. Diese Bewegungen entstehen durch Rückenmarksreflexe nach Ausfall der hemmenden Einflüsse des Gehirns und sind kein Zeichen von zurückkehrendem Leben, sondern typische Manifestationen des Hirntods.
Ärzte glauben, dass das Lazarus-Phänomen häufiger vorkommt als dokumentiert. Umfragen zeigen, dass 37 bis 54 Prozent der Intensiv- und Notfallmediziner angeben, mindestens einmal im Berufsleben ein solches Ereignis erlebt zu haben, während in der medizinischen Literatur nur sehr wenige Fälle beschrieben sind.
Ein Hauptgrund für die geringe Zahl dokumentierter Fälle ist, dass viele Ärzte aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen, Reputationsverlust oder Unsicherheit bezüglich der Todesfeststellung solche Vorfälle nicht melden. Zudem ist der Begriff „Lazarus-Phänomen“ selbst vielen Ärzten nicht geläufig, was die systematische Erfassung zusätzlich erschwert.
Die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Häufigkeit und der Zahl der dokumentierten Fälle liegt vor allem an Meldehemmungen, rechtlichen Bedenken und mangelnder Bekanntheit des Begriffs in der Ärzteschaft.
So verwundert es auch nicht, dass das Lazarus-Phänomen ist in der medizinischen Literatur nach wie vor äußerst selten dokumentiert wurde. Von den 65 Fällen, die von Les Gordon et al. (2020) veröffentlicht wurden, war der jüngste Patient 9 Monate alt und der älteste 97 Jahre alt. Die demografische Aufschlüsselung zeigt einige interessante Muster: Achtundsechzig Prozent der Personen, bei denen das Lazarus-Phänomen auftrat, waren über 60 Jahre alt, und nur 10 Fälle wurden bei Kindern festgestellt. Diese Altersverteilung deutet darauf hin, dass das Phänomen zwar theoretisch jeden treffen kann, aber häufiger in älteren Bevölkerungsgruppen auftritt. Diese Korrelation könnte jedoch auch einfach darauf zurückzuführen sein, dass ältere Menschen eher einen Herzstillstand erleiden und sich eher Wiederbelebungsversuchen unterziehen.
Die genauen Mechanismen der Wiederbelebung sind nach wie vor weitgehend unbekannt, was die Mystik dieser Fälle noch verstärkt. Medizinische Forscher haben mehrere Theorien vorgeschlagen, um zu erklären, wie die Herztätigkeit nach Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen spontan wieder aufgenommen werden kann:
Verzögerte Medikamentenwirkung: Medikamente, die während der Wiederbelebungsversuche verabreicht wurden, können auch nach Beendigung der Wiederbelebung weiter zirkulieren und ihre Wirkung entfalten und so möglicherweise die Rückkehr der Herzfunktion auslösen.
Abklingen der zugrunde liegenden Bedingungen: Die vorübergehende Einstellung der Herzdruckmassage und der mechanischen Beatmung kann dazu führen, dass sich bestimmte physiologische Ungleichgewichte selbst korrigieren, z. B. die Linderung von Spannungspneumonien.
Myokardiale Erholung: Der Herzmuskel benötigt möglicherweise Zeit, um sich von dem Trauma einer längeren Wiederbelebung zu erholen, und die Ruhephase nach Beendigung der Reanimationsmaßnahmen könnte eine spontane Erholung der Herzfunktion ermöglichen.
Dekompressionseffekt: Die Beendigung der Herzdruckmassage könnte den intrathorakalen Druck verringern, den venösen Rückfluss verbessern und möglicherweise den Kreislauf wiederherstellen.
Viele medizinische Einrichtungen haben Beobachtungszeiträume nach Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen eingeführt, um auf Anzeichen des Lazarus-Phänomens zu achten. Diese Protokolle beinhalten in der Regel Folgendes:
Das Lazarus-Phänomen wirft komplexe ethische und rechtliche Fragen zur Feststellung des Todes auf. Wenn Patienten spontan den Kreislauf wiedererlangen, nachdem sie für tot erklärt wurden, stellt dies die traditionellen Definitionen des klinischen Todes infrage und führt zu Situationen, mit denen medizinische Teams sorgfältig umgehen müssen.
Zu den wichtigsten Überlegungen gehören:
Zeitpunkt der Todeserklärung: Das Phänomen macht deutlich, wie wichtig eine angemessene Beobachtungszeit vor der offiziellen Todeserklärung ist.
Organspendeprotokolle: Die Möglichkeit der Wiederbelebung wirkt sich auf die Verfahren und den Zeitpunkt der Organspende aus.
Kommunikation mit der Familie: Gesundheitsdienstleister müssen sorgfältig mit den Familien über die Möglichkeit einer verzögerten Genesung kommunizieren und gleichzeitig die Erwartungen angemessen steuern.
Dokumentationsanforderungen: Die ordnungsgemäße Dokumentation dieser seltenen Ereignisse ist für die medizinische Dokumentation und für rechtliche Zwecke von entscheidender Bedeutung.
Zwar sind spezifische Falldetails aufgrund von Erwägungen zum Schutz der Privatsphäre der Patienten begrenzt, doch haben dokumentierte Fälle des Lazarus-Phänomens zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Einige Patienten, die autoreanimiert wurden, erholen sich auf bemerkenswerte Weise mit minimalen neurologischen Schäden, während andere erhebliche Komplikationen im Zusammenhang mit dem anfänglichen Herzstillstand und der langen Zeit ohne Kreislauf erleiden können.
Die neurologischen Ergebnisse hängen häufig von folgenden Faktoren ab:
Medizinisches Personal muss darauf vorbereitet sein, Fälle von Autoreanimation zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Dies beinhaltet:
Nachstehend eine aktualisierte Übersicht zu den neuesten Studien und Erkenntnissen zum Lazarus‑Phänomen (spontane Wiederkehr des Herz-Kreislaufs nach Abbruch der Reanimation):
Das Lazarus-Phänomen bleibt eines der faszinierendsten Rätsel der Medizin. Obwohl es äußerst selten vorkommt, stellt es unser Verständnis von Leben und Tod infrage und hat zu wichtigen Änderungen in klinischen Protokollen und Praktiken geführt. Da sich das medizinische Wissen weiter entwickelt, kann die weitere Erforschung der Autoresuszitation wertvolle Erkenntnisse über die Herzphysiologie liefern und die Ergebnisse für Patienten mit Herzstillstand verbessern.
Die Kenntnis des Lazarus-Phänomens erinnert die Leistungserbringer im Gesundheitswesen daran, dass die Medizin noch immer Geheimnisse birgt, die die Wissenschaft noch nicht vollständig erklärt hat. Es unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Beobachtung, einer gründlichen Dokumentation und der Aufrechterhaltung der Hoffnung selbst in den schwierigsten klinischen Situationen.
Das Phänomen unterstreicht auch die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers und seine Fähigkeit zur Genesung, selbst unter den schlimmsten Umständen. Während wir diese seltenen Ereignisse weiter untersuchen und verstehen, ist das Lazarus-Phänomen ein Beweis für die Komplexität und das Wunder der menschlichen Physiologie.
EKG
Organspende
Herzstillstand