Eine wahre medizinische Revolution steht bevor, und die entsprechenden “Revoluzzer” - alles angesehene und erfahrene Wissenschaftler - sitzen im Haus des amerikanischen, ursprünglich von einem Deutschen gegründeten Pharmagiganten Roche. Dort wird an maßgeschneiderten Medikamenten gearbeitet, massgeschneidert für den einzelnen Patienten. Denn jeder Mensch, das ist bekannt, ist dank seiner einmaligen Gene ein wahres Individuum.
So ist es heute: Bei Kopfschmerz wird generell Medikament A empfohlen, bei Krebs wird mit - nur um ein Beispiel zu nennen, das im Einzelnen später noch näher zu erläutern sein wird - Herceptin behandelt. Aber sowohl das eine als auch das andere Mittel, das weiß Jedermann auch aus eigener Erfahrung, wirkt bei verschiedenen Patienten sehr unterschiedlich.
So wird es einst sein: Zur Kranken- und Krankheitsdiagnose wird ein Gentest gehören, so dass das entsprechende Medikament entsprechend solcher Erkenntnisse individuell “gemixt” werden kann. Kommen wir zurück zum Krebsmittel Herceptin aus dem Hause Genentech, das zu 56 Prozent Roche gehört:
Herceptin wird heute vorwiegend, wenn nicht ausschließlich bei Brustkrebspatientinnen verwendet, die eine Gen-Abnormität der internationalen Bezeichnung HER2 aufweisen. “Das ist deshalb schon in gewisser Weise ein massgeschneidertes Medikament”, urteilt der New Yorker Forschungsmediziner Dr. Brian Clow, und Dr. Edward Abrahams von der Organisation Personalized Medicine Coalition kommt zu dem Schluss: “Roche hat ein Verständnis für auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Medikamente entwickelt - es muss nur herausgefunden werden, wem dann was in welcher Form am besten nutzt”.
Genau das ist eines der vorrangigen Roche-Forschungsvorhaben. Um den Vorgang zu beschleunigen, hat die Roche Holdings rund drei Milliarden Dollar “locker gemacht”, um das Unternehmen Ventana Medical Systems in Tuscon/Arizona zu erwerben. Denn dort ist man auf dem Sektor der persönlich “zugeschnittenen” Arzneien schon seit einigen Jahren aktiv und deshalb weit fortgeschritten.
Das menschliche Erbgut basiert auf - so die jüngsten Erkenntnisse - 20 000 bis 25 000 Genen. Sie enthalten den Schlüssel dafür, wie ein Patient auf ein bestimmtes Medikament reagiert - abweisend oder positiv, mit oder ohne gefährliche Nebenwirkungen, schnell oder langsam. Wenn das zukünftig vor Beginn einer Behandlung bekannt ist - aufgrund eines Gentests -, werden dem Patienten Schmerzen, lange Leidenszeiten, aber auch Kosten erspart.
Zur Diagnostik gehört also in Zukunft vor Behandlungsbeginn generell auch ein Gentest. Damit eine Behandlung insgesamt, vor allem aber ein “zielgerichtetes” Medikament entwickelt und benutzt werden kann. “Schließlich hilft nicht jedes Medikament Jedermann”, sagt Dr. Edward Abrahams, “deshalb gehören den persönlichen Arzneien die Zukunft”.