Dass der agile Balthasar Hauser, seines Zeichens Stanglwirt zu Going in Tirol und somit weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt, stets gut für eine medienwirksame Marketingmaßnahme ist, weiß jeder, der die einschlägigen Society-Blätter nur halbwegs regelmäßig durchsieht. Fast kein rot-weiß-roter-Event – von den Salzburger Festspielen mal abgesehen – den er nicht schon in seinem populären Gasthaus, welches nachweislich seit 250 Jahren keinen Ruhetag kennt,abgehalten hätte. Und wer Kitzbühl sagt, lokalisiert dort zwar das Hahnenkammrennen, dessen illustre Gästeschar trifft sich jedoch vorher und nachher in den gemütlichen Gasträumen des Stanglwirts, der seine Gäste gerne mit ausgefallenen Ideen überrascht.
Und so setzte er in seinem Biohotel nun „einen selbstbewussten Akzent für die gesamte Branche“. Denn Balthasar Hauser entschloss sich, demQuellwasser einen erhöhten gastronomischen Stellenwert einzuräumen und konstatierte zugleich, dass so eine speziell zelebrierte Wassertrinkkultur natürlich auch etwas kosten soll. Quellwasser aus der hauseigenen Kaiser-Quelle wird beim Stanglwirt denGästen nunmehr in einem neuen, kulturellen und kostbaren Rahmenpräsentiert, nein, man muss schon sagen, zelebriert. Damit dies auch wirklich stilvoll passiert, gibt es in Going am Wilden Kaisernunmehr den ersten Wassersommelier Tirols, der einer beeindruckenden Wasserbar mit frischem Gebirgsquellwasser und einer eigenen Wasserkarte mit 21 verschiedenen Mineralwässern aus aller Welt vorsteht. Denn Wasser ist natürlich nicht gleich Wasser, aber das weiß fast jeder Weinkenner, dem das falsche (Mineral-)Wasser schon einmal den besten Wein verleidet hat.
Das “Land im Gebirge” hat mit rund 10.000 registrierten Trinkwasser-Quellen alle Voraussetzungen, um als naturnahe “Energietankstelle” seine führende Position als Urlaubs- und Erholungsland Nr. 1 der Alpen weiter zu festigen. Hauser fragt sich daher stellvertretend für alle Kollegen: „Warum soll ausgerechnet das kostbarste Gut unserer Heimat kostenlos sein? Längst hat sich eine Tee-, Kaffee-, Wein- und Bierkultur durchgesetzt, jetzt reift die Zeit für Trendsetter, die eine ausgeprägte Wasserkultur als selbstverständlichen Bestandteil gehobener Tischkultur etablieren. Denn unser Wasser ist zweifellos der Schatz der Gegenwart und muss als solcher für die Gastronomie und Hotellerie neu entdeckt werden!“
Eigentlich völlig logisch, da das Geld immer weniger locker sitzt und leider auch die österreichische Gendarmerie immer öfter mit der Alko-Probe droht, bleibt so einem armen Gast ja fast gar nichts anderes übrig, als in letzter Verzweiflung zum Wasser zu greifen – vor allem dann, wenn es auch noch hervorragend schmeckt. Aber tatsächlich lässt sich der mit dem Wellness-Boom einhergehende gestiegene Wasserkonsum auch statistisch belegen. So erhöhte sich im Vorjahr etwa der Absatz von Mineral- und stillen Heilwässern allein in Deutschland um rund 14% auf 9,6 Milliarden Liter. Beim Blick in die tägliche Praxis spitze sich dieser generelle Trend sogar noch weiter zu, weiß „Stanglwirt“ Hauser: „Meine Prognose ist eindeutig: Quellwasser wird immer stärker zum Konkurrenzprodukt für herkömmliche Getränkeangebote in der Gastronomie, selbst für Mineralwässer. Zwei von vier Gästen des Stanglwirts wollen schon heute zum Essen Quellwasser trinken, doch spätestens beim zweiten Glas bekommt der Gast ein schlechtes Gewissen. In diesem Sinn werden es uns unsere Gäste danken, wenn es uns gelingt, das Wasser vom Alltags- zum Edelprodukt zu entwickeln.“ Und so wird im Stanglwirt das Wasser künftig zelebriert, statt nur präsentiert und der Gast findet für die1 ?Liter bestes Tiroler Quellwasser, welches in einer stilvollen Karaffe künftig richtig temperiert (6-7 Grad) serviert wird, auf der Rechnung den Betrag von € 1.–. Der berühmte biblische Zehent davon geht an die Aktion Menschen für Menschen von Karl-Heinz Böhm, der damit im wasserarmen Afrika neue Brunnen errichten lassen kann. Wenn die Rechnung des Balthasar Hauser aufgeht – woran wir, ehrlich gesagt, ein paar Zweifel hegen.