Autor: Beate Maly
Verlag: Emons Verlag
Seiten: 256
ISBN-10: 3740823739
ISBN-13: 9783740823733
Preis: EUR 18.00
Ach, Wien! Die Stadt, wo der Tod eine Melodie pfeift und der morbide Charme so dick ist wie die Staubschicht auf einem Habsburgersarg. Und genau in dieses betörend-verwesende Flair taucht man ein mit “Gold aus der Wiener Werkstätte”. Wer jetzt blumige Beschreibungen von Sezessionsstil und Jugendstil-Anmut erwartet, dem sei gesagt: Ja, die gibt es. Aber nur als schillernde Fassade für das, was wirklich zählt: die dunklen Abgründe der menschlichen Seele und die unerbittliche Wiener Logik, dass alles Schöne irgendwie auch sterblich ist.
Das Buch präsentiert sich als eine Schatzkiste voller Geschichten, die funkeln wie die reinsten Goldobjekte – aber eben jene, die man vielleicht im Erbe einer exzentrischen Tante findet, deren letzte Worte waren: “Vergesst nicht, den Leichenschmaus standesgemäß zu zelebrieren!” Die Wiener Werkstätte mag hier die Kulisse sein, doch die wahren Stars sind die Verrücktheiten, die sich hinter den eleganten Fassaden abspielen. Man wähnt sich in einem Kriminalroman, dessen Mordwaffe ein kunstvoll gefertigtes Besteckset sein könnte, poliert mit den Tränen unglücklicher Liebender.
Die Beschreibungen der Kunstwerke sind so detailliert, dass man fast den kalten Glanz des Silbers auf der Haut spürt oder den leichten Geruch von Zerfall, der an alten Sammlerstücken haftet. Doch es ist nicht nur die Kunst, die hier seziert wird; es ist die Seele Wiens selbst, die mit ihren Eigenheiten, ihrem Grant und ihrem unerschütterlichen Fatalismus liebevoll, wenn auch manchmal mit einem Augenzwinkern, offengelegt wird. Man erfährt, dass selbst das edelste Goldstück eine Geschichte von Gier, Neid oder einfach nur einer verunglückten Affäre erzählen kann, die im Schatten einer prunkvollen Villa stattfand.
Kurzum: “Gold aus der Wiener Werkstätte” ist kein trockenes Sachbuch für Kunsthistoriker. Es ist ein morbider Tanz durch die Glanzzeiten Wiens, bei dem man sich nie ganz sicher sein kann, ob man gerade ein Kunstwerk bewundert oder Zeuge eines dekadenten Absturzes wird. Wer also Freude am leicht Verweslichen hat und wissen möchte, dass auch Gold seine düsteren Geheimnisse birgt, der findet hier einen funkelnden Schatz – der vielleicht ein kleines bisschen nach Krypta riecht.
Prädikat: Goldwert für alle, die Wien auch dann lieben, wenn es ein wenig nach Tod und Melancholie duftet.