So wie Hildegard von Bingen unzähligen Pflanzen und Kräutern bestimmte Heilkräfte zuordnete, so taten und tun dies pflanzen- und kräuterkundige Heiler überall auf der Welt.
Bei den Schamanen Nord- und Südamerikas sind die heilenden Wirkungen von Pflanzen seit Jahrtausenden bekannt und überliefert. Es bedarf aber keines Zauberers, um sich die Heilkraft einer Pflanze zunutze machen zu können, auch wenn die Schamanen davon ausgehen, daß man den Geist, der in jeder Pflanze wohnt, positiv für sich aktivieren muß, um in den Genuß der Heilung zu gelangen. Wer zu Pflanzen jedoch keinerlei Beziehung hat, dem wird diese Art der Heilung wahrscheinlich verschlossen bleiben, denn nur wer Pflanzen liebt, kann ihre Geheimnisse erforschen.
Pflanzengeist-Medizin heißt, daß man um die Gunst, die Pflanzen richtig zu verstehen, beten muß. Wobei beten nicht unbedingt wortwörtlich zu verstehen ist. Man kann tanzen, singen, die Orans-Haltung einnehmen usw., um die Geister, die in den Pflanzen wohnen, anzurufen und um Hilfe zu bitten. Pflanzengeist-Medizin heißt aber auch, von dem Gedanken, daß es für jedes Leiden ein bestimmtes Pflänzchen gibt, Abstand zu nehmen. Denn hilfreich wird letztlich nur das sein, was der Pflanzengeist gewährt. »Wer mit einer Pflanze heilen will, muß sie träumen, sonst wirkt sie nicht. Da zwei Menschen selten das gleiche träumen, wird die gleiche Pflanzen selten auf die gleiche Art und Weise angewandt werden« (Eliot Cowan)