Das Aufsehen erregende wissenschaftliche Werk basiert auf einer seit langem anerkannten Theorie – Tumore enthalten Benzol sowie winzige Spuren alkalischer Derivate, die in gesundem Gewebe nicht vorkommen. Und diese Substanzen können darauf trainierte Hunde erschnüffeln. Studien-Fazit also: Hunde riechen, wenn ein Mensch Krebs hat. Wobei Lungenkrebs im Mittelpunkt dieser wissenschaftlichen Betrachtungen der Pine Street Foundation in Marin County California steht. Faszinierend die Erfolgszahl der Vierbeiner: Sie lagen in 99 Prozent der Fälle richtig.
Die Methode der Wissenschaftler bei dieser Art Krebsfrüherkennung erscheint kompliziert, dafür aber sehr Patienten-freundlich:
Von den Testpersonen wurden Atemproben genommen und in Plastikbeuteln gespeichert. 83 der „Versuchskaninchen“ waren kerngesund, bei 55 war kürzlich nach Biopsien Lungen- und bei weiteren 31 Brustkrebs diagnostiziert worden. Die Atemproben wurden nummeriert und dann – geöffnet – den Hunden präsentiert. Die waren darauf trainiert, sich sofort hinzusetzen, wenn sie Krebs erschnüffelt hatten. Es wurden auch Gegenproben gemacht, so dass die Hunde insgesamt mehrere hundert Mal schnüffeln mussten.
Das Ergebnis war phänomenal: Menschen mit Lungenkrebs wurden von den Hunden in 99 Prozent der Fälle erkannt, solche mit Brustkrebs zu 88 Prozent. Das letztere Ergebnis, so wird in der Studie unterstrichen, ist „weitaus besser“ als dasjenige, das üblicherweise auf Mammographien beruht.
Von „Beinahe-Perfektion“ spricht der Krebsexperte Dr. Donald Berry vom M.D. Anderson Cancer Center in Houston, und er erläutert: „Kein Labortest ist so gut und akkurat wie dieser Test mit den Hunden – weder Paptest noch Diabetestest.“
Dr. Michael McCulloch, der auf die Idee mit den Hunden kam und der den entsprechenden Tests vorstand, gibt sich in seinem Urteil zurückhaltender. „Zweifellos waren wir total überrascht, wie hoch der Prozentsatz bei unseren Tests ausfiel, wir waren sogar perplex. Deshalb müssen diese Test mit anderen Hunden wiederholt werden. Zudem werden wir dann die Atemproben der Patienten einer chemischen Analyse unterziehen, um heraus zu finden, was der Atem enthält.“ Bei der US-Wissenschaftsstiftung National Science Foundation hat Dr. McCulloch Gelder für die neue Testreihe beantragt.
„Selbst wenn auch eine neue Testreihe mit anderen Hunden erfolgreich ist“, meldet sich der Krebsarzt Dr. Ted Gansler von der American Cancer Society etwas skeptischer zu Wort, „kann diese Art einer Krebssuche nur eine Ergänzung zu anderen Methoden sein – wir werden aufgrund eines Hundetests nicht sofort eine Chemotherapie verordnen“. Er hat sich ausführlich mit dem Test in Kalifornien befasst und stellt fest, dass die von ihm überprüfte „Methodologie absolut einwandfrei ist.“ Er hebt auch hervor, dass die Idee, Hunde nach Krebs schnüffeln zu lassen, „keineswegs verrückt ist – biologisch ist das plausibel.“
Bei den Tests waren Blindenhunde zum Einsatz gekommen, darunter drei Labradore.