Über die Möglichkeiten der Wiederherstellung gelähmter Gesichtsnerven sprachen wir mit dem Leiter der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie des Städtischen Krankenhauses München –Bogenhausen, Prof. Dr. med. Milomir Ninkovic. Er gilt, gerade auf diesem so sensiblen Gebiet als Vorreiter, denn ihm gelingt es, das Lachen zurück zu holen. Und Betroffene wissen darum, wie unendlich wichtig die damit verbundene Verbesserung der Lebensqualität, etwa durch Wiederherstellung der Mundwinkelmuskulatur (Lachen) oder der Schließfähigkeit der Augen ist.
Eine Gesichtsnervenlähmung, medizinisch als Fazialisparese bezeichnet, ist eine, in aller Regel einseitige, Funktionsstörung der mimischen Gesichtsmuskulatur. Ihr äußeres Anzeichen ist ein „schiefes Gesicht“, oft begleitet von einem fehlenden Lidschluss. Nicht betroffen ist hingegen die Kaumuskulatur, da diese durch den Trigeminus-Nerv versorgt wird.
Generell unterscheidet man in der Medizin zwischen dem peripheren und dem zentralen Typ der Fazialisparese. Während bei der peripheren Lähmung der Nerv in seinem Verlauf geschädigt ist, zeigt sich bei der zentralen Form eine Störung in Teilen des Gehirns.
Hauptaufgabe des Fazialisnervs ist die Versorgung der mimischen Gesichtsmuskulatur. Er versorgt nicht nur Tränen- und Speicheldrüsen, sondern auch die kleinen Nasen- und Gaumendrüsen, die u.a. zuständig sind für das Geschmacks- oder Schleimhautempfinden.
„Vorab muss bemerkt werden, dass wir normalerweise in der Plastischen Chirurgie nicht die Anfänge einer Fazialislähmung zu sehen bekommen. Behandelnde Ärzte hierfür sind HNO-Ärzte oder Neurologen.
Sehr oft sind der oder die Auslöser unbekannt. Man spricht in diesem Fall von einer idiopathischen Fazialislähmung, (Bell’sche Parese). Man geht davon aus, dass diese am meisten verbreitete Hirnnervenerkrankung das Herpes-Simplex-Virus vom Typ 1 als Auslöser hat. Die dadurch hervorgerufene Entzündung lässt den in einem knöchernen Kanal verlaufenden Nerv anschwellen. Aber auch Viren, Bakterien, das Pfeiffersche Drüsenfieber, Borreliose, sowie andere Infektionen können diese Lähmung verursachen. Aber auch Luftzug, Stress, Veranlagung, sowie Überempfindlichkeiten, Tumore oder traumatische Ereignisse können der Grund sein“.
Fazialislähmungen bilden sich in aller Regel nach kurzer Zeit wieder zurück. Die Rückbildung kann aber durchaus bis zu drei Monaten dauern. Wenn nach ca. zwei Jahren keine Besserung eintritt, sollte ein Eingriff durch die plastische Chirurgie überlegt werden. Denn nach dieser Zeit ist die Verbindung zwischen Nerv und Muskel degeneriert , da keine Impulse mehr weitergeleitet werden. Der Nerv kann sich nicht mehr, oder nur noch teilweise, erholen.
Die Statistik weist ca. 20 bis 25 Erkrankungen pro Jahr auf 100.000 Personen aus. Bei Schwangeren steigt die Zahl auf 45 pro 100.000.
Die meisten Fazialislähmungen treten im Alter von 30-45 Jahren auf.
„Es gibt eigentlich keinen Fall, wo nicht eine der bekannten Methoden angewendet werden kann. Bei der statischen Methode übernimmt der Muskel teilweise die Funktion des Nervs, eine Verbesserung des Ist-Zustandes wird also stattfinden.
Das wieder erreichen einer Dynamik kann auch durch die sogenannten Cross-Face-Nerve Plastik erreicht werden. Dazu bedarf es eines Muskeltransfers. Dieser kann beispielsweise aus dem Oberschenkel genommen werden“.
Spätestens drei Wochen nach der Operation sollte der Erfolg sichtbar sein.
„Nein. Generell ist zu sagen, dass die dynamische Wiederherstellung eher bei jüngeren, die statische Wiederherstellung hingegen eher bei älteren Patienten zur Anwendung kommt“.
„Ca. drei Wochen, wobei sich die Funktionsfähigkeit sofort nach der OP einstellen wird“.
„Nein, denn wenn der Muskel funktionsfähig ist, wird sich ein Erfolg einstellen“.
Seit ca. 25 Jahren, allerdings war die Methode bereits nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt, sie wurde jedoch selten angewendet.
Herr Professor, wir bedanken uns für das ausführliche interview.