Anlässlich der Veranstaltung hatten wir die Gelegenheit mit dem Wissenschaftlichen Leiter Professor Dr. Diethelm Wallwiener Ärztlicher - Direktor der Universitätsfrauenklinik Tübingen und Präsident Deutsche Gesellschaft für Senologie - zu sprechen.
Das Tübinger Airport Meeting hat mittlerweile eine langjährige Tradition. Im Januar 2011 findet es bereits zum 9. Mal statt. Schwerpunkte sind dabei die neusten Entwicklungen in der Diagnostik und Behandlung von Brust- und Genitalkrebserkrankungen in einer besonders praxisrelevanten Form. Wesentlich berücksichtigt werden dabei die zeitnah zuletzt stattgefundenen internationalen Kongresse. Dadurch können im Airport Meeting bereits die aktuellsten Daten gezeigt und mit den Zuhörern diskutiert werden.
Bei Brustkrebs ist es besonders wichtig zunächst die Diagnose „Brustkrebs” feingeweblich zu stellen bzw. eine Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Dies erfolgt in der Regel durch eine Stanze, was bedeutet, dass ein kleiner Gewebszylinder aus der Brust entnommen wird. Anhand des Gewebes kann man nicht nur die feingewebliche Diagnose bestätigen, sondern auch bereits wichtige Informationen über den Tumor erhalten, beispielsweise ob er hormonabhängig wächst oder weitere wichtige Merkmale aufweist, die dann auch für die medikamentöse Therapie von Bedeutung sind. Ein wesentlicher Faktor ist darüber hinaus, zu erfassen, ob es sich nur um einen isolierten Knoten handelt, oder es sich um mehrere in der Brust sozusagen simultan entstandene, kleine Krebsknoten handelt. Dafür werden neben Mammographie und Ultraschall häufig auch diagnostische Verfahren wie die Kernspintomographie eingesetzt. Finden sich auch dort verdächtige Herde sollten diese vor der definitiven Planung des operativen Vorgehens ebenfalls feingeweblich abgeklärt werden. Auch dies kann mit einer Entnahme eines kleinen Gewebszylinders erfolgen. Nach Vorliegen aller Informationen kann in der Regel in einem interdisziplinären Gremium, wie es an einem universitären Brustzentrum vorzufinden ist, unter Beteiligung aller Fachdisziplinen wie Radiologie, Gynäkologie , Pathologie und Strahlentherapie das passende operative Vorgehen festgelegt werden. Nur die Erfahrung und die entsprechende Fachkompetenz aller beteiligten Disziplinen kann die häufig befürchtete Übertherapie vermeiden. Auch die häufige Patientenfrage, ob die brusterhaltende Therapie gleich gut oder vertretbar, im Gegensatz zu einer kompletten Entfernung der Brust ist, kann nur kompetent beantwortet werden, wenn man sicher ist, dass in der Brust keine weiteren Herde vorhanden sind und die Tumorveränderung ausreichend im gesunden Gewebe entfernt wurde. Hierbei ist insbesondere die Kooperation mit dem Pathologen gefordert. Spezielle Verfahren die onkologisches Know-how mit plastisch-chirurgischen Techniken verbinden, ermöglichen der Patientin selbst bei komplexeren Befunden eine kosmetisch zufriedenstellende Operationstechnik und trotzdem eine maximale onkologische Sicherheit. Ergänzt wird das Ganze durch eine insbesondere bei Brusterhalt immer erforderliche Strahlentherapie. Auch hier ermöglichen neuste Geräte eine für die Patientin nicht belastende Behandlung, die trotzdem effektiv ist und bei dem bestrahlten Brustgewebe keine Veränderungen wie Verhärtungen oder auch unschöne Pigmentierungen der Haut hinterlässt.
Erfreulicher Weise kann man heute jungen Frauen, die sich einer Brustkrebsbehandlung unterziehen müssen, Verfahren anbieten, die nach abgeschlossener Therapie, selbst einer Chemotherapie den Kinderwunsch ermöglichen. Neben der Möglichkeit die Eierstöcke medikamentös in der Phase der Chemotherapie so zu sagen ruhig zu stellen und damit einen gewissen Schutz zu ermöglichen, gibt es ganz neue Möglichkeiten Eierstockgewebe im Vorfeld, also vor Therapiebeginn, über eine Bauchspiegelung zu entnehmen, tiefgefroren aufzubewahren. Nach erfolgreich abgeschlossener Therapie kann das Eierstockgewebe je nach Bedarf wieder in die Bauchhöhle zurückimplantiert werden und damit wieder aktiv werden. Dies ist nur in einem speziellen Verbund an dem sich mehrere Universitätskliniken beteiligen möglich. An der Universitäts-Frauenklinik Tübingen können wir Patientinnen dieses Verfahren anbieten.
Wesentlich bei der Therapie älterer Patientinnen ist zu überprüfen und einzuschätzen ob das kalendarische Alter tatsächlich dem biologischen Alter entspricht. Dazu bedarf es entsprechender onkologischer Erfahrung um die Patientin nicht unnötig einer zu aggressiven Therapie auszusetzen und damit zu gefährden, die Patientin jedoch auch nicht unter zu therapieren. Die Wahl des entsprechenden Medikamentes ist dabei entscheidend. Dabei können Antikörper, wenn der Tumor dafür eine Angriffsfläche bietet, ebenso bei der älteren Patientin eingesetzt werden. Wichtig dabei sind die entsprechende Erfahrung und die Überwachung der Patientin. Selbst Chemotherapeutika können bei entsprechender Wahl der Substanzen und Dosierungen verabreicht werden, einige davon sogar in Tablettenform.
Das Problem der Eierstockskrebserkrankung besteht darin, dass die Erkrankungen häufig nicht in einem Frühstadium wie bei Brustkrebserkrankungen erfasst werden können sondern erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Dies stellt eine maximale Herausforderung für den Operateur dar, da es wichtig ist, bei der Erst- Operation möglichst alle Tumorveränderungen operativ zu entfernen. An großen zertifizierten Organzentren wie der Frauenklinik in Tübingen, kann dieses Konzept optimal durchgeführt werden. Neben dem operativ tätigen Gynäkologen stehen hierzu für eventuelle Eingriffe am Darm ein Bauchchirurg zur Verfügung, wenn erforderlich und der Harntrakt in Mitleidenschaft gezogen ist, ein Urologe. Mit dieser Interdisziplinarität im Operationssaal kann der Patientin ein Maximum an Sicherheit und fachlichem Know-how angeboten werden. In seltenen Fällen ist es für den weiteren Krankheitsverlauf allerdings sinnvoller zunächst durch eine Chemotherapie den Tumor zu verkleinern. Insbesondere wenn es sich um sehr kleinknotige, diffuse Veränderungen handelt und die Operation erst im Anschluss vorzunehmen ist. Ein weiteres Problem bei Eierstockkrebs ist, dass es trotz primärem Verschwinden der Erkrankung zu einem Wiederauftreten kommen kann. Tumorzellen können im Bauchraum insbesondere im Bauchfell versteckt sein, wo sie mit bildgebenden Verfahren primär nicht sichtbar sind, was dann ein erneutes Auftreten der Erkrankung hervorrufen kann. Während früher mit weiteren Chemotherapien behandelt wurde, hat man zunehmend die Erfahrung gewonnen, erneut eine Operation vorzunehmen und die Bauchhöhle mit einer erwärmten Zytostatikalösung zu spülen. Dies ist ein Konzept, welches in Deutschland nur an ganz wenigen Zentren erfolgreich durchgeführt werden kann. In Kooperation mit den Chirurgen des Universitätsklinikums Tübingen kann es Eierstockkrebspatientinnen bei uns angeboten werden.
Obwohl wir hoffen, dass durch den zunehmenden Einsatz der Impfung die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs verringert wird, ist es von Bedeutung, Operationsverfahren in minimal-invasiven Verfahren, sprich Knopflochchirurgie, zu entwickeln und einzusetzen. An der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen werden diese Verfahren schwerpunktmäßig angeboten. Den Patientinnen wird dabei die Bauchspiegelung als operative Standardbehandlung des Gebärmutterhalskrebses angeboten.
Neben der Vermeidung eines Bauchschnittes mit allen Vorteilen ermöglicht das Therapieren per Bauchspiegelung zusätzlich ein besonders nervenschonendes operatives Vorgehen. Die früher häufig gefürchteten Nachteile, wie Probleme bei der Blasenentleerung oder auch Taubheit von Hautarealen können so vermieden werden.
Wesentlich dabei ist zunächst die korrekte Diagnose. Hierzu bedarf es nicht selten eines zweiten Pathologen eines Referenzpathologen, der die zuerst gestellte Diagnose bestätigen kann. Da diese Tumore insgesamt selten sind, erfordert diese Behandlung ebenfalls ein hohes Fachwissen, das vorzugsweise an Tumor -oder Organzentren vorhanden ist. Neben der dortigen Behandlung besteht die Möglichkeit über entsprechende Anfragen die Diagnose zu bestätigen und Behandlungsvorschläge einzuholen. Dies ist ein zusätzlicher Service für Ärzte und Patientinnen.
Weitere Informationen unter: - Tel. 07071 / 29 8 2224 - www.uni-frauenklinik-tuebingen.de