Gerade hatte Wolfgang Rick mit seiner hübschen Lebensgefährtin Sonja Westermann (28) Verlobung gefeiert. Da kam die Schock-Diagnose: Magentumor, schon sehr weit fortgeschritten. Sicher, in den letzten Monaten hatte er öfter Probleme beim Essen gehabt: „Kaum hatte ich ein paar Bissen gegessen, war ich satt”, erinnert sich der Sänger und Inhaber einer Konzertagentur aus der Nähe von Heilbronn. „Es ging einfach nichts mehr rein.” Doch da er keine Schmerzen hatte, schob er es auf beruflichen Stress. Erst als er begann, Blut zu erbrechen, ging er zum Arzt, wollte eine Magenspiegelung machen lassen. Doch der Mediziner winkte ab. „Wahrscheinlich haben Sie bloß einen nervösen Magen”, meinte er und gab ihm einen Säurehemmer.
Ricks Zustand wurde immer schlechter. „Bald konnte ich überhaupt nichts mehr essen, erbrach mich ständig.” Er musste Auftritte absagen, denn auch an Singen war nicht mehr zu denken. Diesmal bestand der Musiker bei seinem Arzt auf einer Gastroskopie. Der willigte widerstrebend ein. Und wurde zunehmend kleinlauter. „Er kam mit dem Schlauch gar nicht in den Magen, es war alles zugewachsen”, erinnert sich Wolfgang Rick. Ultraschall-Untersuchung und Biopsie bestätigten den bösen Verdacht: Krebs im fortgeschrittenen Stadium.
„Er hatte sich Fliegenpilzartig verbreitet, war schon durch die Magenwand gewachsen und absolut inoperabel”, erzählt Rick. „Zum Glück hatte ich wenigstens keine Metastasen.” In der Uniklinik empfahl man eine Hochdosis-Chemotherapie. Er lehnte ab. „Bei einem so großflächigen Magenkrebs würde diese aggressive Therapie mehr schaden als nutzen”, hatte er von anderen Ärzten erfahren. „Ich würde kein halbes Jahr mehr leben.”
Eine Behandlung beim Heilpraktiker, der große Erfolge mit einer alternativen Therapie erzielte, schlug nicht an: Der Krebs wuchs weiter, innerhalb von drei Monaten hatte der 1,80 Meter große, 120 Kilo schwere Mann 45 Kilo Gewicht verloren. Der Tumor hatte sich mittlerweile bis zum Darm hin ausgebreitet und war dabei, ins Rückenmark einzuwachsen. Rick bekam Nierenprobleme, weil er auch auf dieses lebenswichtige Organ drückte. Im Bauchraum hatten sich mittlerweile mehrere Liter Flüssigkeit angesammelt, die aufs Zwerchfell drückten und die Atmung behinderten.
In dieser Situation hörte Ricks Verlobte Sonja von einer speziellen Krebstherapie - der Regionalen Chemotherapie mit einer isolierten Bauchperfussion. Dabei wird das Anti-Tumormittel nicht in den ganzen Körper, sondern nur in die Tumorregion geleitet. Diese Methode ist nicht nur wirksamer, sie hat auch bedeutend weniger Nebenwirkungen.
„Bei der isolierten Bauchperfussion wird der Rumpf vom Zwerchfell bis zu den Leisten mittels Ballonkathetern in den Hauptschlagadern abgeklemmt”, erklärt Prof. Karl R. Aigner, Ärztlicher Direktor vom Medias Klinikum im bayerischen Burghausen. Der Blutfluss läuft dabei über die Herz-Lungenmaschine. Anschließend wird der Bauchraum mit einem hochdosierten Chemotherapeutikum geflutet. „Der Eingriff dauert zwei Stunden”, so Prof. Aigner. „Zum Schluss filtern wir das Blut, um es von Restbeständen des Mittels zu reinigen.”
Bereits nach der ersten Behandlung begann der Tumor zu schrumpfen. „Ich konnte kurz danach wieder essen.” Nach zwei weiteren Therapiezyklen hatte sich der Tumor fast vollständig zurückgebildet.
„Als ich in die Klinik kam, lagen meine Tumormarker bei 5500”, erinnert sich Rick. „Die Normalwerte liegen bei 35.” Heute sind seine Marker im Normbereich.
„Nicht alle Magenkrebs-Patienten sprechen so gut auf die Therapie an”, sagt Prof. Aigner. „Wir haben es auch immer wieder mal mit sogenannten Therapieversagern zu tun. In so einem Fall nehmen wir eine Gewebeprobe vom Tumor und untersuchen im Labor, auf welches Mittel er reagiert, bevor wir weiter behandeln.”
Wolfgang Rick genießt mit seiner Sonja sein neues Leben. „Ich habe mit Nordic Walking angefangen, schaffe schon 10 Kilometer”, erzählt er. „Und als nächstes planen wir die Hochzeit!”