Lungenerkrankungen sind im Bewusstsein vieler Menschen längst nicht so präsent wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu Unrecht: Denn der Lungenkrebs,auch„Bronchialkarzinom“ genannt, ist die am meisten verbreitete Krebserkrankung bei Männern. Die Mukoviszidose ist in der westlichen Welt die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung. Und die Lungenentzündung („Pneumonie“) gilt global als jene Infektion, die am meisten zum Tode führt. Doch damit nicht genug, denn auf Intensivstationen zählt die Lungenerkrankung im Maximalstadium des akuten Versagens („Atemnotsyndrom“) als Todesursache Nummer eins.
Bekannter sind die beiden wichtigsten chronischen Lungenerkrankungen: An Asthma bronchiale erkrankt in Deutschland jeder zehnte Erwachsene. Bei Kindern liegt die Quote sogar noch höher. Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung („COPD“) zu erkranken, ist ähnlich hoch. Beim Asthma leiden die Betroffenen unter anfallsweiser Atemnot, die im Extremfall lebensbedrohlich sein kann. Bei der COPD wird die Luft über Jahre hinweg zunehmend knapper, so lange, bis schon einfachste Tätigkeiten nur noch mit Luftnot zu bewältigen sind.
Im Zuge der Tuberkuloseepidemie im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert hat sich die Lungenmedizin in Deutschland weg von den universitären Forschungseinrichtungen und hin in Richtung der damals zahlreichen Lungenheilstätten verlagert. Mittlerweile haben sich an vielen wissenschaftlichen Einrichtungen große Forschungsgruppen etabliert, die sich der Erforschung von Lungenerkrankungen annehmen. Sie haben der deutschen lungenmedizinischen Forschung in den letzten Jahren international zunehmend Aufmerksamkeit gebracht. So sind pneumologische Forscherinnen und Forscher in Deutschland unter anderem weltweit führend bei der Erforschung des Lungenhochdrucks.
Für Patientinnen und Patienten mit Lungenerkrankungen ist das Spektrum an Therapien im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungsgruppen derzeit noch relativ überschaubar. „Uns stehen aber große therapeutische Fortschritte bevor. Die Lungenforschung dürfte sich in den nächsten Jahren rapide entwickeln“, betont Professor Dr. Werner Seeger von der Universität Gießen, den das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) als Gesamtkoordinator benannt hat. In den sechs von der Bundesregierung neu eingerichteten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung wird nach qualitativ neue Behandlungsmethoden, die deutlich über das hinaus gehen, was im Moment therapeutisch zur Verfügung steht, gesucht.