Die Amerikanerin Dr. Ida P. Rolf entwickelte in den 30er Jahren für Menschen, die sich aus dem Gleichgewicht gebracht oder chronisch verspannt fühlen, aber auch für jene Menschen, die ihre Beweglichkeit und ihr Körpergefühl verbessern wollen, eine Körpertherapie, die sogenannte »Strukturelle Integration«, die sich unter dem Namen Rolfing heute wachsender Beliebtheit erfreut.
Dr. Ida Rolf ging bei ihrer »Strukturellen Integration« davon aus, daß nur die allerwenigsten Menschen eine wirklich gute Körperhaltung besitzen, d. h., die einen erscheinen wie ein Fragezeichen »… mit rundem Bauch und Rücken und nach vorne gekipptem Beckenrand«, während wieder andere im Brustkorbbereich zusammensacken. Nur die wenigsten stehen wirklich »aufrecht«, d. h. in lotrechter Verbindung von Kopf bis Fuß. Vereinfacht ausgedrückt heißt dies, daß nur wenige Menschen dem Gesetz der Schwerkraft sinnvoll zu folgen vermögen. Dr. Rolf schrieb dazu: »Der eine mag seinen verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im Rücken empfinden, ein anderer als ein wenig schmeichelhaftes Aussehen seines Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit und Streß und noch jemand als ständig bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über vierzig sind, mögen es Alter nennen - all diese Signale können aber auch auf ein einzelnes bzw. einziges Problem hindeuten: der Körper ist außer Balance geraten. Er ist im Konflikt mit der Schwerkraft …«
Nach und nach entwickelte Dr. Rolf ein Behandlungsverfahren zur Verbesserung von Haltungsschäden, die durch die Schwerkraft noch verstärkt werden. Rolfing ist, vereinfacht ausgedrückt, eine langsam ausgeführte intensive, tiefe und auch schmerzhafte Ganzkörpermassage, die Bewegung und Selbstwahrnehmung verbindet.
Lockerung und Dehnung der Muskulatur und des Bindegewebes sollen Verspannungen lösen, Fehlbelastungen der Gelenke beseitigen. Und nicht selten führt dies bereits zum Verschwinden von Schmerzen. Aber damit gibt sich Rolfing nicht zufrieden, sondern sieht dies lediglich als erfreuliche Nebenwirkung an. Denn nicht nur physisch, sondern auch psychisch verwandelt sich der Mensch durch die Rolfing-Massage. »Ein verändertes Körperbild erzeugt einen veränderten Eindruck und löst andere Reaktionen aus.« Das Selbstbewußtsein wird gestützt, und somit wird der erste Baustein für eine geänderte Lebensführung gelegt.
Rolfing-Sitzungen dauern etwa eine Stunde und beginnen mit der Analyse der Art und Weise, wie man sich bewegt. Daraus ergibt sich die Behandlungsform, die entweder im Liegen, Stehen, Gehen oder Sitzen ausgeführt wird. Ziel der Therapie ist, durch gezielt eingesetzten Massagedruck das Gewebe umzuformen, die Beweglichkeit wiederherzustellen, die muskulären Unausgewogenheiten zu beseitigen. Der Patient muß dies natürlich durch Aufmerksamkeit, Atemtechnik und gezielte Bewegungen unterstützen.
Rolfing sieht als Grundbehandlung zehn hintereinander folgende Sitzungen vor, die aufeinander aufgebaut sind. Nach einem halben Jahr (oder länger) Pause können weitere aufbauende Sitzungen folgen.