Unser Körper ist ein komplexes System aus verschiedenen Nervenbahnen. Wenn diese Nerven verrückt spielen, kann so einiges schief gehen. Medtronic stellte seine neuesten Innovationen gegen Parkinson, Inkontinenz, chronische Schmerzen und Spastik vor und unsere Redaktion durfte in Düsseldorf mit dabei sein. Alle Implantate von Medtronic sind Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Bevor die Schrittmacher eingesetzt werden durchläuft der Patient eine Testphase, um zu eruieren, ob der Patient auf das Gerät anspricht. Alle drei Sekunden wird heute ein chronisch kranker Mensch mit einer Therapie von Medtronic behandelt [^1] .
Das Failed Back Surgery Syndrom tritt bei ungefähr 30 Prozent aller Bandscheiben-Operierten ein. Narbengewebe drückt auf die Nerven und sorgt so für einen chronischen Schmerz. Opiate können den Schmerz mindern, kommen jedoch nicht ohne Nebenwirkungen aus. Ein Schmerzschrittmacher kann solchen Patienten wieder ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Es treten keine Nebenwirkungen auf und das Implantat kann jederzeit problemlos wieder entfernt werden. Durch die Stromimpulse zum Rückenmark wird anstatt der Schmerzen nur ein leichtes Kribbeln verspürt. Zwei Sonden führen vom, im Bauchraum liegenden, Schrittmacher zum Rückenmark.
Neu ist bei diesem Schmerzschrittmacher auch, dass er der bis jetzt einzige ist, der MRT kompatibel ist – ein nicht unwichtiger Faktor, es finden knapp 8 Millionen MRT-Untersuchungen jährlich statt.
Allein in Deutschland leiden rund 8 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen.
Die Rückenmarkstimulation kann auch bei Morbus Sudeck, Ischämischen Schmerzen, Radikulärem Schmerzsyndrom und anderen chronischen Schmerzen eingesetzt werden.
Es gibt zwei Arten von Inkontinenz. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es durch Belastungen wie Husten oder Niesen zu einem geringen Urinverlust. Für die Betroffenen weit schwerwiegender ist die Dranginkontinenz. Dazu kann es nach den Wechseljahren aufgrund des Östrogenmangels kommen oder durch ein gestörtes Nervensystem. Eine Störung des Nervensystems, welches neben der Atmung und dem Herzschlag auch die Blasenaktivität steuert, kann angeboren sein, oder durch eine neurologische Krankheit, wie Parkinson, Multiple Sklerose oder nach einem Schlaganfall, eintreten. Da der Blasenmuskel nicht mehr am zusammenziehen gehindert wird, kann es immer zu Urinverlust kommen – peinlich und unangenehm, was die Betroffenen oft in totale soziale Isolation treibt.
Männer und Frauen sind gleichermaßen von Dranginkontinenz betroffen. Schätzungsweise leiden in Deutschland fünf bis sechs Millionen Menschen an Inkontinenz.
Wenn Medikamente wie Anticholinergika und Beckenbodentraining nichts mehr helfen, kann ein Blasenschrittmacher, der die natürliche Nervenfunktion wieder herstellt, implantiert werden. Dieser wird eingesetzt, um die gestörte Kommunikation zwischen den Sakralnerven und der Beckenbodenmuskulatur zu normalisieren.
Spastik ist mit einem schmerzhaftem, ständigem Muskelkrampf zu vergleichen. Die Muskeln verhärten sich und es kommt zu Fehlstellungen von Armen und Beinen. Neben den starken Schmerzen ist auch die psychische Belastung groß. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber kompensierbar.
Bei jungen Menschen erfolgt eine Spastik oft aufgrund eines Sport-, Motorrad- oder Autounfalls. Ein Schlaganfall oder Multiple Sklerose können ebenfalls Auslöser sein.
Patienten benötigen Physiotherapie, Massagen, Kälte- oder Wärmetherapien und psychologische Betreuung sowie medikamentöse Behandlung.
Ein negativer Nebeneffekt der notwendigen Medikamente ist die damit einhergehende Müdigkeit. Mit der Medikamentenpumpe, der ITB-Therapie , kann der Wirkstoff Baclofen genau da abgegeben werden, wo er gebraucht wird – nämlich nahe am Rückenmark. Somit reicht ein Hundertstel bis ein Tausendstel der Menge um eine bessere Wirkung zu erzielen. Die Medikamentenpumpe befindet sich im Bauchraum des Patienten. Mit einem dünnen Schlauch wird der Wirkstoff ans Rückenmark weitergeleitet. Alle drei Monate wird das Reservoir der Pumpe mit einer Spritze wieder aufgefüllt.
Parkinson ist nicht unbekannt – auch Papst Johannes Paul II, Micheal J. Fox und Boxer Muhammad Ali sind davon betroffen. Bislang stütze sich die Therapie auf Medikamente. Diese wirken zu Beginn, in der sogenannten Honeymoon-Phase, setzte deren Wirkung aus, griff man zur tiefen Hirnstimulation.
Nun ergab eine große Studie mit 251 Patienten in 17 Zentren in Europa, die EarlyStim-Studie , dass die Stimulation im frühen Stadium die verschlimmernden Symptome der Krankheit noch um Jahre hinausziehen kann.
Parkinson entsteht, wenn bestimmte Hirnzellen, die Dopamin produzieren, absterben. Daraus resultiert eine Überaktivität anderer Hirnzellen. Wie Spastik ist Parkinson nicht heilbar , aber mit der richtigen Therapie gut zu behandeln.
Bei der tiefen Hirnstimulation werden dünne Drähte in das Hirnareal des Thalamus beidseitig eingepflanzt. Ein Schrittmacher für diese Drähte kommt in den Bauchraum. Um einen Behandlungserfolg zu erzielen, muss der Patient auf Levodopa ansprechen, keine Nervenentzündungen oder Blutungen im Hirn aufweisen und unter keinen schweren psychischen Erkrankungen leiden.
Mehr Informationen dazu gibt es unter www.medtronic.de
[1] Laut medtronic.de, Stand Mai 2014