Sonnenbrand kennt jeder – und die Maßnahmen dagegen auch. Doch während man diese direkte Wirkung der Sonnenstrahlen auf die Haut vermeiden kann, sind Gegenmaßnahmen bei einer „Sonnenallergie“ schwieriger. Bereits jeder 10. Deutsche leidet an dieser Überempfindlichkeit gegenüber der Sonne. Damit die Freude am Sommer trotzdem nicht getrübt wird, sollten sich Sonnenallergiker entsprechend vorbereiten.
Prof. Paul: Um die Frage genau zu beantworten, muss man zunächst zwischen den verschiedenen Arten von Sonnenallergie unterscheiden. Wir gehen mit dem Begriff „Allergie“ großzügig um, ohne meist im Einzelnen den Mechanismus der Überempfi ndlichkeitsreaktion zu kennen. Die phototoxischen Reaktionen ohne echten allergischen Mechanismus sind sicherlich rückläufi g. Diese entstehen beim Zusammentreff en von bestimmten lichtsensibilisierenden Stoff en mit UV-Licht - hierzu gehört zum Beispiel die Beloque-Dermatitis, die auch durch Parfümöle ausgelöst werden kann. Hier war die Patientenaufklärung erfolgreich. Eine andere große Gruppe ist die sogenannte Mallorca-Akne, die sehr wahrscheinlich durch bestimmte Komponenten in Sonnen- oder Hautcremes und UVA ausgelöst wird. Die Mallorca-Akne kann auch durch UVA-Besonnung in Solarien entstehen. Die größte Gruppe von Sonnenallergien, die „polymorphe Lichtdermatose“ ist bereits seit 1878 bekannt, nimmt jedoch zu. Es sind mehr Frauen als Männer betroff en und die Erkrankung beginnt meist bei jungen Erwachsenen. Warum diese Art Lichtallergie zunimmt, ist nicht genau bekannt. Die schwerste Form ist die „Sonnen-Utrikaria“- eine durch Sonnenlicht ausgelöste Form der Nesselsucht, sie ist extrem selten kann aber zum lebensgefährlichen Schock mit Herz-Kreislauf-Versagen führen. Die Betroff enen müssen sofort ins Krankenhaus.
Prof. Paul: Typischerweise treten die Hautveränderungen nicht unmittelbar während der Sonnenbestrahlung auf, sondern etliche Stunden bis zwei Tage danach. Der Name „polymorphe“, also „vielgestaltige“ Hautkrankheit zeigt, dass das Erscheinungsbild nicht immer gleich ist. Die Hautausschläge unterscheiden sich von Patient zu Patient und können von stecknadelkopf- bis erbsengroßen Bläschen bis zu roten Knötchen reichen. Sie können von quälendem Juckreiz begleitet sein, der auch in der Nacht nicht nachlässt.
Prof. Paul: Wie bereits angedeutet, ist eine sinnvolle Prophylaxe schwierig, da die Ursachen nicht genau bekannt sind. Bei der Mallorca-Akne ist es sehr erfolgreich, wenn emulgatorfreie Sonnenschutzmittel verwendet werden. Schwieriger wird es bei der polymorphen Lichtdermatose. Was bei verschiedenen Patienten unterschiedlich aussieht, spricht auch auf ganz verschiedene Vorbeugemaßnahmen an. Für alle gilt jedoch: Langsam an die Sonne gewöhnen und konsequenter Lichtschutz. Hier sind in erster Linie geeignete Kleidung und Sonnenschutzmittel mit UVA- und UVB-Schutz gemeint. Da ein konsequenter Schutz vor UVA-Strahlung für Sonnenallergiker besonders wichtig ist, sollten Markenprodukte verwendet verwenden, die z. B. in der Apotheke zu kaufen sind. Billige Sonnencremes schützen häufi g nur im UVB Bereich gut, während der UVA Schutz unzureichend bleibt. Das haben Untersuchungen der Universität Tübingen ergeben.
Prof. Paul: Günstig ist es, wenn die Sonnencremes zusätzlich Antioxidantien, wie z. B. Vitamin E enthalten.
Prof. Paul: Bei manchen Menschen hilft eine prophylaktische Calciumgabe einige Wochen vor der erwarteten Sonnenexposition sehr gut, bei anderen jedoch überhaupt nicht. Mit der Einnahme von Betacarotin, hier sollten 30 mg am Tag genommen werden, verhält es sich ähnlich. Die einen schwören darauf, andere profi tieren nur wenig. Nach Studien aus USA sollten Raucher kein Betacarotin einnehmen, da dies das Krebsrisiko erhöhen kann.
Prof. Paul: Prinzipiell kann durch Besuch des Solariums Vorbeugung, im Sinne einer Art Abhärtung gegen Sonnenallergie, betrieben werden. Voraussetzung ist jedoch die langsame Steigerung der Dosis, also der Aufenthaltsdauer auf der Sonnenbank. Zu Beginn können 5 Minuten schon genug sein und 15 Minuten sollten nicht überschritten werden. Für die Vorbeugung sind nur solche Bänke geeignet, die UVA und UVB-Strahlen aussenden, da die Polymorphe Lichtdermatose durch beide Strahlenarten ausgelöst wird. Außerdem müssen vor dem Sonnen alle Kosmetika und Hautpfl egemittel entfernt werden. Durch vernünftigen Umgang mit der Natursonne kann man die Haut jedoch auch an die UV-Strahlung gewöhnen. Patienten, die unter sehr ausgeprägter Sonnenallergie mit schweren Hautveränderungen leiden, sollten sich unter Kontrolle des Hautarztes einem „Hardening“ unterziehen. Hier wird die Haut stufenweise immer stärkerer UV-Belastung ausgesetzt. Da dieses Verfahren sehr aufwändig ist, sollte es nur in schweren Fällen zum Einsatz kommen.
Prof. Paul: Bei Lichtausschlägen und Entzündungen der Haut tritt oft zuerst Juckreiz auf. Durch Antihistaminika als Gele oder Tabletten kann man schon zu Beginn Schlimmeres verhüten. Haben sich schwere Hautveränderungen entwickelt, ist der Gang zum Hautarzt unvermeidlich. Corstisonsalben oder -tabletten bringen rasche Linderung. Da das Cortison nur kurze Zeit gegeben werden muß, sind auch keine Hautschädigungen oder schweren Nebenwirkungen zu erwarten.
Prof. Paul: Cremes mit Antioxidantien, wie zum Beispiel Vitamin E sind günstig, eine Allergieprävention kann man aber nicht erwarten, da man starke Reaktionen damit nicht abblocken kann. Dennoch können sogenannte After Sun-Präparate, bzw. Lotionen mit Vitamin A und E und dem hautberuhigenden Wirkstoff Panthenol bei leichten Sonnenbränden lindernd wirken.
Vielen Dank für die Informationen, die den Betroffenen sicher weiterhelfen werden.