Es gibt Touren, die bleiben einfach hängen. Diese hier ist so eine. Vier Tage, rund 180 Kilometer, mehr als 70 Aussichtspunkte, drei Seen, zwei Landesgrenzen, unzählige Aha-Momente. Unsere E-Bike-Tour durchs Entdeckerviertel ist kein klassischer Radurlaub. Sie ist ein kleines Abenteuer, eine kulinarische Reise, eine Geschichtsstunde – und vor allem: ein Hochgenuss für alle Sinne.
Treffpunkt: Tourismusbüro Braunau. Die Stadt an der Grenze zu Bayern begrüßt uns mit Geschichte, Charme und einem Hauch Gotik. Die Altstadt ist zwar klein, aber eindrucksvoll: Der gotische Stadtplatz, die Stadtpfarrkirche St. Stephan mit einen der höchsten Kirchtürme Österreichs (knapp 87 Meter!), kleine Cafés und Läden mit viel lokalen Charme.
Nach dem Besuch im Restaurant Gugg (das Backhendl ist ein Gedicht) geht’s auf den Turm – 192 Stufen, die sich lohnen. Der Blick auf das Europareservat “Unterer Inn” ist spektakulär. Zurück beim Tourismusbüro bekommen wir unsere E-Bikes. Schnell noch den Sattel eingestellt – los geht’s!
Die erste Etappe führt uns Richtung Hagenauer Bucht, wo die Mattig in den Inn mündet. Ornithologen kommen hier voll auf ihre Kosten: Reiher, Seidenreiher, sogar Seeadler lassen sich hier blicken. Wir folgen der Mattig flussaufwärts, der Wind im Gesicht – und mit jeder Kurve wächst dieses Gefühl von Freiheit.
In Uttendorf machen wir Halt im Braugasthof Vitzthum. Bierverkostung! Der dunkle Bock ist mein Favorit, während andere vom Uttendorf Premium schwärmen. Ein bisschen beschwingt radeln wir die letzten Kilometer nach Munderfing. Der Gasthof Weiß bietet uns ein einfaches, aber herzliches Quartier. Abendessen gibt’s im Wirt z’Weissau. Tipp: Das Brot ist hausgemacht und legendär.
Der Morgen begrüßt uns mit Windjacken-Wetter. Egal. Wir starten über Lengau, Lochen am See nach Gebertsham mit einem herrlichen Blick über den Mattsee. Weiter geht’s nach Rödhausen, dort der Panoramablick über den Grabensee. Kurz innehalten, Fotos machen, durchatmen.
In Perwang am Grabensee entscheiden wir uns für die Panorama-Route – landschaftlich großartig, aber mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern, die sich lohnen. Das Wetter reißt auf. Über Kirchberg bei Mattighofen machen wir Halt im Wirtshaus zum ONKE HELI. Rustikal, herzlich, mit regionaler Küche. Danach rollen wir Richtung Ibmer Moor – dem größten zusammenhängenden Moorgebiet Österreichs.
Maria Wimmer, unsere Moorführerin, weiß alles. Torfmoose, Libellen, seltene Amphibien – das Pfeiferanger ist ein Mikrokosmos für sich. Zu Fuß unterwegs merkt man, wie viel Leben hier pulsiert.
Am Nachmittag nehmen wir die Seen-Variante: vorbei am Heratinger See und Ibmer See, hinein nach Holzöster. Unser Ziel für diese Nacht: das Hotel Der Seewirt, ein ruhiger Rückzugsort nur wenige Gehminuten vom See entfernt. Hier übernachten wir – und genießen im hauseigenen Restaurant ein Abendessen, das seinem Ruf als echter Geheimtipp mehr als gerecht wird: hausgemachte Innviertler Schmankerl, regionale Klassiker, mit Geschmack, Charakter und viel Liebe gekocht. Übrigens: Sophia Loren war hier in den 70ern zu Gast.
Endlich Sonne! Wir verlassen Holzöster Richtung Haigermoos. Dort steht eine der wenigen Doppelkirchen Europas. Josef Kern, Kirchenführer mit Herz und Schmäh, erklärt uns die zwei Altäre und die symbolische Teilung des Gotteshauses. Ein echtes Juwel.
Über St. Pantaleon (Zwischenstopp beim Stiegl-Gut Wildshut: Bio-Bier, Permakultur, Brot aus dem Holzofen!) radeln wir an der Salzach entlang zur Grenze – rüber nach Bayern. In Tittmoning essen wir in der Dorfwirtschaft Asten: Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren, wie bei Mama.
Gestärkt rollen wir vorbei an der Burg Tittmoning und am idyllischen Leitgeringer See. Kurz vor Burghausen noch ein Highlight: das barocke Kloster Raitenhaslach. Dann erreichen wir die Stadt mit der längsten Burg der Welt.
Unser Hotel Burgblick liegt auf der österreichischen Seite, der Name ist Programm. Die Burgführung am Abend ist ein Erlebnis. Wir lernen, dass die Anlage über einen Kilometer lang ist, in sieben Burghöfe gegliedert und nie eingenommen wurde.
Abendessen im Burgcafé Burghausen. Die Burg im Licht, ein Glas Wein – ein Abend, der hängen bleibt.
Der letzte Tag führt uns über die bayerische Seite der Salzach zum Inn-Salzach-Delta. Ein verwunschenes Fleckchen Erde, durchzogen von Auen, Kiesinseln, Vogelstimmen. Weiter geht’s nach Simbach am Inn, alte Eisenbahnerstadt mit Retro-Charme. Ein letzter Schwenk über die Staatsbrücke, zurück nach Braunau.
Abschluss-Mittagessen in der Innenstadt. Die Beine sind müde, aber der Kopf voller Eindrücke. Ein letzter Blick zurück auf unsere Route – vier Tage, zwei Länder, unzählige Erlebnisse. Dann heißt es Abschied nehmen. Doch was bleibt, ist mehr als eine sportliche Leistung oder schöne Landschaft. Diese Tour war Naturkino, Geschichtsstunde, Genussreise und Auszeit in einem. Ein Erlebnis, das hängen bleibt.
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