Männerabend

Ich bin mit meinen Problemen nicht allein Besonders in der Lebensmitte steht beinahe jeder Mann vor der Sinnfrage: „Wozu das alles?“ Vor lauter Funktionieren kommen ihnen ihre Werte, Freude und Leichtigkeit am Leben abhanden. Sie fühlen sich leer und es wird ihnen bewusst: Da ist kein anderer Mann, mit dem ich mich wirklich tiefgreifend austauschen kann. Während es Frauen gewohnt sind, anderen ihre Gefühle anzuvertrauen, bleiben Männer meist mit ihren Problemen allein. Richard Schneebauer, Soziologe, Männerberater und Männerforscher, kennt das aus eigener Erfahrung: „Momente, in denen sich in meiner Clique jemand in nüchternem Zustand authentisch oder verletzlich zeigte, waren selten. Doch für das Lebensglück eines Mannes ist es wichtig zu wissen, dass andere Männer die gleichen Sorgen haben wie ich, mir zuhören und mich ernst nehmen, wenn ich darüber erzähle.“

Die Vaterfigur als Schlüssel zur Männlichkeit Schneebauer macht drei große Angstfelder aus, die Männer daran hindern, sich zu spüren und um ihre Gefühle zu kümmern. Männer leiden enorm unter Ängsten vor erneutem Verletztwerden, der eigenen Wut und Homophobie. „Das Bild vom eigenen Mannsein sowie von Männlichkeit zu prüfen und sich unter anderen Männern auszutauschen kann dazu führen, die eigene Sensibilität wieder zuzulassen“, schreibt der Autor. „Solidarität statt Konkurrenz, Entlastung durch ein offenes Gespräch, mehr Selbsterkenntnis und echtes Selbstbewusstsein – diese Erfahrungen machen viele Männer oft erst in reinen Männerrunden, in denen sie sich sicher fühlen.“ Von Beginn ihres Lebens an fehlt vielen Männern ein männliches Vorbild und eine Vertrauensperson. Wie Männer mit anderen Männern in Kontakt treten, kann als Spiegelbild für das Verhältnis zum eigenen Vater betrachtet werden. Emotionale Nähe, nährende Freundschaft und Herzlichkeit sind dabei oft Mangelware, ganz zu schweigen von Körperkontakt.

Frauen und die starken Männer Doch nicht nur Männer, sondern auch Frauen sollen ihre inneren Rollenbilder und ihre Haltung Männern gegenüber reflektieren und Verständnis dafür entwickeln, dass Männer Zeit für sich und ihre Freundschaften brauchen. Manchen Frauen fällt es schwer, die Kontrolle abzugeben und sind eifersüchtig, wenn ihr Mann allein unterwegs ist; der Austausch unter Männern kann allerdings stärkend für die Beziehung sein, denn sie werden empathischer, kommunikativer und damit „beziehungstauglicher“. Selbstbewusste, innerlich unabhängige Menschen erhöhen nicht nur ihre Anziehungskraft auf den anderen, sondern können ihn auch freier lieben. „Mein wichtigstes Männerfreunde-Hobby ist das gemeinsame Musikmachen in einer Band“, so Richard Schneebauer. „Jedes Kapitel in meinem Buch habe ich nach einem Song benannt, der mich besonders berührt hat. Musik ist besonders geeignet, Gefühle in uns zu aktivieren. Ein echtes, wertschätzendes Gespräch und Musik können uns Männer innerlich tief erreichen.“

Dr. Richard Schneebauer ist Soziologe und seit 16 Jahren in der Männerberatung des Landes Oberösterreich tätig. Der Vater von zwei Kindern beschäftigt sich in diesem Umfeld und als selbstständiger Trainier und Coach mit den verschiedenen Rollen des Mannes, Beziehungsproblemen, Aggressionen, beruflicher Überlastung u.v.m. Als Dozent trägt er zu seinem Schwerpunktthema Männerforschung auf der Johannes-Kepler-Universität und anderen Hochschuleinrichtungen vor. Er hält außerdem Vorträge für werdende Väter in Krankenhäusern und ist Pionier der Genders-Dialog-Society, welche Leadership-Kompetenzen in einem echten Miteinander von Mann und Frau vermittelt.

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