Marienbad, heute Mariánské Lázně, im tschechischen Bäderdreieck nahe der deutschen Grenze gelegen, ist mit seinen natürlichen Quellen seit Jahrhunderten ein Anziehungsort. Nicht nur für all jene, die in den Thermalquellen, die hier munter aus dem Boden sprudeln, Gesundheit suchen, sondern auch für viele, die mehr auf das seelische Wohlbefinden Wert leg(t)en. Der britische König Edvard VII. kurte hier mehrmals und ließ sich die Zeit dazwischen von der feschen Hutmacherin Mizzi Pistl angenehm gestalten. Und der schon recht betagte Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe verfiel 85-jährig hier der blutjungen Ulrike von Levetzow. Zumindest sie war klug genug, dem Werben des alten Herrn nicht nachzugeben. Sein Flehen nach Liebe blieb in der bekannten Marienbader Elegie aber der Nachwelt erhalten.
Wenn man also heute behauptet, in Marienbad sei schon manch ein Herz ins Stolpern geraten, bezieht sich das mitnichten nur auf die steilen Promenaden. Ob in Marienbad, Franzensbad oder Karlsbad, hier machte von jeher die Gesellschaft das Kuren zur Bühne, auf der man Gesundheit mit Gesellschaftsfähigkeit verwechseln durfte. Wer hier kurte, kurte schließlich nie allein – weder gegen die Zipperleins noch gegen die Einsamkeit.
Doch damit genug der Vergangenheit: Heute bietet Marienbad zahlreiche gesundheitliche Möglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf Kur, Rehabilitation, aber vor allem in der Brustkrebs-Nachsorge und bei innovativen Longevity-Konzepten.
Die Quellen von Marienbad bieten eine Vielzahl gesundheitsorientierter Wirkungen, die medizinisch belegt und durch zahlreiche Anwendungen erprobt sind. Die Stadt selbst ist mit über 40 Quellen eine europäische Rarität, in der näheren Umgebung entspringen mehr als 100 Mineralquellen. Jede Quelle weist durch ihre geologische Lage eine eigene chemische Zusammensetzung und damit ein individuelles Wirkungsspektrum auf, das für spezifische Krankheitsbilder genutzt wird. Die Quellen gelten als sogenannte „kalte Säuerlinge“ mit Temperaturen zwischen 7 und 10 °C. Sie enthalten neben Kohlendioxid oft hohe Mengen an Kalzium, Magnesium, Eisen, Natrium, Bikarbonat und Salz. Die Mineralzusammensetzungen unterscheiden sich teilweise stark von Quelle zu Quelle.
Die Trinkkuren mit Marienbader Heilwasser zeigen wissenschaftlich nachgewiesene Effekte bei verschiedenen Erkrankungen. Die Mineralien werden über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und beeinflussen zahlreiche Körperfunktionen positiv. Die Kohlensäure fördert die Durchblutung der Magenschleimhaut und verbessert die Mineralstoffaufnahme.
Unser Fokus soll auf zwei ganz besonderen Kur- bzw. Reha-Bereichen liegen: Einerseits der Nachbehandlung bei Brustkrebs und andererseits der Longevity (Langlebigkeit) mit innovativen diagnostischen Verfahren, die weit über die traditionelle Kur hinausgehen.
Die zur Ensana-Gruppe zählenden Kurhotels und Spas haben spezielle Programme für die onkologische Rehabilitation und Genesung nach einer Krebsbehandlung entwickelt, die besonders für die Brustkrebs-Nachsorge relevant sind.
Das Genesungsretreat zielt darauf ab, die körperliche und emotionale Stärke nach Abschluss der onkologischen Behandlung (Chemotherapie, Bestrahlung, Operation) in stabiler Remission wiederherzustellen.
Die onkologische Nachsorge bei Ensana basiert auf einem ganzheitlichen Behandlungsansatz, der körperliche Regeneration mit psychischer Stabilisierung verbindet.
Medizinische Betreuung: Jede Patientin erhält eine individuelle Eingangsuntersuchung durch Fachärzte mit onkologischer Erfahrung. Darauf aufbauend wird ein personalisierter Therapieplan erstellt, der regelmäßig angepasst wird.
Balneotherapie: Die Anwendung von Mineralbädern unterstützt die Entgiftung des Körpers und fördert die Regeneration nach Chemotherapie oder Strahlentherapie. Die Bäder wirken entspannend auf das Nervensystem und verbessern die Durchblutung.
Hydrotherapie: Verschiedene Wasseranwendungen wie Unterwassermassagen, Whirlpool-Bäder und medizinische Bäder mit Zusätzen stärken das Immunsystem und fördern die Lymphzirkulation.
Trinkkuren: Gezielt ausgewählte Mineralquellen unterstützen die Leberfunktion und helfen bei der Ausleitung von Medikamentenrückständen. Die Ferdinandquelle wird besonders häufig eingesetzt, da sie bei Erschöpfungszuständen und Anämie hilfreich ist.
Physiotherapie: Ein wichtiger Baustein ist die Bewegungstherapie, insbesondere bei Patientinnen nach Brustoperationen. Spezielle Übungen verbessern die Beweglichkeit des Schultergelenks und beugen Lymphödemen vor.
Lymphdrainage: Manuelle Lymphdrainage ist essentiell zur Vorbeugung und Behandlung von Lymphödemen, die nach Lymphknotenentfernungen auftreten können.
Ernährungsberatung: Individuell abgestimmte Ernährungspläne unterstützen die Genesung. Der Fokus liegt auf antientzündlicher, nährstoffreicher Kost mit vielen Antioxidantien.
Psychoonkologische Begleitung: Die psychische Verarbeitung der Erkrankung wird durch Einzel- und Gruppengespräche unterstützt. Entspannungstechniken und Stressmanagement helfen bei der Bewältigung von Ängsten.
In Marienbad betreibt Ensana mehrere Häuser, darunter das Butterfly, Nové Lázně und das Maria Spa, die alle auf verschiedene medizinische Indikationen ausgerichtet sind.
Wichtiger Hinweis: Eine Kur oder Reha nach Krebsbehandlung ist nur in stabiler Remission möglich. In den Ensana Health Spa Hotels wird in der Regel ein Zeitraum von mindestens sechs Monaten nach Abschluss der onkologischen Behandlung in stabiler Remission vorausgesetzt. Es ist immer eine ärztliche Konsultation und Freigabe im Vorfeld erforderlich.
Das Falkensteiner Balance Resort Marienbad repräsentiert einen moderneren Ansatz im Gesundheitstourismus. Es verbindet traditionelle Kuranwendungen mit innovativen Longevity-Programmen und präventiver Medizin.
Das uVida Food-Konzept versteht Ernährung als Medizin und basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Ernährungsmedizin und der Gerontologie (Alternsforschung).
Nährstoffdichte: Jede Mahlzeit wird so komponiert, dass sie maximale Nährstoffe bei optimaler Kalorienzufuhr liefert. Superfoods wie Beeren, Nüsse, grünes Blattgemüse und fermentierte Lebensmittel spielen eine zentrale Rolle.
Entzündungshemmung: Die Lebensmittelauswahl zielt darauf ab, chronische Entzündungen zu reduzieren, die als Hauptursache für Alterungsprozesse und viele chronische Erkrankungen gelten. Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma und mediterrane Zutaten sind Kernbestandteile.
Blutzuckerstabilisierung: Durch die richtige Kombination von komplexen Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten werden Blutzuckerspitzen vermieden, was die Insulinsensitivität verbessert und den Stoffwechsel optimiert.
Intermittierendes Fasten: Optional können Gäste Fastenprotokolle integrieren, die die Autophagie (zelluläre Selbstreinigung) aktivieren und nachweislich lebensverlängernd wirken.
Personalisierung: Basierend auf individuellen Analysen und Präferenzen wird die Ernährung angepasst. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und persönliche Gesundheitsziele fließen in die Menüplanung ein.
Eine umfassende Stressdiagnostik kombiniert die verschiedene Messmethoden:
Herzratenvariabilität (HRV) gibt Aufschluss über die Anpassungsfähigkeit des autonomen Nervensystems. Eine niedrige HRV deutet auf chronischen Stress hin, während eine hohe Variabilität für Resilienz spricht.
Cortisolprofil wird durch Speichel- oder Bluttests wird das Stresshormon Cortisol zu verschiedenen Tageszeiten gemessen und erstellt. Das Tagesprofil zeigt, ob der natürliche Rhythmus gestört ist, was auf chronische Stressbelastung hindeutet.
Bioelektrische Impedanzanalyse erfasst die Körperzusammensetzung und kann Hinweise auf stressbedingte Veränderungen im Stoffwechsel geben.
Psychometrische Tests erfassen mithilfe standardisierter Fragebögen das subjektive Stressempfinden, Schlafqualität und emotionales Wohlbefinden.
Auf Basis der Ergebnisse werden individuelle Stressmanagement-Programme entwickelt:
Achtsamkeitstraining: Meditation und MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) helfen, die Stressreaktivität zu senken und die emotionale Regulation zu verbessern.
Biofeedback: Gäste lernen, durch visuelles oder akustisches Feedback physiologische Funktionen wie Herzfrequenz oder Muskelspannung bewusst zu steuern.
Atemtechniken: Verschiedene Atemübungen aktivieren das parasympathische Nervensystem und fördern Entspannung.
Bewegung: Individuell dosierte Bewegungsprogramme von Yoga über Nordic Walking bis zu personalisierten Fitnessplänen regulieren Stresshormone.
Schlafoptimierung: Da Schlaf für die Stressregulation essenziell ist, werden Schlafhygiene und gegebenenfalls Lichttherapie in das Programm integriert.
Die Longevity-Ausrichtung des Falkensteiner Resorts orientiert sich an den neuesten Erkenntnissen der Gerontologie:
Diagnostik: Umfassende Check-ups erfassen Biomarker des Alterns wie Telomerlänge, oxidativen Stress, Entzündungsmarker und metabolische Gesundheit.
Bewegungsoptimierung: Krafttraining zur Erhaltung der Muskelmasse, Ausdauertraining für kardiovaskuläre Gesundheit und Flexibilitätstraining für Mobilität werden kombiniert.
Hormonbalance: Altersbedingte hormonelle Veränderungen werden analysiert und durch natürliche Methoden oder bei Bedarf bioidentische Hormone ausgeglichen.
Mitochondriengesundheit: Programme zur Stärkung der zellulären Energieproduktion durch gezielte Ernährung, Supplements und Bewegung.
Kognitive Gesundheit: Brain-Fitness-Programme mit kognitiven Übungen und neuroprotektiver Ernährung.
Eine klassische Kur dauerte einst zwischen drei und sechs Wochen. Kaum jemand hat heute noch so viel Zeit, auch wenn sich diese Periode medizinisch bewährt hat. Denn erst dieser Zeitraum ermöglicht es dem Körper, auf die Heilimpulse nachhaltig zu reagieren. Ein modernes Gesundheitspsorgramm sieht heute einen Aufenthalt von 7 - 14 Tagen vor.
Für nachhaltige Gesundheitseffekte sollte man daher regelmäßige Aufenthalte planen:
Onkologische Rehabilitation: In den ersten zwei Jahren nach der Krebsbehandlung wird oft eine Kur alle sechs bis zwölf Monate empfohlen, um die Genesung zu unterstützen und das Rückfallrisiko zu minimieren.
Prävention und Longevity: Ein jährlicher ein- bis zweiwöchiger Aufenthalt zur Gesundheitsüberprüfung und Auffrischung der erlernten Praktiken ist ideal.
Chronische Erkrankungen: Bei Stoffwechselerkrankungen, Rheuma oder anderen chronischen Leiden haben sich Kuren im Abstand von sechs bis neun Monaten bewährt.
Die Wahl zwischen Ensana und Falkensteiner hängt von den persönlichen Bedürfnissen ab: Während die Ensana-Hotels klassische, medizinisch orientierte Rehabilitation mit Schwerpunkt auf onkologischer Nachsorge anbieten, verfolgt man im Falkensteiner-Resort einen ganzheitlichen Longevity-Ansatz mit modernster Diagnostik und präventiver Medizin.
Unabhängig von der gewählten Einrichtung liegt die wahre Kunst darin, die in Marienbad gewonnenen Erkenntnisse und Praktiken nachhaltig in den Alltag zu integrieren – nur so werden aus einer Kur dauerhafte Gesundheitsgewinne und ein längeres, vitaleres Leben.
Hinweis: Bei der Erstellung dieser Reportage erhielten wir Unterstützung von: Czech Tourism Ensana Falkensteiner-Hotels.
Zudem bedanken wir uns bei OPEL für die zur Verfügungstellung des Grandland E.
Lesen Sie dazu auch den Spezial-Bericht “Zurück ins Leben: Onkologische Reha nach Brustkrebs”. ↩
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