Nach der Markteinführung von Viagra in den USA im Jahr 1998 gab es eine Reihe von Studien, die der Frage nachgingen, wie genau Sildenafil Wirkung zeigt. Sildenafil ist der Wirkstoff in der bekannten blauen Pille Viagra.
Eine Studie von PD Dr. Frank Sommer aus Köln wies beispielsweise nach, dass eine regelmäßige abendliche Einnahme von Sildenafil bei den meisten Patienten eine dauerhafte Verbesserung der Erektionsfähigkeit bewirkt: Dabei wurden über 12 Monate hinweg 77 Patienten untersucht, die unter erektiler Dysfunktion litten. Eine der drei untersuchten Gruppen nahm regelmäßig vor dem Schlafengehen 50 mg Sildenafil ein. Bei einer Nachbeobachtung nach sechs Monaten zeigte sich Überraschendes: Bei 19 von 20 Männern der untersuchten Gruppe, die wieder eine normale Erektionsfähigkeit erhalten hatten, war der Therapieerfolg erhalten geblieben.
Demnach scheint es also möglich zu sein, durch eine regelmäßige Einnahme von Sildenafil Schäden am Penis entgegenzuwirken und eine dauerhafte Verbesserung der Erektionsfähigkeit zu erzielen.
Eine dauerhafte Einnahme von Sildenafil gilt heute als normalerweise unbedenklich. Der Wirkstoff hat ein sehr gutes Sicherheitsprofil.
Die meisten Präparate enthalten das als Viagra Wirkstoff bekannte Sildenafil in Form eines Salzes (Sildenafil citrat) mit der chemischen Formel C22H30N6O4S. Es wirkt gegen erektile Dysfunktion, indem es die Durchblutung des Penis erhöht. Dadurch können mindestens zwei Drittel der Männer mit Potenzstörungen eine bessere Erektion bekommen.
Sildenafil wird weiters zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie (Bluthochdruck in den Blutgefäßen, die die Lunge versorgen) eingesetzt.
Nach der Einnahme dauert es 30 bis 60 Minuten, bis das Präparat bei erektiler Dysfunktion Wirkung zeigt. Man kann es bis zu vier Stunden vor dem Geschlechtsverkehr einnehmen.
Allerdings führt die Einnahme von Sildenafil allein nicht zu einer Erektion. Ein Mann muss sexuell erregt sein, um eine Wirkung zu ermöglichen.
Damit eine Erektion stattfinden kann, muss im Körper eine fein choreografierte Abfolge von Ereignissen stattfinden. Dieser Prozess beginnt mit den Erregungssignalen des Gehirns und hängt vor allem von einer guten Durchblutung des Penis ab.
Bei sexueller Stimulation wird in den beiden Schwellkörpern im Penis Stickstoffmonoxid (NO) freigesetzt. NO aktiviert ein Enzym namens Guanylatcyclase. Dadurch steigt der Gehalt an zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP), das die Muskeln entspannt.
Phosphodiesterase-5 (PDE-5) kann die Wirkung von cGMP dämpfen. Hier setzt die Wirkung von Sildenafil an: Es hemmt PDE-5, was eine längere Entspannung der Muskeln im Penis ermöglicht und dadurch für eine bessere Durchblutung sorgt.
Sobald Sildenafil Wirkung zeigt, hält diese normalerweise etwa vier Stunden an, die Dauer ist jedoch von Mann zu Mann verschieden. Eine seltene, aber ernste Nebenwirkung ist Priapismus. Dabei handelt es sich um eine Erektion über einen längeren Zeitraum, die sehr schmerzhaft werden kann.
Ungefähr 80 Prozent von Sildenafil verlassen den Körper mit dem Stuhlgang. Der Rest wird mit dem Urin ausgeschwemmt.
Sildenafil ist eine Behandlung gegen erektile Dysfunktion, aber kein Heilmittel. Viele Männer entscheiden sich deshalb dafür, es über lange Zeiträume einzunehmen. Eine der ersten groß angelegten Studien aus den USA zu den Effekten einer langfristigen Einnahme stammt aus dem Jahr 2007: Es handelte sich dabei über eine offene Studie, deren Beobachtungszeitraum über vier Jahre ging, um die Sildenafil Langzeitwirkung genauer zu erforschen. Die Dosierung war flexibel: Die Männer konnten Tabletten mit 25, 50 oder 100 mg einnehmen. Die Probanden hatten vorher eine von vier doppelblinden Studien mit Placebokontrolle abgeschlossen und sich einverstanden erklärt, an einer Verlängerungsstudie teilzunehmen.
Insgesamt wurden 1.545 Männer in die Doppelblindstudien aufgenommen, von denen 1.358 an den ersten offenen Verlängerungsstudien teilnahmen. Die Studie umfasste am Ende 979 der ursprünglichen Patienten. Was die Zufriedenheit der Probanden mit der Behandlung betrifft, waren die Ergebnisse sehr positiv: Bei jeder jährlichen Beurteilung bejahten mehr als 94 % der Teilnehmer die Fragen: “Sind Sie mit der Wirkung der Behandlung auf Ihre Erektion zufrieden?” und “Wenn ja, hat die Behandlung Ihre Fähigkeit zu sexuellen Aktivitäten verbessert?”
Die Ergebnisse dieser Studie haben gezeigt, dass die Verträglichkeit von Sildenafil nicht nachlässt und es äußerst selten zu Unverträglichkeiten und langfristigen Nebenwirkungen kommt.
Wie alle Arzneimittel kann auch Sildenafil Nebenwirkungen hervorrufen. Die meisten Männer erleben allerdings keine oder nur geringe Nebenwirkungen.
Von einer häufigen Nebenwirkung spricht man, wenn sie bei mehr als einer von hundert Personen auftritt. Häufige Nebenwirkungen von Sildenafil sind:
Wenn solche Nebenwirkungen auftreten, kann man Sildenafil weiterhin einnehmen, sollte aber einen Arzt informieren. Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen sollte man die Einnahme von Sildenafil hingegen sofort abbrechen. Dazu gehören:
Sildenafil gilt im Allgemeinen als sehr sicheres und gut getestetes Medikament. Wie schon erwähnt, kann es nach der Einnahme in wenigen Fällen zu Farbenblindheit und verschwommenem Sehen kommen. Diese Nebenwirkung verschwindet jedoch normalerweise wenige Stunden nach der Einnahme der Pille.
Eine Studie von Dr. Cüneyt Karaarslan, Arzt am Dünyagöz-Krankenhaus in Adana (Türkei), gibt Hinweise, dass das Medikament in wenigen Fällen das Sehvermögen dauerhaft gefährden kann, insbesondere wenn es in der höchsten empfohlenen Dosis eingenommen wird.
Karaarslans Forschungen zufolge kann das Medikament in diesen Fällen dazu führen, dass diese Personen alles in blau sehen, die Pupillen sich abnormal erweitern, die Lichtempfindlichkeit zunimmt und die Sicht für Tage verschwimmt. Das bleibt auch dann noch so, wenn das Medikament nicht mehr eingenommen wird.
Die Zahl der Probanden bei Karaaslans Studie ist zwar klein, aber der Zeitrahmen, in dem diese Fälle auftraten, deutet darauf hin, dass es sich um ein Problem handelt, dem man nachgehen sollte.
Für die überwiegende Mehrheit der Männer sind die Nebenwirkungen von Sildenafil vorübergehend und leicht.
In toxikologischen Langzeitstudien an Tieren wurden keine gesundheitsschädlichen Langzeitfolgen der Einnahme von Sildenafil festgestellt. Forscher haben auch systematisch getestet, ob das Medikament bei freiwilligen Probanden und Patienten mit Augenkrankheiten Veränderungen der Sehfunktion hervorruft, und dabei keine nachteiligen Auswirkungen festgestellt.
Langfristige Auswirkungen von Sildenafil könnten vielleicht darauf zurückzuführen sein, dass die Patienten gefälschtes Viagra eingenommen haben. Hier sind weitere Studien nötig.
Trotzdem sollte man in manchen Fällen (je nachdem wie lange die Anwendung von Sildenafil geplant ist) darauf hinweisen, dass dauerhafte Schädigungen des Sehvermögens vielleicht möglich sind.
Das bekannteste Präparat mit dem Wirkstoff Sildenafil ist die blaue und charakteristisch geformte Pille Viagra. Sie ist mit 25, 50 oder 100 mg Sildenafil erhältlich. Außerdem gibt es eine Reihe von Generika.
Für die meisten Anwender liegt die empfohlene Sildenafil Dosierung bei 50 mg pro Tag, die sie ungefähr eine Stunde vor dem Sex einnehmen sollten. Es ist aber auch möglich, Sildenafil eine halbe Stunde bis vier Stunden vor sexuellen Aktivitäten einzunehmen.
Die empfohlene Höchstdosis sind 100 mg pro Tag. Bei manchen Patienten kann es aber auch sinnvoll sein, die Dosis auf 25 mg zu verringern. Es ist dabei egal, ob die Tabletten zu den Mahlzeiten oder ohne Nahrung eingenommen werden.
Sildenafil verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung von Nitraten. Menschen, die solche Blutdrucksenker einnehmen, sollten daher auf Sildenafil verzichten.
Falls Sildenafil zusammen mit einem Alphablocker verabreicht wird, sollten die Patienten sich vor Beginn der Behandlung an die Alphablocker-Therapie gewöhnt haben und mit einer Dosis von 25 mg beginnen.
Anwender, die Ritonavir (ein antiviraler Wirkstoff gegen HIV) einnehmen, sollten eine Höchstdosis von 25 mg innerhalb von 48 Stunden einnehmen, weil die gleichzeitige Einnahme dieser Medikamente den Spiegel von Sildenafil im Blut beträchtlich erhöht.
Bei Patienten, die mit starken CYP-Inhibitoren behandelt werden, sollte eine Anfangsdosis von 25 mg nicht überschritten werden. Klinische Daten haben gezeigt, dass die gleichzeitige Verabreichung mit Saquinavir oder Erythromycin die Plasmaspiegel von Sildenafil um etwa das Dreifache erhöht.
Für die meisten Männer ist Viagra eine sichere und wirksame Behandlung der erektilen Dysfunktion. Wie alle Medikamente kann es jedoch bestimmte Nebenwirkungen verursachen. Außerdem besteht das Risiko, dass Viagra mit anderen häufig eingenommenen Medikamenten in Wechselwirkung tritt.
Zu den häufigen Nebenwirkungen von Viagra gehören Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, eine verstopfte Nase, Schwindel, Gesichtsrötung, Sodbrennen, Übelkeit und Sehstörungen. Es kann auch sein, dass Viagra zu einem leicht verringerten Blutdruck führt. Im Allgemeinen sind ernsthafte Nebenwirkungen von Sildenafil selten. Trotzdem ist es wichtig, dass alle Anwender sich vor der Einnahme des Medikaments von einem Arzt über die möglichen Nebenwirkungen aufklären lassen.
Wegen der potenziellen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist Sildenafil nur auf Rezept erhältlich. Auf diese Weise können die Ärzte sicherstellen, dass die Einnahme von Viagra eine sichere Option für ihre Patienten ist und sie nicht dem Risiko schwerer Nebenwirkungen oder potenziell gefährlicher Wechselwirkungen ausgesetzt sind.
Sildenafil ist ein sehr sicherer Wirkstoff, der den meisten Männern mit erektiler Dysfunktion helfen kann. Weil einige Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten können, ist die Verschreibungspflicht sinnvoll. Der Wirkstoff kann Potenzprobleme behandeln, aber nicht heilen. Man sollte deshalb den organischen und psychischen Ursachen auf den Grund gehen und gegebenenfalls auch Änderungen im Lebensstil oder eine Paartherapie in Betracht ziehen.
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