Die Neigung, eine Venenschwäche zu entwickeln, ist erblich bedingt. Werden die Venen zudem überlastet, beispielsweise durch eine überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit sowie durch Bewegungsarmut und Übergewicht, so geben sie nach und weiten sich aus. Auch hormonelle Einflüsse können zur Entstehung einer Venenschwäche beitragen. Frauen sind daher häufiger betroffen als Männer.
Anfangs machen sich schwache Venen durch ein unangenehmes Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen bemerkbar. Dieses Gefühl stellt sich vor allem abends, aber auch nach längerem Stehen ein. Verstärkt wird es, wenn zusätzlich Wärme auf die Beine einwirkt, also im Sommer oder beim Besuch der Sauna oder im Solarium. Hochlegen der Beine bessert die Beschwerden.
Später schwellen die Beine im Laufe des Tages an; vielleicht fangen sie sogar an, unangenehm zu kribbbeln. Im Gewebe sammelt sich Wasser, das die überlasteten Venen nicht abtransportieren können; Ödeme entstehen ( Lymphdrainage). Auch ein ziehender Schmerz, ruhelose Beine oder nächtliche Wadenkrämpfe können auf ein Venenleiden hindeuten.
Venenleiden sind keine Bagatelle. Die möglichen Folgen reichen von schmerzhaften Venenentzündungen bis hin zum offenen Bein. Nur durch rechtzeitige, konsequente Behandlung des Venenleidens lassen sich solche Folgen verhindern.
Grundprinzip der Behandlung von Venenleiden ist, von außen auf die schwachen Venen Druck auszuüben. Bei leichten Fällen von abendlichem Schwere- und Schwellungsgefühl kann das Tragen von Stützstrumpfhosen ausreichend sein. In fortgeschritteneren Stadien sind sogenannte Kompressionsstrümpfe angezeigt, oder es ist ein Kompressionsverband erforderlich.
In leichteren Fällen sind neben den allgemeinen Maßnahmen (siehe unten) Medikamente, die auf die Haut aufgetragen werden, zur Behandlung geeignet. Sie enthalten Wirkstoffe wie Heparin, Arnika oder Extrakte aus der Roßkastanie. Venenmittel zum Einnehmen, die ebenfalls Roßkastanienextrakte enthalten oder Wirkstoffe wie Troxerutin, dichten die Venenwände ab. In fortgeschritteneren Fällen dienen die Medikamente zur Unterstützung der Kompressions- und der chirurgischen Behandlung.
Bei Venenschwäche und Venenleiden können Sie eine ganze Reihe von Maßnahmen selbst ergreifen.
Wenn Sie viel auf den Beinen sind und viel stehen müssen, dann denken Sie daran, Ihren Venen ab und zu etwas Gutes zu tun:
Verlagern Sie Ihr Gewicht auf den Vorfuß, und stellen Sie sich auf die Zehenspitzen; rollen Sie Ihre Füße langsam vom Fußballen zur Ferse ab, bis Sie wieder mit dem ganzen Fuß auf dem Boden stehen. Wiederholen Sie diese Übung zehnmal. Etwas unauffälliger ist die Variante, bei der es immer nur ein Fuß »auf die Spitze treibt«, während das andere Bein ruhig bleibt (ebenfalls zehnmal). Die Übung sollten Sie vorher im stillen Kämmerlein ausführen. Denn Ungeübten kann das gleichzeitige Anheben beider Fußspitzen leicht Probleme mit dem Gleichgewicht bescheren. Halten Sie sich bei der »Generalprobe« an einem stabilen Stuhl fest (zehnmal).
Einen stabilen Stuhl brauchen Sie auch für die nächsten Trainingsschritte. Los geht´s mit einem Hauch von Ballett. Stellen Sie sich hinter den Stuhl, stützen Sie sich auf seine Lehne, und schwingen Sie ein Bein nach hinten. Gleichzeitig geht der Fuß des Standbeins in den Zehenstand - jedenfalls so weit das möglich ist. Jedes Bein sollten Sie zehnmal schwingen lassen.
Nach dieser Anstrengung dürfen Sie Platz nehmen. Stellen Sie Ihre Füße nebeneinander auf den Boden. Strecken Sie dann Ihre Beine, und bringen Sie sie in eine waagerechte Position. Beugen Sie die Beine wieder im Knie, aber stellen Sie Ihre Füße nicht auf dem Boden ab. Strecken Sie Ihre Beine wieder, als wollten Sie mit Ihren großen Zehen auf jemanden zeigen - und zwar zehnmal hintereinander.
Wenn Sie bei der vorhergehenden Übung nicht geschummelt haben, wird Ihnen die folgende leicht »von der Hand« oder besser »vom Fuß« gehen. Heben Sie wieder Ihre Beine leicht an, damit Ihre Füße über dem Boden schweben. Dann geben Sie abwechselnd Ihren Zehen und Ihren Fersen jeweils zehnmal die Möglichkeit zu einem freundlichen Kontakt. Danach können Sie versuchen, Zehen und Fersen jeweils gemeinsam in dieselbe Richtung zu bewegen, eins rechts, eins links sozusagen - ebenfalls zehnmal.
Natürlich werden Sie nicht immer das ganze Übungsprogramm »turnen« können. Dennoch: Gelegenheiten für eine dieser Übungen ergeben sich immer wieder - Sie sollten sie nützen.
Übungen auf dem Boden lassen sich naturgemäß schlecht am Arbeitsplatz durchführen. Nach einem langen Arbeitstag tun sie aber erst recht gut.
Radfahren ist eine bei Venenleiden hervorragende Betätigung, vor allem, wenn die Zimmerdecke die imaginäre Radlstrecke ist. Legen Sie sich dazu auf den Rücken, und treten Sie großzügig in die gedachten Pedale; auf 20 Umdrehungen sollten Sie es dabei schon bringen. Falls Ihnen doch nicht so sportlich zumute ist: Bei der weniger temperamentvollen Methode reicht es, die Beine abwechselnd jeweils zehnmal zu beugen und zu strecken. Und wenn Sie im Anschluß an dieses Training Ihre Beine auch noch hochlegen, haben Ihre Venen eigentlich keinen Grund, sich über Sie zu beklagen.