Der diesjährige Kongress in Chicago brachte laut Berichten von Experten, die nun in Deutschland von der ASCO berichteten, keine sensationellen Neuheiten, aber dafür in vielen Bereichen eine Bestätigung von Ergebnissen, die im vergangenen Jahr noch als unsicher galten.
So hat sich die zielgerichtete Krebstherapie, die im letzten Jahr als Durchbruch in der Krebstherapie gefeiert wurde, mittlerweile etabliert und kann in einigen Bereichen beachtliche Erfolge vorweisen.
Auch die gigantischen Ergebnisse bei der Brustkrebstherapie, von denen im vergangenen Jahr berichtet werden konnte ( 50 %ige Abnahme der Todesraten), haben sich jetzt bestätigt und die Therapie mit Trastuzumab ( Herceptin Roche ) ist zum Standard geworden.
„Herceptin sollte von Anfang an dabei sein” erklärte Prof. Dr. Nadia Harbeck, München, Expertin für Brustkrebserkrankungen. Sie bescheinigt den Brustkrebspatientinnen eine exzellente Prognose durch diese Behandlung, wobei es ihrer Meinung nach keine Rolle spielt, ob das Herceptin bereits vor oder erst nach einer Chemotherapie gegeben wird. Auch die Datenlage bei anderen Medikamenten, wie zum Beispiel den Taxanen, habe sich geklärt und die Ergebnisse finden sich bestätigt.
Eine Verbesserung der Therapie bei fortgeschrittenem Brustkrebs bringt auch das neue Medikament Xeloda ( Capecitabin)von Roche Pharma, das wegen seiner oralen Form eindeutig von den Patientinnen bevorzugt wird. Außerdem wurde bei der Einnahme von Xeloda kein Haarverlust registriert, was eine große Verbesserung der Lebensqualität für die Patientinnen bedeutet. Das seit zwei Monaten auch zur Behandlung des Mammakarzinoms zugelassene Avastin ( Bevacizumab) wird zur Verhinderung der Tumorgefäßneubildung eingesetzt und wird in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten angewandt. Besonders stolz war Frau Professor Harbeck auf die Tatsache, dass diese Zulassung in Deutschland zuerst stattfand vor der in den USA.
Auch bei anderen Krebsarten, wie Magen-, Pankreas-, Darm-, Nierenzell-, Lungenkarzinom, wird die zielgerichtete Therapie erprobt und zeigt zu einem großen Teil vielversprechende Ergebnisse, die aber noch weiter überprüft werden müssen. Ein Zeichen des Fortschrittes ist aber auch hier, dass in der Gegenüberstellung von Therapien nicht mehr Chemotherapie A mit Chemotherapie B verglichen wird, sondern der Chemotherapie die neuen zielgerichteten Medikamente gegenübergestellt werden. Damit soll festgestellt werden, ob diese neuen Therapieansätze den bisherigen Behandlungsmethoden mindestens gleichwertig sind, damit die Patienten mit diesen neuen Therapien nicht schlechter gestellt sind. Die Erfolge dieser Untersuchungen, die in einigen Punkten sogar die Überlegenheit der neuen Therapierichtung erbrachten, ermutigen zu weiteren Forschungen. Dass diese große Investitionen erfordern und mit einem hohen Risiko einhergehen, wurde von Dr. Hagen Pfundner, Roche Pharma AG, verdeutlicht. Dazu tragen die Einheit von Diagnostik und Pharma unter einem Dach, wie bei Roche, zu einer schnelleren Entwicklung von umsetzbaren Ergebnissen bei.
Die Erfolge zeigen sich darin, dass in den letzten Jahren zwar nicht die Zahl der Krebserkrankungen abgenommen hat - dies ist mit der höheren Lebenserwarung erklärbar - , aber die Krebstodesraten sind rückläufig. Dies beruht einerseits auf einer verbesserten Früherkennung, aber auch auf der rasanten Entwicklung neuer und besserer Krebsmedikamente und Therapien. Diese ermöglichen größere Überlebenschancen, was bei jährlich 400 Tausend Krebsneuerkrankungen sehr viel bedeutet.
Durch eine gezielte Therapie und eine zielgerichtete Unterscheidung der Patienten („wer bekommt was”) kann die Krebserkrankung besser beherrscht werden. Die Frage, welcher Tumor muss wie und mit welchen Arzneimitteln behandelt werden, ist in ersten Ansätzen einer Lösung nähergekommen. Dies hat sogar schon zu flächendeckenden Behandlungen mit neuen Substanzen geführt und es gibt weitere gute Optionen für die Zukunft. Es besteht ein großes Entwicklungspotenzial und die Betrachtungsweise des Krankheitsbildes hat sich relativiert, auch in Bezug auf die Nebenwirkungen der Therapien. Sie sind- und das ist eine gute Nachricht - besser behandelbar und damit leichter beherrschbar.
Dennoch gibt es nach wie vor einen großen Handlungsbedarf in der Krebsforschung, besonders was die Ursachenforschung betrifft. Denn „je besser wir die Krankheitsursache kennen, desto besser können wir sie zielgerichtet angehen”, so PD Dr. Peter Reichardt, Klinikum Bad Saarow, in seinem Schlusswort.
Dass dies in Zukunft gelingen wird, wenn weiterhin große Anstrengungen von Seiten der Forschenden Pharmaindustrie und der Wissenschaft unternommen werden, ist eine der großen Hoffnungen im Kampf gegen den Krebs.