Anlässlich des großen 61. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) wurde das Thema bösartige Tumore der Mundhöhle ausführlich diskutiert und auch via Video eine Patientin vorgestellt, der man einen extrem großen Unterkiefertumor erfolgreich entfernen konnte.
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen , sind qualifizierte Spezialisten für diese Art der Erkrankungen, die aber auch alle anderen Bereiche der Mundhöhle können befallen können . Liegt ein Tumor vor, ist meist eine vollständige operative Entfernung der Geschwulst die Therapie der Wahl. Oftmals werden dabei die Halslymphknoten mit entfernt. Man weiß heute, dass diese Art der Tumoren häufig Tochtergeschwülste in den Filterstationen der Lymphe im Hals absiedelt. Durch deren Entfernung wird die Chance auf Heilung für den Patienten wesentlich erhöht…
Durch die operative Entfernung des Tumors – ein Sicherheitsabstand ist zusätzlich notwendig, um keine Tumorreste zu belassen – entsteht ein Gewebedefekt. Dieser Gewebedefekt betrifft im Gesichts- und Mundbereich meist für die Funktion und mitunter auch für das Aussehen ganz wichtige Bereiche: die Zunge, den Mundboden, den Unterkiefer. Daher ist das Ziel des versierten Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen nicht nur der Verschluss des Gewebedefektes, sondern eine möglichst optimale Wiederherstellung des anatomisch korrekten Aufbaues – als „plastisch-rekonstruktives“ Vorgehen bekannt. Hierbei ist neben chirurgischer Fertigkeit und speziellen anatomischen Kenntnissen auch ein hohes Maß an räumlicher Vorstellungskraft und ästhetischem Fingerspitzengefühl gefragt. Erst durch diese aufwändigen rekonstruktiven Operationen gelingt es, die für ein soziales Leben so notwendigen Funktionen wie Sprechen und Schlucken, aber auch das Erscheinungsbild des Gesichtes, wiederherzustellen.
Nach erfolgter Operation ist je nach Ausdehnung des Tumors noch eine zusätzliche Bestrahlung des Tumorgebietes, manchmal auch in Kombination mit einer medikamentösen Therapie (Chemotherapie), notwendig. Diese zusätzliche Therapie erhöht die Sicherheit des Patienten vor einem Wiederauftreten der Tumorerkrankung.
Im August letzten Jahres begann für die 21jährige Tsehay aus Äthiopien ein neues Leben. Sie litt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an einem bis auf einen Durchmesser von 20 Zentimeter gewachsenen großen Tumor des Unterkiefers. In ihrer Heimat konnte ihr nicht geholfen werden.
Prof. Dr. Dr. Carl Peter Cornelius (Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Klinikums der Universität München) berichtete exklusiv über die Entfernung eines 20 cm durchmessenden und das Untergesicht einer 21jährigen Äthiopierin entstellenden Tumors. Der aufwändige, fast 14 Stunden dauernde Eingriff wurde von zwei Operationsteams vorgenommen. Es wurde nicht gutartige Tumor, eines sog. Ameloblastoms, entfernt, sondern auch eine primäre Rekonstruktion des Unterkiefers durchgeführt. Das Schwierige daran: Durch den enorm großen Tumor waren jegliche Informationen über die ehemalige Form, Kontur und Größenverhältnisse der Unterkiefer-Knochenspange verloren gegangen.
Für Tsehay, die vor ihrer Reise nach Deutschland Äthiopien noch nie verlassen hatte, kann jetzt ein neues Leben beginnen.