Forscher schätzen, dass in Deutschland 20-60 Prozent aller verschriebenen Arzneimittel nicht eingenommen werden und der volkswirtschaftliche Schaden aufgrund dieser schlechten Compliance mehrere Milliarden Euro beträgt.
Eine Umfrage deutet darauf hin, dass mangelnde Therapietreue auch unter Brustkrebspatientinnen verbreitet ist. Befragt wurden Frauen, die nach der Brustkrebsoperation eine adjuvante Chemo- oder Antihormontherapie erhalten haben. Jede Zweite gab an, dass sie aus Vergesslichkeit oder mit Absicht Tabletten nicht eingenommen hatte. Einige lassen sich durch Nebenwirkungen entmutigen. Andere fühlen sich durch die Tablette jeden Tag an ihren Brustkrebs erinnert und vernachlässigen deshalb absichtlich die Einnahme. Oft ist den Frauen dabei gar nicht das Risiko bewusst, dass eine unregelmäßige Tabletteneinnahme ihr Leben gefährden kann.
ln der von Brustkrebsexperten, Brustkrebs-Selbsthilfegruppen und AstraZeneca entwickelten und im September 2006 begonnenen, sogenannten PAcT-Untersuchung , wird nun erstmals umfassend ermittelt, wie therapietreu Brustkrebspatientinnen sind, die adjuvant einen Aromatasehemmer einnehmen. In der PACT-(Kürzel für Patient´s Anastrozol Compliance to Therapy Programme)Untersuchung erhalten alle Teilnehmerinnen einen der dezeit am besten untersuchten Aromatasehemmer als adjuvante Antihormontherapie.
Die Ergebnisse der PAcT-Untersuchung sollen vor allem aufzeigen, mit welchem Argumenten man künftig Patienten zur Therapietreue veranlassen kann. Beid er Auswertung wird auch ein besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Umfelder der Patienten, wie Migrationshintergrund, familiäre Gegebenheiten, sozialer oder gesellschaftlicher UBackground, gelegt werden.
Jede neunte Frau ist betroffen, jährlich erkranken allein in Deutschland rund 55.000 Frauen an Brustkrebs. Nach überstandener Behandlung ist das größte Problem der Patientinnen das Rückfallrisiko. 2/3 aller Brustkrebspatientinnen haben einen hormonabhängigen Tumor und für sie ist die adjuvante Antihormontherapie seit Jahren fester Bestandteil der Nachsorge, um ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern. Doch derzeit gibt es im Zusammenhang mit der Antihormontherapie zwei Hürden. So erhalten noch immer nicht alle Patientinnen das wirksamere und verträglichere Medikament, nämlich einen Aromatasehemmer. Neueste klinische Daten belegen eine signifikante Überlegenheit der Aromatasehemmer gegenüber der bisherigen Standardtherapie mit Tamoxifen für Brustkrebspatientinnen nach den Wechseljahren. Doch selbst wenn die Patientinnen einen Aromatasehemmer erhalten, deutet eine Umfrage darauf hin, dass die Frauen ihr Medikament häufig nicht regelmäßig einnehmen. Dabei ist eine gute Therapietreue (englisch ,,Compliance” ) entscheidend für den Behandlungserfolg, da sich bei Widerauftreten von Brustkrebs das Risiko erhöht, dass die Erkrankung nicht mehr zu heilen ist.