Man spricht von einer Grippe-Epidemie, wenn deutlich erhöhte Krankheitszahlen zu verzeichnen sind. So konnten in den letzten vier Jahren während einer Grippe-Epidemie jeweils zwischen 1,25 und 5 Millionen zusätzliche Arztkonsultationen verzeichnet werden und die Zahl der zusätzlich durch Influenzafälle erfolgten Krankenhauseinweisungen schwankte zwischen 5.000 und 30.000.
Um einer solchen Epidemie vorzubeugen, wird eine jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen, insbesondere für ältere Menschen und besondere Risikogruppen.
Neuesten Überlegungen zufolge ist die Grippeschutzimpfung aller Altersgruppen sowohl aus medizinischer als auch aus ökonomischer Sicht wünschenswert.
Da die Grippeviren sich von Jahr zu Jahr in ihrer Struktur verändern, muss der Impfstoff jedes Jahr von Neuem auf die Krankheitserreger abgestimmt werden. Daher ist es notwendig, den Impfschutz einmal im Jahr mit einem neuen Grippeimpfstoff zu wiederholen.
Als Präventionsmaßnahme vor der immer noch gefährlichsten Infektionskrankheit in unserem Lande und als Kosteneinsparung im volkswirtschaftlichen Sinn durch die Vermeidung von Arbeitsausfällen erscheint es sinnvoll, eine möglichst hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung anzustreben. Nach Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts sollten in Deutschland mindestens 25 Millionen Personen die Impfung erhalten. In den letzten drei Jahren stieg der Impfstoffeinsatz von 13,2 Millionen über 14,9 aquf 17,3 Millionen Dosen an. Damit konnten 21% der Bevölkerung erreicht werden. Dabei war der Anteil der Geimpften in den neuen Bundesländern höher als in den alten. Die Gruppe der über 60jährigen gibt zwar mit Werten von 42 % in den alten und 63% in den neuen Bundesländern die höchsten Durchimpfungsraten an, aber auch diese bleiben weit unter den von der WHO für notwendig erachteten 75% zurück.
Da Experten für die kommenden Jahre ein weitverbreitetes Auftreten der Influenza befürchten, sollten möglichst alle Bevölkerungsschichten einen Impfschutz aufweisen.
Ein effektiver Impfschutz der Erwerbstätigen erhofft man sich über den arbeitsmedizinischen Zugang durch die Betriebsärzte. Dies erscheint auch unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll, um große Arbeitsausfälle während einer Influenzawelle zu vermeiden.
Den Anfang machen die bayerischen Großbetriebe, die sich für ein Konzept der jährlichen Grippeimpfung für ihre Mitarbeiter im September und Oktober entschieden haben.
In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen hat das bayerische Gesundheitsministerium ein Pilot- Projekt gestartet, das die betriebsärztliche Prävention durch freiwillige Impfaktionen fördern soll. Große bayerische Unternehmen wie AUDI und die Münchner Rück sind Vorreiter dieses Projektes, das am 13. Juli der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Dieser Termin mitten im Sommer, wo noch niemand an Grippe denkt, ist jedoch bewusst gewählt.
Die Vorbereitungen durch eine Informationskampagne in den Betrieben müssen bereits im Sommer anlaufen, damit im Herbst möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich für eine Grippeschutzimpfung entscheiden.
Auch die Impfstoffhersteller müssen sich auf eine erhöhte Zahl von Impfstoffanforderungen einstellen und ihre Produktion entsprechend vorbereiten.
Man kann nur hoffen, dass sich viele Firmen diesem Projekt anschließen, das nicht nur den Mitarbeitern zugute kommt, sondern außerdem auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessert.