Das in Tabak und Tabakrauch enthaltene Nikotin schädigt nicht nur das Gehirn nachweislich, sondern ist auch Ursache für zahlreiche Erkrankungen. Die wohl bekannteste ist COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), doch die Liste ist viel länger.
Alarmierende Entwicklung: Rauchen bei Jugendlichen wieder im Aufwind
Es mangelt nicht an Aufklärung! Leider kommt sie immer noch viel zu wenig an. Rund 1,3 Milliarden Menschen greifen täglich zur Zigarette oder anderen nikotinhaltigen Suchtmitteln. Bei uns liegt der Tabakkonsum etwa bei 15 % der Erwachsenen. Noch viel alarmierender ist dabei die Tatsache, dass nach Jahren sinkender Raucherzahlen seit der Corona-Pandemie ein besorgniserregender Gegentrend sich zeigt: Immer mehr Jugendliche greifen wieder zur Zigarette – zusätzlich zu E-Zigaretten und Vapes.
Lungenerkrankungen sind nur die Spitze eines Eisbergs
Unwidersprochen gilt die Tatsache: Tabakkonsum ist nach wie vor eine der führenden vermeidbaren Todesursachen. Doch die schädlichen Auswirkungen betreffen weit mehr als Lungen- und Herzerkrankungen. Wie wissenschaftliche Studien zeigen, reichen diese vom Immunsystem über die Mund- und Augengesundheit bis zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und chronische Erkrankungen.
- Laut BZgA-Studie (2023) rauchen 12,2 % der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig – ein Anstieg um fast 4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021.
- Besonders beliebt sind E-Zigaretten (Vapes) mit süßlichen Aromen – oft als „harmlos“ wahrgenommen, obwohl sie Nikotin enthalten.
- Der Einstieg erfolgt heute oft über Vapes, später folgt der Griff zur klassischen Zigarette.
Gründe für den Trend:
- Social-Media-Trends (TikTok, Instagram)
- Verfügbarkeit über Graumarkt-Importe
- Stressabbau und Gruppenzwang, vor allem nach Lockdowns
- Unterschätzung der gesundheitlichen Risiken von Nikotin und Zusatzstoffen
Was Experten fordern:
- Strengere Alterskontrollen beim Online-Kauf von Vapes
- Werbeverbote für Nikotinprodukte, auch im Influencer-Marketing
- Verstärkte Aufklärung in Schulen über die gesundheitlichen Folgen
Gesundheitliche Risiken
Tabak und das Immunsystem
Zigarettenrauch enthält über 7.000 chemische Substanzen, von denen viele toxisch oder krebserregend sind. Studien zeigen, dass Rauchen:
- Entzündungsprozesse im gesamten Körper fördert,
- die Immunantwort auf Viren und Bakterien schwächt,
- die Funktion von Makrophagen und T-Lymphozyten beeinträchtigt,
- und die Immunregulation aus dem Gleichgewicht bringt.
Neueste Studien-Erkenntnisse (Lancet, 2023): Rauchende Probanden zeigten nach COVID-19-Impfung signifikant niedrigere Antikörpertiter als Nichtraucher.
Schleimhäute, Mund und Rachen unter Rauchbelastung
Rauchen verändert die Mikrostruktur der Mund- und Rachenschleimhaut:
- Es kommt zu chronischer Reizung, Zellveränderungen (Metaplasie) und vermindertem Speichelfluss.
- Die lokale Immunabwehr sinkt – Infektionen wie Pilzbefall (z. B. Candida) oder HPV können leichter eindringen.
- Nikotin hemmt die Durchblutung, was die Regeneration des Gewebes zusätzlich erschwert.
Rauchen und Mundgesundheit
Rauchen gilt als Hauptursache für Parodontitis – noch vor genetischer Veranlagung oder schlechter Mundhygiene.
- Raucher haben ein bis zu 6-fach höheres Risiko für Zahnfleischerkrankungen.
- Zahnverlust tritt bei Rauchern deutlich früher auf.
- Die Wundheilung nach zahnärztlichen Eingriffen ist verzögert.
- Implantate halten bei Rauchern weniger lang – ein Phänomen, das als „Raucherperiimplantitis“ bekannt ist.
- Krebsrisiko wie beispielsweise für Mundhöhlenkarzinome ist bei Rauchern um das 6- bis 10-Fache erhöht. Ganz besonders gefährlich ist die Kombination von Rauchen mit Alkohol.
Augenkrankheiten durch Tabak
Tabakrauch enthält Oxidantien, die die feinen Blutgefäße der Retina schädigen. Die Folge:
- Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) tritt bei Rauchern doppelt so häufig auf.
- Das Risiko für Grauen Star (Katarakt) steigt um 40–60 %.
- Auch die Durchblutung des Sehnervs wird beeinträchtigt – ein möglicher Risikofaktor für Glaukom.
Studie der University of Cambridge (2022): Bei Rauchern war das Fortschreiten der AMD im Beobachtungszeitraum von 5 Jahren signifikant schneller.
Therapie- und Ausstiegsoptionen
Evidenzbasierte Entwöhnungsprogramme
- Kombinierte Verhaltenstherapie + Nikotinersatz ist laut WHO am wirksamsten.
- Medikamente wie Vareniclin oder Bupropion steigern die Erfolgsrate deutlich.
- Digitale Rauchfrei-Apps und begleitende Online-Coachings (z. B. „Nichtraucherhelden“) gewinnen an Bedeutung. Auch informativ: www.rauchfrei.info
Neuere Ansätze
- Cytisin (aus der Pflanze Goldregen) zeigt vielversprechende Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen.
- Hypnose und Akupunktur können unterstützend helfen – die Evidenz ist jedoch uneinheitlich.
- Mikrobiom-gestützte Therapien sind in Erprobung, um die Immunbalance wiederherzustellen.
Ausblick
Rauchen ist tödlich, besagen nicht nur die Aufkleber auf Zigarettenschachteln. Denn Rauchen schädigt den Körper auf vielen Ebenen, von Zähnen und Schleimhäuten bis hin zum Immunsystem und den Augen bis zu lebenswichtigen Organen wie Herz und Lunge. Schon deshalb lohnt sich Rauchstopp in jedem Alter. Man weiß heute, dass sich bereits nach wenigen Wochen die Immunfunktion messbar regeniert, nach Monaten bessert sich die Mundflora, und die Risiken für z. B. Parodontitis und AMD sinken deutlich.
ES IST NIE ZU SPÄT FÜR EINEN RAUCHSTOPP!
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