Viele Kinder wurden mit verkümmerten Armen oder Beinen geboren. Nun wird der Conterganwirkstoff Thalidomid wieder von Medizinern eingesetzt - bei Krebskranken, bei denen alle andere Therapien versagt haben. Beim Multiplen Myelom, einer häufig tödlich endenden Knochenmarksgeschwulst, kann das Medikament selbst dann noch wirken, wenn eine Stammzelltransplantation erfolglos blieb. Nach erfolgreichen Berichten aus den USA ist jetzt auch in Deutschland ein Patient mit Thalidomid behandelt worden. Ulrich Kaiser von der Universität Marburg berichtet darüber in der “Deutschen Medizinischen Wochenschrift” DMW (Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2000). Eine 56-Jährige Frau wird seit fast einem Jahr mit Thalidomid behandelt. Der Tumor bildete sich unter der Behandlung deutlich zurück. Thalidomid kann den Tumor aber nicht völlig ausmerzen, sondern nur im Schach halten. Es ist bisher nicht klar, wie lange die Behandlung wirkt.(rme)
Malignes Myelom ist eine bösartige (lat. malignus) Geschwulst des Knochenmarks (gr. myelos). Sie zerstört Knochenmark und Knochen. Der Tumor wird auch Plasmozytom genannt, da er eine Wucherung von Plasmazellen darstellt. Diese Zellen sind Bestandteil des Immunsystems und dort normalerweise für die Bildung von Antikörpern zuständig. Auch der Tumor bildet Antikörper, wenn auch nur bruchstückhaft. Sie werden über die Niere ausgeschieden und schädigen die Niere. Außerdem kommt es zu einer Blutarmut (Anämie). Der Tumor ist insgesamt selten: Etwa ein Prozent aller Krebserkrankungen und zehn Prozent aller bösartigen Tumore des Blutes sind Plasmozytome. Mit der herkömmlichen Chemotherapie ist er nicht heilbar.