Die Balance halten – nur eine Floskel? Nein. Ein gutes Gleichgewichtsgefühl schützt vor Stürzen und Verletzungen. Mountainbiker, Tennisspieler, Bergsteiger, Tänzer, Turner oder Skifahrer müssen sich darauf verlassen. Und je älter wir werden, desto wackeliger sind wir auf den Beinen. Die gute Nachricht: Gegen die Sturzgefahr beim Sport und im Alter lässt sich etwas tun. Durch freie Übungen – und durch Geräte.
Hieß es nicht in einem Schlager: „Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss“? Richtig, ich bin in dem alter und sportlich aktiv. In Schuss kam ich im Frühjahr auf einer Trail-Abfahrt. Plötzlich verlor ich die Kontrolle über mein Mountainbike. Eine kleine Baumwurzel, ein Augenblick der Desorientierung. Sekunden zogen wie im Film an mir vorbei: Ich spürte, ich gehe zu Boden. Blutige Knie, verstauchter Arm. Die Saison war erst mal zu Ende. Dabei war ich mir sicher: etwas reaktionsschneller, und ich hätte mein Rad abgefangen.
Heute bin ich längst wieder fit. Die nächste Saison kann kommen. Doch muss ich solche Trails jetzt ängstlich meiden? Und was wird erst, wenn ich eines Tages mühevoll am Stock oder Rollator über verschneite Gehwege holpere? Kann dann jedes kleine Rutschen, jedes Schwindelgefühl einen Sturz mit gefährlichen Knochenbrüchen zur Folge haben? Ja, deshalb muss ich mein Gleichgewicht trainieren. Um es zu optimieren oder um es aufrechtzuerhalten.
Zum Glück ist das Training sowohl im Freien als auch zuhause möglich. Ich werde immer sicherer dabei, die Socken auf einem Bein stehend anzuziehen. Beim Zähneputzen balanciere ich inzwischen gut auf einem Bein. In der U-Bahn bleibe ich stehen und halte mich nicht mehr die ganze Zeit fest. So gleiche ich die Ruck-Bewegungen selbst aus.
Eine Baumwurzel nutze ich als Hindernis und hüpfe wiederholt mit einem Bein darüber. Beim Frühsport unter freiem Himmel bleibe ich aufrecht stehen. Dann ziehe ich ein Knie hoch, bis der Oberschenkel waagerecht in der Luft hängt. 10 Sekunden, dann fünf mit geschlossenen Augen. Schließlich wiederhole ich die Übung mit dem anderen Bein. Geht jeden Tag besser.
So weit vorwärts gekommen mit dem sicheren Stehen, setze ich noch eins drauf und sehe mich nach technischen Hilfen um. Junge Leute sehe ich oft auf einer Slackline balancieren, die zwischen zwei Bäumen befestigt wird. Für zuhause gibt es eine riesige Auswahl an Balance Boards: Manche bestehen aus einem Standbrett, das auf einer Rolle aufliegt und ähneln einer Wippe. Andere kommen schlichtweg als gebogenes Brett daher, auf dem man wippt wie auf einem Schaukelpferd, nur stehend. Wer seinen Körper bereits gut beherrscht, kann sich ein Balance Board in Form einer Halbkugel zulegen, die mit der Wölbung nach unten auf dem Boden liegt.
Auch Reha-Zentren nutzen die unterschiedlichsten Modelle. Sie alle dienen dazu, die Motorik zu verbessern sowie den Gleichgewichtssinn und die Koordination zu trainieren. Wer auf einem Board steht und balanciert, trimmt auf jeden Fall die Tiefenmuskulatur. Der gesamte Körper ist aktiv. Dadurch wird auch die Wirbelsäulenmuskulatur gestärkt, was Rückenschmerzen und sogar Bandscheibenvorfällen vorbeugen kann. Sehr gut. Die Preise reichen von unter 30 bis nahe 500 Euro, je nach Design und Materialqualität von PVC bis Edelholz.
Ein Freund und Physiotherapeut empfiehlt mir ein Produkt namens Sensoboard. So wie viele andere Kollegen setzt er es seit Jahren erfolgreich in der Reha ein.
Aber was ist das Sensoboard? Wie funktioniert es – und was unterscheidet es? Ursprünglich kam es aus der Surf-Szene und simulierte Wellenreiten. Ich spüre den Seegang – stehend auf einer ovalen, 70 Mal 42 Zentimeter großen Holzplatte. An acht Stellen ist sie über Gummizüge mit dem Sockel auf dem Boden verbunden. Zwischen Platte und Sockel befindet sich eine Kugel. Sobald ich mich bewege, neigt sich die Platte sanft fließend mal vor, mal rechts, mal links … der reinste „Wackelpudding“. Gehalten von acht Gummibändern, die in vier Schwierigkeitsstufen austauschbar sind: von Einsteiger bis Surf-Champion. Das System ist patentiert. Es macht dieses Produkt zu mehr als einem Balance Board, wie mich der Physiotherapeut überzeugt.
Jede kleinste Bewegung muss ich ausgleichen. Vor allem aber sind die Richtungswechsel nicht vorhersehbar. Auf anderen Boards tritt mit der Zeit ein Lerneffekt ein, das Training wird monotoner. Nicht auf dem Sensoboard. Der ganze Körper arbeitet mit, ist voll konzentriert. Rein mechanisch werden alle Muskelreflexe stimuliert. Das ist wie EMS-Training, nur ohne Strom.
Mit seinem puristisch-eleganten Design aus massivem Holz hat das solide Stück mittlerweile seinen Platz gefunden und wird von mir täglich verwendet um mein Gleichgewicht, Koordination und Athletik zu verbessern.
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