Auch in diesem Jahr trafen sich wieder deutsche, österreichische und schweizerische Dermatologen in Berlin und Mainz, um das Neueste aus ihrem Fachbereich zu lernen und zu diskutieren. Welche neuen Erkenntnisse es in diesem Bereich über Forschungsergebnisse, Errungenschaften und Weiterentwicklungen gibt, hat unser Experte Dr. Christoph Liebich für unsere Leser zusammengetragen.
Vorgestellt wurde ein neuer 1726 nm Laser. Das Besondere ist, dass diese Länge vorzugsweise von den Talgdrüsen der Haut absorbiert wird. Dadurch wird die Epidermis geschont und Nebenwirkungen und Schmerzen treten seltener auf. Aktuell gibt es für diesen Laser zwei von der FDA zugelassene Geräte, die für die Aknetherapie eingesetzt werden. Dieser neue Laser ist auch bei dunkler Haut sicher und effektiv und kann nach 3-4 Sitzungen deutliche und vor allem langanhaltende Verbesserungen der Haut erzielen. Allerdings sind die Anschaffungskosten für diese Art Laser sehr hoch und dementsprechend auch für die Behandlungen.
Vorgestellt wurde u. a. eine Studie, die Probiotika und Synbiotika zur Allergieprävention untersucht hat. Es zeigte sich allerdings keine Evidenz, dass diese Präparate während der ersten sechs Lebensmonate allergische Erkrankungen verhindern, so dass es keine Empfehlung diesbezüglich gibt.
Im Bereich der Gräserpollenallergien wurde ein weiteres Sensibilisierungsprofil genauer untersucht, welches bisher keine große Rolle gespielt hat: Phl p 4. Das interessante hierbei ist, dass nur 18 % der Patienten, die hierauf im Alltag reagieren, einen positiven Pricktest mit Gräserpollenextrakt hatten. Das bedeutet, dass über 80 % im Pricktest unerkannt geblieben sind. Die Empfehlung bei Patienten, die glaubhaft in der Gräser Saison Probleme haben und im Test negativ sind, wäre daher diese spezifisch auf diesen Subtyp zu untersuchen.
Eine andere Studie befasste sich mit dem Thema Bäumepollenallergie. Untersucht dabei wurde, ob das Ergebnis der Hyposensibilisierung besser war, wenn nur gegen Birkenpollen behandelt wurde oder gegen die Kombination aus Birke, Erle und Hasel. Es konnte gezeigt werden, dass dies keinen Unterschied macht. Lediglich fand sich eine stärkere Reduktion der Asthmamedikation durch die Kombinationstherapie, und generell entwickelten die Patienten mit der Kombinationstherapie weniger häufig Asthma.
Ein weiteres häufiges Allergen ist die Katze. Hier zeigte sich, mit einer SCIT gegen Katzenallergie, eine bessere als bisher bekannte Wirksamkeit und vor allem keine schweren unerwünschten Nebenwirkungen. Allerdings erfolgte die Studie ohne eine Placebo Gruppe. Daher ist die Empfehlung beziehungsweise die Bewertung schwer zu treffen.
Auch über die Erdnuss-Allergie wurde gesprochen. Eine Multi Center Studie wurde bei Kindern zwischen sechs und 17 Jahren durchgeführt, die entweder mit Placebo oder Dupilumab behandelt worden sind und zusätzlich über 28-40 Wochen eine orale Immuntherapie gegen Erdnuss bekommen haben. Primärer Endpunkt war die Verträglichkeit von 2044 mg kumulativer Erdnuss. Im Ergebniss zeigte sich, dass die Gruppe, die mit Dupilumab behandelt worden ist, eine höhere Erfolgsquote der oralen Immuntherapie gegen Erdnuss hatte als die, die nur mit Placebo behandelt worden ist. Wird Dupilumab aber wieder abgesetzt, hält diese Effekt leider nicht an. Zusammenfassend kann man also sagen, dass Dupilumab alleine zur Behandlung der Erdnuss-Allergie nicht wirksam war, dass es aber die Wirkung der gleichzeitig durchgeführten Immuntherapie erhöhte, dies aber kein dauerhaften Effekt hatte. Zusätzlich wurde noch beobachtet, dass die Nebenwirkungen in der Dupilumab Gruppe bei der Immuntherapie geringer ausgefallen sind.
Eine weitere Studie untersuchte, inwieweit Erdnuss-Allergene im Haushalt durch die Übertragung durch die Hände verteilt werden, und wenn ja, ob sie durch einfaches Händewaschen entfernt werden können. Man fand heraus, dass 50 % der Erdnuss Proteine in die obere Haut eindringen. In den Übertragungversuchen konnte gezeigt werden, dass circa 10 % der Proteinmenge durch einfaches anfassen auf den Unterarm übertragen werden. Erfreulicherweise konnte gezeigt werden, dass bis zu 90 % der in Wasser gelösten Erdnuss Proteine durch einfaches Hände waschen entfernt werden konnten, vor allem, wenn es sich um nicht ionisch Tenside als Waschpräparat handelte.
Ein neues Präparat für schwere Formen von Allergien und allergischen Reaktionen ist ein nasales Adrenalinspray. Dieses zeigte sich wirksam zur Behandlung systemischer Reaktionen durch orale Nahrungsmittel Provokationen. Besondere Nebenwirkungen wurden dabei nicht verzeichnet. In den USA ist dieses Präparat bereits auf dem Markt, allerdings beträgt der Preis knapp 300 € für zwei Einzeldosen. Dafür ist es aber 30 Monate haltbar und bedarf keiner besonderen Aufbewahrungbedingung. Auch wurde untersucht, ob ein Vitamin D Mangel bei Patienten mit Urticaria die Symptomatik beeinflusst. Es konnte gezeigt werden, dass eine Supplementierung mit Vitamin D bei einem Mangel die Effekte der Standardtherapie verbessern kann. Allerdings gibt es noch keine Placebo kontrollierten Studien und kein einheitliches Dosierungsschema. Nichtsdestotrotz scheint es bei Urticaria Patienten sinnvoll, den Vitamin D Spiegel zu untersuchen und gegebenenfalls zu erhöhen. Auch ist für die chronisch spontane Urticaria ein neues Präparat in der Entwicklung: Remibrutinib. Hierbei konnte gezeigt werden, dass diese Therapie wirksam und sicher ist und sehr schnell einsetzt. Die Zulassung in Europa wird für nächstes Jahr erwartet. Auch wirkt es bei Patienten die zuvor auf Omalizumab nicht angesprochen haben. Wenn aber urtikarielle Hautveränderungen länger als 24 Stunden bestehen, muss man immer an autoinflammatorische Syndrome denken. Diese gehen typischerweise nicht mit starkem Juckreiz einher, sondern eher mit Schmerzen und Brennen. Zudem besteht auch ein rezidivierendes unerklärliches Fieber sowie Muskel- und Gelenksschmerzen. Typisch ist auch das Nichtansprechen auf klassische Antihistaminika. Sollte dies alles zutreffen, empfiehlt sich eine histologische Untersuchung, vor allem wenn die Patienten auch über B-Symptomatik klagen, denn eine neutrophile urticarielle Dermatitis ist die kutane Manifestation verschiedener autoinflammatorischer Erkrankungen.
Eine andere Studie befasste sich mit der Frage, ob es Kriterien für eine Früherkennung einer atopischen Dermatitis (AD) bei Neugeborenen gibt. So untersuchte eine dänische Studie dazu 245 Babys und konnte als einen Marker eine palmare Hyperlinearität herausarbeiten, die bei 14% der Kinder vorkam. Diese Babys entwickelten im Schnitt 3 Monate früher, also im 4. Lebensmonat eine AD, und auch circa doppelt so häufig wie die Kinder ohne diesen Marker.
Auch der Therapie infantiler Hämangiome wurden Studien gewidmet. Diese weisen vor allem daraufhin, dass der Zeitpunkt des Beginns der Therapie entscheidend ist. Begann man vor dem 70. Lebenstag mit einer systemischen Propranolol Therapie, so waren die Erfolgsraten bei 78%, begann man nach dem 70. Lebenstag lagen diese nur noch bei 28%.
Eine deutlich schwerwiegendere Erkrankung ist die Epidermolysis bullosa. Hier gibt es nun endlich neue Ansätze für Therapien die zumindest zu einer deutlichen Besserung der Erkrankung führen können. So zum Beispiel das Medikament Beremagene Geperpavec. ABER: Auch wenn gute Ergebnisse erzielt werden können, so liegen die Therapiekosten pro Patient und Jahr leider bei ca. 500.000 €. Noch wesentlich teuer, mit 3.000.000 €, ist das Medikament Prademagene Zamikeracel. Hier kam es bei 81% der Patienten zu einer Verbesserung der Haut von mind. 50% und bei 65% zu einer Abheilung von 75% der Hautläsionen. Bei 16% kam es gar zu einer vollständigen Abheilung.
Beim Thema Hautkrebs wurde eine Untersuchung durchgeführt, ob die UV Lampen, die bei Maniküre und Pediküre verwendet werden das Risiko erhöhen, da diese vor allem UVA Strahlung emittieren. Bislang gibt es jedoch keine eindeutigen Hinweise, dass diese das Hautkrebsrisiko deutlich erhöhen. Allerdings ist die bisherige Datenlage schwach und mehr Studien wären wünschenswert. Dennoch sollte man den Kunden bzw. Patienten empfehlen, Hand- oder Fußrücken abzudecken oder mit Sonnenschutzmittel vor der Behandlung einzucremen.
Bei dem Thema der aktinischen Keratosen wurde Tirbanibulin jetzt auch großflächig auf bis zu 100 cm² getestet. Dies zeigte sich als gut verträglich, ohne erhöhte Nebenwirkungen, so dass davon auszugehen ist, dass dies auch bald zur Zulassung kommt. Darüberhinaus hat man gesehen, dass eine doppelte Wirkung in den behandelten Arealen eingesetzt ist. Lentigines solares welche sich in den behandelten Areal befanden, wurden durch diese Therapie deutlich aufgehellt. Da dies aber nur ein Zufallsbefund war, fehlen hierzu weitere prospektive Studien, allerdings wäre es eine interessante Alternative zu Laser und Retinoiden. Eine andere Studie widmete sich der HPV Impfung und der Krankheitslast bei aktinischen Keratosen. Hier konnte gezeigt werden, dass diese Impfung einen signifikanten Einfluss auf die Krankheitslast von Patienten mit aktinischen Keratosen bei immunkompetenten Patienten hat. So kam es zu einer Reduktion sowohl flacher als auch dicker Läsionen. Es zeigte sich eine gute Verträglichkeit. Daher ist dies eine potentielle Option in der multimodalen Therapie von aktinischen Keratosen. Allerdings hatte sie keine Wirkung auf das Neuauftreten sowohl von aktinischen Keratosen als auch von weißem Hautkrebs, und es erfolgte kein Vergleich dieser Impfung mit anderen Impfungen. Eine andere Frage die untersucht wurde, war ob es auch Empfehlungen für orale Nahrungsergänzungsmittel bei dieser Erkrankung gibt. Eine Evidenz zeigte sich lediglich für Polyphenole und hier vor allem Polypodium leucotomos, ein Farngewächs. Allerdings kam es nur in Kombination mit einem topischen Lichtschutzfaktor 100 zu einer Reduktion neuer Läsionen und auch von Rezidiven nach photodynamischer Therapie. Zudem hat es antioxidative und DNA reparierende Wirkung. Eine gewisse Wirksamkeit konnte auch für Vitamin B3 also Nicotinamid nachgewiesen werden, nicht jedoch für Vitamin D, C oder Folsäure.
Was das Thema Hautkrebs betrifft, verwiesen die Referenten auf eine seriöse Informationsquelle im Internet für die Patienten unter www.portal-hautkrebs.de. Hier findet man wissenschaftlich fundierte und von Expert:innen geprüfte Informationen zu allen Formen und Phasen dieser Erkrankung.
Beim Thema Melanom wurde eine Studie vorgestellt, die Melanome bei Langzeit Überlebenden Kindern mit anderem Krebs in der Vergangenheit untersucht hat. Es wurden über 25.000 Kinder retrospektiv untersucht, über mehr als fünf Jahre nach der Diagnosestellung des pädiatrischen Tumors. Hierbei wurden 177 Melanome entdeckt. Das bedeutet, dass im Vergleich zur Normalbevölkerung diese Kinder ein doppelt so hohes Melanomrisiko und ein erhöhtes Sterberisiko bei invasiven Melanomen hatten. Vor allem ist hier wohl eine erhöhte Strahlendosis sowie eine Exposition gegenüber Chemotherapeutika relevant. Vor allem diese Kinder sollten lebenslang eine Hautkrebsvorsorge durchführen lassen. Wie ist es nun mit dem Risiko für Sekundärtumoren durch computertomographische Aufnahmen? Eine Studie aus den USA befasste sich mit diesem Thema. In den USA werden pro Jahr 93 Millionen CTs bei 62 Millionen Menschen durchgeführt. Hiervon 2,5 Millionen, also 4,2 %, bei Kindern. Prinzipiell sind ionisierende Strahlen ein potentes Karzinogen. In dieser Untersuchung wurden 103.000 Sekundärtumoren gefunden, vor allem, wenn die CTs im Kindes- oder Jugendalter durchgeführt worden sind. Hauptsächlich Lungenkarzinome, Kolonkarzinome und Leukämie. Dies bedeutet, dass die CT induzierten Tumoren ungefähr 5 % aller Tumoren pro Jahr ausmachen. Daher ist es wichtig, immer eine kritische Indikationsstellung für ein CT durchzuführen. Vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen. Modernere Geräte können glücklicherweise die Strahlenbelastung reduzieren. Leider kann man diese nicht immer durch MRTs ersetzen.
Bei der neoadjuvanten Therapie von metastasierten Melanomen wurde nun untersucht, ob ein Zyklus mit Ipilimumab und Nivolumab in Kombination im Gegensatz zu wie bisher zwei, auch ausreichen würde. So konnte man sehen, dass nach einem Zyklus gefolgt von einer OP nach vier Wochen,es zu einer pathologischen Remissionsrate von 59 % kam, also eine komplette bzw. fast komplette Remission. Keiner der Patienten zeigte ein Rezidiv innerhalb der kommenden 15 Monate und nur 10 % der Patienten hatten schwerere Nebenwirkungen. Leider ist dies in Deutschland in dieser Form noch nicht zugelassen.
Immer wieder fragen Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, auch nach, wie sie selber das Gelingen unterstützen können. Hier gab es nun eine Studie, die sich mit einer ballaststoffreichen Diät bei solchen Patienten auseinandergesetzt hat. So konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass die Patienten, die sich einer ballaststoffreichen Diät für mindestens zehn Wochen ausgesetzt haben (circa 50 g pro Tag) eine deutlich bessere Tumorreduktion hatten - genauer gesagt 77 % im Vergleich zu 29 % in der nicht ballaststoffreichen Diät Gruppe. Auch die Nebenwirkungen der Chemotherapie waren in dieser Gruppe geringer. Auch konnte man feststellen, dass generell Antibiotika und Protonenpumpen Inhibitoren kontraproduktiv bei einer Chemotherapie sind. Aber nicht nur Ernährung, sondern auch Bewegung spielt bei Krebserkrankungen eine wichtige Rolle. In einer anderen Studie an Koloncarcinom Patienten konnte gezeigt werden, dass Patienten über eine mediane Nachbeobachtungszeit von acht Jahren, wenn sie eine strukturierte Bewegungstherapie durchführten, ein erhöhtes Gesamtüberleben (90 versus 83 %) und auch ein erhöhtes fünf Jahres Krankheitsfreies Überleben (80 versus 74 %) hatten im Vergleich zu der Gruppe, die diese Bewegungstherapie nicht erhielt.
Eine weitere sehr interessante Beobachtung in einer anderen Studie war, dass Patienten mit einem Lungenkarzinom, die innerhalb von 100 Tagen nach Beginn der Chemotherapie eine mRNA basierte COVID Impfung erhielten, eine fast doppelt so hohe drei Jahres Überlebensrate hatten wie die, die keine Impfung erhielten. Daher ist die weitere Entwicklung von personalisierten mRNA Impfungen eine sehr vielversprechende und bereits weit fortgeschrittene Therapieoption auch beim malignen Melanom, wenn schon ein so unspezifischer Impfstoff gegen COVID bereits einen so unerwartet deutlichen Überlebensvorteil für die Patienten bietet.
Ein anderer großer Themenkomplex ist natürlich auch wieder Psoriasis gewesen. Hier hat man untersucht, wie die Langzeit Remission nach Therapie mit Biologika ist. Insgesamt wurden 400 Patienten beobachtet, bei denen die Therapie abgesetzt wurde. Die durchschnittliche Zeit bis zum Rückfall war in allen Gruppen 3,3 Monate und man konnte sehen, dass je kürzer die Erkrankungsdauer war, desto geringer war die Rückfallrate. War die Erkrankung weniger als ein Jahr vor Therapiebeginn ausgebrochen, hatten die Patienten die wenigsten Rückfälle. Dies spricht immer mehr für das schnelle Einsteigen mit Biologika bei einer neu diagnostizieren Psoriasis.
In einer internationalen Bevölkerungsbasierten Querschnittstudie wurde die Prävalenz der Psoriasis aktuell untersucht. Hierbei wurden in 20 Staaten auf fünf Kontinenten Patientendaten untersucht, was repräsentativ ist für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung - insgesamt über 50.000 Befragte. Zudem musste die Psoriasisdiagnose in den letzten zwölf Monaten ärztlich bestätigt worden sein. Die weltweite Prävalenz lag hiernach bei 4,4 %. Überraschenderweise lag Ostasien mit 5,7 % deutlich darüber, auch der mittlere Osten mit 4,9 % war über dem Durchschnitt. Weniger überraschend waren in Afrika nur 1,7 % und in Lateinamerika nur 3,1 % der Bevölkerung von Psoriasis betroffen. Auch die globale Entwicklung von 1990-2021 veränderte sich in absoluten Zahlen weltweit mit einer Zunahme von 86 %.
Viele dieser Patienten sind auch übergewichtig. Generell stellt Adipositas ein zunehmendes Problem weltweit dar. So hat man gesehen, dass übergewichtige Patienten deutlich häufiger an Depressionen und Angst leiden als die ohne Adipositas (44,1 % versus 28,9 %). Dies gilt auch für Bluthochdruck (29,0 % versus 7,1 %), genauso wie für Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Schlafapnoe. Hier ging es hauptsächlich um Patienten zwischen 18 und 39 Jahren, also nicht die typischen alten Patienten, die bereits multimorbid sind. Daher ist es durchaus von großer Bedeutung, Adipositas zu bekämpfen. Hier gibt es ja nun neue Medikamente, unter anderem die GLP 1 und GIP Rezeptoragonisten. Diese führen zu einer Verlangsamung der Magenentleerung, einem vermehrten Sättigungsgefühl im Gehirn, einer erhöhten Insulinsekretion und einer Senkung der Blutglukose. So konnte dank dieser Medikamente in einer Studie nicht nur eine Verbesserung der Psoriasis und einer Akne inversa, sondern auch eine verbesserte Wundheilung und eine verringerte Hautentzündung festgestellt werden. Daher sollten adipöse Patienten mit chronischen Autoimmunerkrankungen über diese Therapien aufgeklärt werden beziehungsweise ihnen diese angeboten werden. Leider sind diese Medikamente zur Gewichtsreduktion nicht erstattungsfähig. Zwischenzeitlich kann die Psoriasis vulgaris ja sehr gut und effektiv behandelt werden, mit nur sehr wenig Nebenwirkungen. Schwieriger ist dies allerdings immer noch bei der Palmo Plantaren Psoriasis und der pustulösen Variante. Hier sind offiziell keine der neuen Präparate zugelassen. Ein Head to Head Vergleich von Upadacitinib und Acitretin konnte hier eine mehr als deutliche Überlegenheit von Ersterem nach vier Wochen zeigen. So kam es bei 87,1 % der Patienten zu einer vollständigen Abheilung der Pusteln, bei dem alten Präparat Acitretin allerdings nur bei 31,6 %. Ein anderes schwer zu therapierendes Krankheitsbild ist die Acrodermatitis chronica suppurativa Hallopeau (ACH). Bisher konnte diese mit Methotrexat oder Cyclosporin mehr oder weniger erfolgreich behandelt werden. Neue Studien beziehungsweise Fallserien zeigen allerdings ein deutlich besseres Ansprechen für die neuen Interleukin Biologika aus der 17er und 23er Gruppe, wenn diese auch leider noch nicht hierfür zugelassen sind.
Auch wurde über das Phänomen der paradoxen Ekzeme einer antipsoriatischen Therapie referiert sowie auch über eine Dupilumab assoziierte Psoriasis. So können vor allem Anti TNFa, aber auch seltener Interleukin 17 und noch seltener 23 Präparate wie auch Anti PDE4 solche Hautveränderungen auslösen.
Anti TNFa können in 2-3 % der Fälle eine paradoxe Psoriasis auslösen, die vor allem auch die Hände betrifft. Die modernen Interleukin Biologika können auch solche paradoxen Reaktionen auslösen, in circa 1 % der Fälle. Dupilumab kann in 2-5 % der Fälle vor allem entweder eine paradoxe Psoriasis oder ein Kopf-Nacken Erythem auslösen. Bei milden Reaktionen kann man die Therapien fortsetzen und diese gegebenenfalls topisch oder mit Lichttherapie ergänzen. Sollte es sich um persistierende Reaktionen handeln, empfiehlt sich die Umsetzung gegebenenfalls auf JAK Inhibitoren. Hierbei sind aber auch die spezifischen Nebenwirkungen in dieser Gruppe zu berücksichtigen.
Auch das Thema künstliche Intelligenz macht vor der Dermatologie natürlich nicht Halt. Neben den schon verfügbaren Systemen für Total Body Mapping und Auswertung von Muttermal durch diese Systeme, ist in den USA nun auch ein neues Gerät für die direkte Analyse von suspekten Naevi zugelassen worden. Dieses handliche Gerät, welches man aber bisher nur in den USA leasen und nicht kaufen kann, liefert als Einschätzung allerdings lediglich die Antwort, ob das Muttermal weiter analysiert werden muss oder beobachtet werden kann. Bei dieser Entscheidung ist das Gerät allerdings sehr zuverlässig mit einer Trefferquote von circa 97 %. So wurden nur 0,5 % aller untersuchten Läsionen als falsch negativ beschrieben. Daher scheint dies ein weiteres interessantes Hilfsmittel zu sein, die Zulassung in den USA ist allerdings explizit für Nicht-Dermatologen erteilt worden, für Patienten ab dem 40. Lebensjahr. Es bleibt also spannend, was auf diesem Gebiet in den nächsten Jahren noch passiert.
Was das Thema Pilze betrifft, so ist weiterhin der durch in Barber Shops sich zugezogene Kopfhaut-Pilz mit Tr.tonsurans ein aktuelles Thema. So ist z.B. in München ein Anstieg von 2,1 % im Jahr 2019 auf 20,7 % im Jahr 2022 zu verzeichnen. Generell ist auch der Anteil dieses Pilzes als Auslöser einer Kopfpilzerkrankung von 26,1% im Jahr 2018 auf 67,6 % im Jahr 2023 angestiegen. Auch das Alter der Patienten verlagerte sich von im Schnitt neun Jahren im Jahr 2018 zu 18 Jahren in 2023. Auch fand sich eine Verdopplung des Anteils männlicher Patienten. Zurückzuführen ist dies primär auf eine inadäquate oder nicht existente Desinfektion der Haarschneider und eine mangelnde Hygiene in einigen dieser Shops. Leider führt diese Erkrankung nicht selten zu schweren Verläufen, die einer Systemtherapie von mehr als vier Wochen mit Terbinafin bedürfen.
Ein anderer, zwischenzeitlich häufig nachgewiesener Pilz ist Tr. Indotineae. Dieser kommt zum Großteil aus Indien aber auch aus Bangladesch, Pakistan, Afghanistan, Sri Lanka oder aus anderen arabischen Staaten. Leider ist dieser Pilz in bis zu zwei Drittel aller Fälle therapieresistent gegen Terbinafin. Gegen Itraconazol konnte zum Glück allerdings nur eine Resistenz in 6 % der Fälle nachgewiesen werden. Leider ist dieser Trend seit Jahren zunehmend und wird auch wohl weiterhin zu immer mehr Resistenzen führen. Daher wird gerade bei therapieresistenten Pilzen eine Resistenztestung in Speziallaboren empfohlen. In Indien werden diese sehr häufig vorkommenden resistenten Pilze nach folgendem Schema therapiert: Dort versuchen Sie es erst mal mit Terbinafin zweimal 250 mg pro Tag über drei Monate, falls dies nicht zum Erfolg führt, wird umgestellt auf Itraconazol 2 × 200 mg pro Tag für drei Monate. Falls dies auch wieder zum Rezidiv führt, verwenden sie Posaconazol 300 mg pro Tag für 2-3 Monate. Leider ist dieses sehr gut verträgliche Präparat sehr hochpreisig mit Kosten von circa 1500 € für 4 Wochen. Zusätzlich wird immer noch eine topische Therapie empfohlen.
Ein weiterer aus Asien kommender Pilz, der auch als Thailand-Pilz beschrieben wird, befällt vor allem den Genitalbereich und führt dort zu stark entzündlichen Reaktionen. Stellen sich Patienten mit isolierten und lokalisierten ungewöhnlich schmerzhaften Abszessen im Genitalbereich vor ist an diese tiefe Trichophytie, ausgelöst durch Tr. mentagrophytes Typ VII, zu denken, vor allem, wenn die Patienten in Südostasien waren, beziehungsweise enge Kontaktpersonen mitbefallen sind. Hier ist eine Therapie mit Terbinafin über mindestens acht Wochen notwendig und leider kommt es nicht selten initial zu einer Anfangsverschlechterung unter der Therapie.
Generell muss man allerdings immer das Interaktionspotenzial von Azolen bei systemischer Therapie berücksichtigen. Diese interagieren stark mit dem Cytochrom P-450-Enzym System. Kontraindiziert ist es in Kombination mit Cholesterinsenkern aus der Statinefamilie, allerdings nur mit Simvastatin und Lovastatin. Darüber hinaus auch mit Benzodiazepinen, Makroliden und Citalopram. Terbinafin wiederum sollte nicht kombiniert werden mit Betablockern, mit Ausnahme von Bisoprolol, auch trizyklische Antidepressiva und Antipsychotika vertragen sich nicht damit.
Ein neues Präparat zur topischen Behandlung der Onychomykose ist Efinaconazol als zehnprozentige Lösung. Dieses ist nicht nur gut wirksam gegen Dermatophyten, sondern auch noch stärker wirksam als bisherige Präparate gegen Candida albicans. Auch hat es eine höhere freie Verfügbarkeit und gute Penetration als bisherige Lösungen. Daher ist dies eine sehr interessante neue Alternative für dieses Krankheitsbild. Zugelassen ist es auch bereits ab sechs Jahren und sollte ab Anfang nächsten Jahres verfügbar sein.
Eine weitere, sehr einfache und sichere Unterstützung einer Therapie gegen Fußpilz ist die Verwendung von Zehensocken, in welchen jeder Zeh sein eigenes “Abteil” hat. So konnte eine Studie zeigen, dass bei 74,2 % der Patienten die die Pilztherapie mit Zehensocken kombinierten, es zu einer kompletten Abheilung kam im Vergleich zu 21,7 %, die nur die lokale Therapie durchführten.
Nun können wir historisch ein wenig in die Vergangenheit reisen und zwar ins Jahr 1941, ein kleiner Exkurs zu Übertragungswegen der Skabies. Damals wurden Expositionversuche mit aus Kriegsdienstverweigerern rekrutierten Freiwilligen durchgeführt. Diese durften sich drei Wochen lang nicht waschen, mussten in Bettwäsche von gesicherten Scabies Patienten übernachten, oder deren getragene Unterwäsche anziehen oder in den selben Betten schlafen, in denen sich die infizierten Patienten aufgehalten haben. Dennoch kam es nur bei zwei von 63 Versuchspersonen zu einer Übertragung. Daraufhin wurde der Kontakt intensiviert, so dass die Probanden gemeinsam mit den Scabies Patienten in einem Bett übernachteten. Bei diesen vier Freiwilligen kam es bei drei dann doch zu einer Infektion. Dies zeigte also, dass die Milbenübertragung hauptsächlich durch einen verlängerten Haut zu Haut-Kontakt stattfindet und weniger durch unbelebte Gegenstände. Eine seltene Variante dieser Erkrankung ist die Scabies nodosa. Dies ist eine spezielle Form mit derben juckenden rötlich braunen Knoten. Häufig kommt es hierbei zu einer monatelangen Persistenz, trotz erfolgreicher Therapie. Meist kommt es allerdings nicht zu einem Rezidiv, sondern es entsteht eine persistierende Immunreaktion. Daher ist auch eine immunsuppressive Therapie nach Milben Ausschluss mit systemischen Steroiden oder Basis Immunsuppressiva über Wochen notwendig. Erwähnt wurde auch nochmals bei der systemischen Therapie der Scabies, dass immer eine Wiederholung mit Ivermectin nach einer Woche erfolgen sollte, da dadurch die Heilungrate von 58 % auf 98 % steigt. Bei der topischen Therapie kommt es leider immer mehr zu einer Resistenz gegen Permethrin. Als neuer topischer Goldstandard wird hier nun in Studien Benzylbenzoat diskutiert. Dieses ist ab dem ersten Lebensjahr zugelassen, zumindest in der zehnprozentigen Variante und ab dem zwölften Lebensjahr in der 25-prozentigen, zudem ist es kostengünstig. Es sollte an drei aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen werden und erst am vierten Tag abgeduscht werden. Hier sind keine Resistenzprobleme bekannt.
Auch das Thema atopische Dermatitis wurde dieses Jahr wieder behandelt. So zeigen Daten aus dem TriNetX Register, dass mit Dupilumab behandelte Frauen grundsätzlich kein erhöhtes Risiko für “adverse Schwangerschaftsausgänge” haben. Untersucht wurden hier 250 Schwangerschaften. Dennoch gibt es weiterhin eine eher zurückhaltende Haltung beim Einsatz von Dupilumab in der Schwangerschaft.
Eine seltene Nebenwirkung von Dupilumab können Arthralgien sein. In einer Studie wurden 15 solcher Patienten auf Tralokinumab umgestellt. Hierunter kam es zu einer kompletten Rückbildung der Schmerzen und auch zu keinen Rezidiven. Zudem kam es zu einer vollständigen oder nahezu vollständigen Abheilung der Hautläsionen.
Ein neu zugelassener Wirkstoff ist Nemolizumab. Dieser Interleukin 31 Rezeptor Antikörper ist sowohl für die Neurodermitis als auch die Prurigo nodularis zugelassen. Er wirkt besonders schnell und gut auf Juckreiz und ist von der Kinetik vergleichbar mit JAK Inhibitoren. Ein Vorteil ist hier, dass es nicht zu Nebenwirkungen an den Augen kommt wie bei den anderen Präparaten.
Wie entwickelt sich denn eine Neurodermitis im Lauf des Lebens? Dies wurde in einer Studie weiter untersucht. So hat man gesehen, dass Kinder mit frühkindlicher Neurodermitis in circa 50 % der Fälle bis zum Schulalter eine vollständige und anhaltende Remission erreichen. Circa 40 % haben danach ein immer wieder aufflammendes Ekzem und 8 % ein persistierendes.
Eine weitere Studie führte einen Head to Head Vergleich von Delgocitinib Creme und Alitretinoin Tabletten durch. Hier konnte gezeigt werden, dass die Creme dem Medikament leicht überlegen war, bei besserer Verträglichkeit.
Leider beobachtet man bei der Impetigo eine zunehmende Resistenz gegen Fusidinsäure und Mupirocin. Zum Glück gibt es hier ein neues Medikament, auch wenn es leider noch nicht in Deutschland zugelassen ist: Ozenoxacin. Bei resistenter Impetigo oder multilokulärem Befall ist auch eventuell sonst eine systemische Therapie mit Cephalosporinen älterer Generationen indiziert, z.B. Cefalexin.
Andere Studien beschäftigten sich mit dem Thema der Dauer der Gabe einer antibiotischen Therapie. So hat man in England eine Studie an schwer kranken Patienten mit Sepsis durchgeführt, die entweder eine oder zwei Wochen Antibiotika bekommen haben. Hier hat man gesehen, dass es keinen Unterschied bezüglich der 90 Tage Mortalität gegeben hat. Auch in anderen Bereichen geht die Tendenz dazu weniger lange Antibiotika zu verabreichen, da eine längere Gabe meist keinen Benefit erbringt, sondern eher mit erhöhten Resistenzraten und Nebenwirkungen einhergeht.
Ein neuer Lichtblick bei der Borreliose ist eine sich aktuell in Phase drei Studien befindliche Impfung gegen Borreliose, die in Zukunft eventuell erstmalig auf den Markt kommen könnte.
Eine weitere Infektionskrankheit ist die Hasenpest (Tularämie). Diese ist leider auch vor allem in skandinavischen Ländern auf dem Vormarsch. Vor allem kann sie zu ulzerierenden Lymphknoten im Halsbereich führen. Glücklicherweise lässt sie sich mit Doxycyclin für 14-21 Tage gut behandeln. Auch Parvo Virus B19 nimmt in Mitteleuropa immer mehr zu. Hierbei handelt es sich um einen DNA Virus, der eine Vielzahl klinischer Erscheinungsbilder aufzeigt und vor allem Schwangere und immungeschwächte Menschen gefährdet.
Und das Thema Gonorrhoe, hier vor allem die multiresistenten Varianten, stellen weiterhin eine Bedrohung dar. Zum Glück gibt es hier auch ein neues Medikament, welches allerdings leider auch wieder in Deutschland noch nicht zugelassen ist: Gepotidacin. Bei den zugelassenen Medikamenten hat sich nun die Empfehlung für Gonorrhoe dahingehend geändert, dass Azithromycin komplett rausgefallen ist und durch Doxycyclin 200 mg pro Tag für eine Woche in Kombination mit dem bereits bekannten Ceftriaxon 1 bis 2 g einmalig empfohlen wird.
Bei Mpox gibt es zwar ein in Deutschland zugelassenes Präparat, dieses nennt sich Tecovirimat, allerdings hat dies in einer in der demokratischen Republik Kongo durchgeführten doppelblinden, randomisierten, Placebo kontrollierten Studie gezeigt, dass es leider gar keine Wirkung bei Mpox der Klade I hat. So bleibt weiterhin für Risikopersonen nur die zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen. Auch eine Postexpositionelle Impfung innerhalb von 14 Tagen nach engem Kontakt ist möglich.
So bleibt mit Spannung abzuwarten, was das kommende Jahr für Neuerungen und Erkenntnisse in der Dermatologie bringen wird.