Der Klassiker unter den Mitteln gegen starke und stärkste Schmerzen ist Morphin. Die aus dem Milchsaft der unreifen Schlafmohnkapsel gewonnene Substanz (Opium) wurde bereits in der Antike zur Schmerzbehandlung eingesetzt. Das Opiat Morphin unterdrückt den Schmerzreiz, indem es die Opioidrezeptoren im Gehirn und Rückenmark aktiviert. Diese Rezeptoren sind Bestandteil des schmerzhemmenden Systems des Organismus. Im aktiven Zustand verhindern sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen ins Gehirn und senken das Schmerzempfinden.
Morphin verursacht verschiedene Nebenwirkungen. So treten zu Beginn der Therapie häufig Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel und Benommenheit auf. Darüber hinaus verringert Morphin die Atmungsaktivität und unterdrückt den Hustenreiz. Zudem lähmt es den Darm, was bei Langzeitanwendung zur Verstopfung (Obstipation) führen kann. Da Morphin auch die Stimmungslage hebt, kann es ferner zur Abhängigkeit der Patienten kommen.
Um diese Nebenwirkungen zu vermeiden bzw. zu verringern, sollten Patienten nach dem Schema des “WHO-Stufenplans”, das sowohl Dosissteigerungen als auch Dosisreduktionen vorsieht, individuell mit Morphin behandelt werden. Menschen mit schweren, chronischen Schmerzen sollten in erster Linie mit Retardpräparaten versorgt werden, die strikt nach Zeitplan einzunehmen sind. Morphintherapien sind mit Abführmitteln zu begleiten.
Bei Behandlung durch erfahrene Schmerztherapeuten treten bei den meisten Patienten mit Ausnahme der behandelbaren Obstipation keine Nebenwirkungen auf. Morphin ist deshalb geeignet, die Unterversorgung in der Schmerztherapie in Deutschland abzubauen und zu beseitigen.
Das 1915 in Deutschland eingeführt Morphin unterliegt wegen seines Suchtpotentials dem Betäubungsmittelrecht.