Katharina Taylor freut sich auf den Sommer. Das ist neu für sie, denn die junge Frau leidet seit ihrem 10. Lebensjahr an Heuschnupfen, genauer gesagt an einer Gräserpollen-Allergie. Mit ständig verstopfter Nase und Niesattacken, müde und ohne Leistungsfähigkeit waren die Sommermonate eine echte Qual für sie. Das alles liegt hinter Katharina Taylor, denn seit 2004 nimmt sie an einer Studie der Firma ALK-SCHERAX teil, in der sie die neue Gräser-Impftablette (GRAZAX®) erprobt.
Wer unter einer Allergie leidet, hat nur drei Optionen: Er kann den Auslöser meiden - was bei einer Pollenallergie nur schwer möglich ist -, er kann die Symptome z.B. mit Antihistaminika behandeln oder aber sich einer spezifischen Immuntherapie (SIT) unterziehen. Dabei wird der Organismus durch ständige kleine Dosen des Allergieauslösers tolerant gemacht. Das Immunsystem gewöhnt sich an das Allergen und reagiert nur noch gering oder überhaupt nicht mehr darauf. Bisher wurde und wird die SIT subcutan, d.h. mit einer jahrelangen Spritzenkur oder sublingual mittels genau abgezählter Tropfen in den Mund durchgeführt. Diese letzt genannte Form wird von vielen Patienten als umständlich empfunden. Nun ist die SIT auch in Tablettenform möglich. Die neue Gräsertablette wird einmal täglich unter die Zunge gelegt, wo sie sich sekundenschnell auflöst und die Allergene freisetzt, die dann durch die Mundschleimhaut aufgenommen werden. „Die Patienten profitieren von der guten Wirksamkeit und der bequemen Anwendung zu Hause”, erläuterte Privatdozent Dr. Eike Wüstenberg, Leiter der Medizinisch-Wissenschaftlichen Abteilung bei ALK-SCHERAX kürzlich auf einer Pressekonferenz in Hamburg. „Zur Einnahme ist kein Wasser erforderlich und die Tabletten müssen nicht gekühlt aufbewahrt werden.” Da das Konzept der Gräsertablette so viel versprechend sei, forsche man schon an vergleichbaren Produkten zur Behandlung von Hausstaubmilben- oder Birkenpollen-Allergien.
Wie bei jeder SIT ist auch vor der Behandlung mit GRAZAX® eine genaue Abklärung des Allergieauslösers nötig. Rund die Hälfte aller Heuschnupfengeplagten hat eine Allergie gegen Gräserpollen, manchmal auch in Kombination mit einem oder mehreren weiteren Allergieauslösern. „Wichtige Voraussetzung für einen Therapieerfolg ist eine sorgfältige Diagnose bei einem Allergologen. Die Behandlung sollte dann täglich über drei Jahre durchgeführt werden”, erklärte Professor Claus Bachert, Leiter der HNO-Universitätsklinik Gent in Belgien. Die verschreibungspflichtigen Tabletten werden von den Krankenkassen bezahlt. Die Einnahme sollte möglichst früh, mindestens zwei Monate vor der Pollensaison, beginnen. Auch wenn man erst 8 Wochen vor dem Pollenflug mit der Behandlung anfange, bringe dies schon eine Erleichterung für die Betroffenen. Laut einer Studie des Herstellers nehmen die Symptome schon im ersten Jahr der Anwendung ab. „82 Prozent der mit GRAZAX® behandelten Patienten fühlten sich schon in der ersten Gräserpollensaison besser oder viel besser als im Vergleich zum Vorjahr”, so Claus Bachert.
Die klinischen Studien dokumentieren, dass die Gräsertablette sehr gut verträglich ist. Deshalb entfällt auch die bei den anderen SIT-Methoden übliche Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung. Dr. Stefan Espenschied, Leiter der Allergologie der Städtischen Kliniken Karlsruhe, berichtete von einem Kribbeln unter der Zunge oder einer leichten Schwellung im Mundraum als mögliche Nebenwirkungen, „die aber nie länger als 20 Minuten anhalten.” Die erste Tablette soll man -seinem Rat zufolge - in der Arztpraxis einnehmen und dort noch rund 20 Minuten warten. Danach könne die Tablette jeden Tag bequem zu Hause eingenommen werden. Seine Patientin Katharina Taylor verspürt keine nennenswerten Nebenwirkungen. Sie ist hoch zufrieden mit der bequemen Tablettentherapie gegen ihren Heuschnupfen und denkt schon an unbeschwerte Sommer-Picknicks draußen in der Natur mit ihren Freunden.