Die Fast-track Rehabilitation ist ein in den 90er Jahren in Dänemarkk entwickeltes und zwischenzeitlich weltweit praktiziertes Behandlungskonzept der operativen Medizin mit dem erklärten Ziel, Patienten einer möglichst komplikationslosen und raschen postoperativen Behandlung zuzuführen. Hauptaugenmerk wird dabei auf die Reduktion von postoperativem Stress durch innovative Operationsmethoden (wie z. B. Lapraskopie) und die Verwendung kurzwirksamer Substanzen (z.B. Desfluran bei der Intubationsnarkose gelegt. Je kleiner die Schnitte, desto geringer die postoperativen Schmerzen, und desto schneller auch die Erholung: Bei minimalinvasiven Zugängen werden Haut und Weichteile kaum verletzt. Daher ist laparoskopisches Operieren bei Fast-track die bevorzugte Methode und besonders bei Eingriffen am aufsteigenden Dickdarm (Colon ascendens), Sigma (Colon sigmoideum), oberen Enddarm (Rektum) und Blinddarm (Zöcum) geeignet.
Als Vorreiter der Fast-track_Rehabilitation in Deutschland aus Chirurgie, Anästhesie und Pflege gilt ein nun vorgestellter praxisorientierter Leitfaden, welcher den Behandlungspfad Schritt für Schritt erläutert. Natürlich können diese_Fast-track Prinzipien auch auf andere Operationen übertragen werden.
Unverzichtbare Bestandteile des Fast-track Prinzips sind eine schonende Anästhesie und eine effektive Schmerztherapie. Für die Allgemeinnarkose empfiehlt sich daher die gemeinsame Gabe des volatilen Anästhetikums Desfluran (Suprane®) und des Opioids Remifentanil. Die Kombination dieser beiden Substanzen gilt heute als die am besten steuerbare Anästhesietechnik. Darüber hinaus ermöglicht sie „ein sehr angenehmes rasches Einschlafen und Erwachen aus der Narkose”, sagte Thomas Standl (Solingen). Für die postoperative Schmerztherapie ist die thorakale Epiduralanalgesie (TEA) das Mittel der Wahl. Diese wird entweder kontinuierlich oder patientengesteuert - d.h. als kontinuierliche Applikation mit intermittierender Bolusgabe - durchgeführt.
„Mit Hilfe der TEA kann ein Patient bereits am Operationstag schmerzfrei umhergehen, trinken und kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen”, so Professor Thomas Standl. Die systemische Gabe von Opioiden ist damit nahezu obsolet.
Ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Hämostase leistet eine präoperativ möglichst lange und postoperativ möglichst frühe orale Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr: Gegenüber konventionellen Behandlungsmethoden sollen Fast-track Patienten bis zwei Stunden vor Operationsbeginn klare, kohlenhydratreiche Flüssigkeiten - auch Kaffee und Tee - trinken.
Neben Chirurgen und Anästhesisten fällt den Pflegenden im interprofessionellen _Fast-track_Konzept eine wichtige Rolle zu. Sie sind von der Aufnahme des Patienten bis zu seiner Entlassung in den Behandlungspfad eingebunden. Pflegende informieren und motivieren die Patienten, aktiv am Genesungsprozess mitzuwirken und sind - über die Überwachung und Durchführung von Einzelmaßnahmen hinaus - „maßgeblich für die frühe Mobilisation des Patienten verantwortlich”, erläuterte Lothar Ullrich (Münster). Diese beginnt bereits am OP-Tag und wird nach einem Stufenplan bis zur Entlassung fortgesetzt. „Das positive Erleben der wachsenden eigenen Leistungsfähigkeit motiviert den Patienten zusätzlich und trägt in erheblichem Maße zu seinem Genesungsprozess bei”, so Ullrich weiter.
Kliniken, die heute bereits die fast-track Rehabilitation anwenden, konnten ihre Komplikationsrate nach Operationen auf unter 10% senken.