Kaum ein andere Thema nimmt in der Tagespresse und mehr noch in Magazinen so breiten Raum ein wie das Problem des Zunehmens und des Abnehmens. Vor allem an, mehr noch
nach Feiertagen – wie eben jetzt – spielt das eine große Rolle, und die Diätprogramme, die da zum Verlieren überflüssiger Pfunde führen sollen und angepriesen werden, sind geradezu Legion. FdH mag ja immer noch am sinnvollsten sein (Futter` die Hälfte) – aber wer springt schon begeistert über den eigenen Schatten, wo spielt nicht der berühmte innere Schweinehund eine kaum zu überwindende Hürde?
Von den Mäusen sollen wir`slernen. Denn bei ihnen ist ein neues Hormon entdeckt worden, das als Appetithemmer fungieren kann, das also Hungergefühle zu unterdrücken in der Lage ist.
Diese neue Substanz fanden Forscher der amerikanischen Stanford University. Sie gaben dem Hormon den Namen Obestatin. Es wird im Magen und im Dünndarm produziert und scheint dem Gehirn Signale senden zu können – darunter eines, das „weniger essen“ bedeutet.
Den Testmäusen wurde das Hormon acht Tage lang verabfolgt. Daraufhin fraßen die Tiere etwas weniger als die Hälfte ihrer üblichen Ration – und verloren, wie erwartet, Gewicht. Die Wissenschaftler um Dr. Aaron Hsueh veröffentlichten daraufhin einen ersten Report in dem angesehenen Magazin „Science“. Ihre These: Das Hormon verringert das Hungergefühl, indem es die Geschwindigkeit, mit der die Nahrung Magen und Dünndarm passiert, stark drosselt.
Dieser erste Bericht über das neue Hormon schlug in der Pharmaindustrie ein wie eine Bombe. Johnson & Johnson etwa, einer der Sponsoren der entsprechenden Versuche, sicherte sich sofort die Rechte an einem möglichen Medikament, das auf dem Hormon Obestatin basiert und vergleichbare Wirkung hat – Hungergefühle zu unterdrücken oder drastisch zu verringern.
Dr. David Cummings, Korpulenzexperte der University of Washington in Seattle – er war an den Versuchen nicht beteiligt – urteilte: „Die Chancen, dass Menschen die gleichen Erfahrungen mit Obestatin machen wie die Mäuse, sind sehr groß.“ Auch Dr. Mathias Tschöp von der University of Cincinnati, ein anderer Experte für Gewichtsprobleme, äußerte sich positiv. In einem Kommentar zu dem ersten Report in „Science“ schrieb er: „Die Wirkungen auf den Körper scheinen gegeben zu sein“. Er hat allerdings auch Vorbehalte, denn bisher ist nicht nachgewiesen, dass der Gewichtsverlust bei Mäusen durch Fettabbau verursacht wird: Sollten stattdessen Muskeln „schrumpfen“, sagte Dr. Tschöp in einem Interview, „wäre das nicht wünschenswert“.
Fragen bleiben noch unbeantwortet, etwa diese: Kann die Einnahme eines neuen, auf Obestatin basierenden Medikaments zu Unwohlsein führen, zu Magenproblemen? Mäuse können hier nicht weiter helfen, denn alle Nagetiere kennen keinen Brechreiz, kein Übergeben in Fällen, wo Magen und Darm rebellieren. Hier sind Versuche mit Menschen dringend geboten. Sie sollen demnächst beginnen.
Ein solches Medikament, so steht bereits fest, könnte nicht in Pillenform genommen werden, weil das Hormon im Magen in seine Einzelteile zerlegt und damit unwirksam würde. Und vor Injektionen – auf diese Weise wurden die Mäuse behandelt – schrecken viele Menschen zurück. Ein Ausweg bietet sich an: Ein Nasenspray, das den Appetit zügeln kann.