Zu lebensgefährlichen Kohlenmonoxid- oder Rauchgasvergiftungen kommt es oft durch Wohnungsbrände. Aber besonders in der kalten Jahreszeit steigt das Risiko einer Vergiftung durch defekte Heizkörper. Wenn die Gastherme defekt ist oder der Kaminabzug nicht gut funktioniert sind wir CO Gas ausgesetzt und wissen es nicht einmal. Kohlenmonoxid ist farb- und geruchsneutral, man merkt die Vergiftung erst wenn es meist schon zu spät ist.
Gerade dann heißt es schnell handeln. Dr. Urs Braumandl , ärztlicher Direktor des Instituts für Überdruckmedizin Regensburg und Lehrbeauftragter für Hyperbarmedizin an der Universität zu Regensburg betont die Notwendigkeit, Menschen mit Co Vergiftungen notfallmedizinische Hilfe zu ermöglichen. Das Gas bindet sich 200- bis 300-mal schneller im Blut als Sauerstoff. Nicht nur die momentane Gefahr ist zu beseitigen, man muss auch Folgeschäden vermeiden. Kohlenmonoxid wird im Blut zwar langsam abgebaut, aber dieser Prozess geht oft nicht schnell genug für Gewebe wie Gehirn und Herzmuskel.
Die sicherste Behandlungsmethode ist Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO), in welcher unter Überdruckbedingungen medizinisch reiner Sauerstoff eingeatmet wird. Die HBO hat ihre Ursprünge in der Tauchmedizin. Die sanfte Methode hilft ohne Nebenwirkungen um neurologische Spätschäden von Vergiftungsopfern zu vermeiden. Die Druckkammern, die für diese Therapie benötigt werden, sind in Deutschland aber leider Mangelware. Dr. med. Christian Heiden , Vorsitzender des Verband Deutscher Druckkammerzentren e.V. nimmt an, dass aufgrund der hohen Kosten einer 24 – Stunden Druckkammer die Behörden und Krankenkassen versuchen deren Zahl so gering wie möglich zu halten, obwohl HBO als wirksam und sinnvoll anerkannt wird.
Der Verband Deutscher Druckkammerzentren e.V. setzt sich dafür ein, dass diese Therapie für alle Unfallopfer zugänglich wird, was sich aber als ein schweres Unterfangen herausstellt. In ganz Deutschland gibt es zur Zeit nur 5 Druckkammern die 24 Stunden zur Verfügung stehen. Es gibt Regelungen und Vorschriften, doch halten sich die Bundesländer nicht daran. Immer wieder kommt es vor, dass Unfallopfer nicht ausreichend verpflegt werden können, da keine Druckkammern geöffnet oder vorhanden sind. Auch herrscht solcher Personalmangel, dass man mehr Druckkammern gar nicht betreuen könnte.
Das einzige Bundesland, in welchem dieser Versorgungsauftrag geregelt ist, ist Hessen. Hier ist das Druckkammerzentrum Wiesbaden als „Zentrum für hyperbare Notfall- und Intensivmedizin“ rund um die Uhr geöffnet und mehr als ausgebucht.
Die anderen Bundesländer ziehen es vor zu sparen. In Bayern und NRW werden jährlich laut Statistischem Bundesamt jeweils rund 900 Personen mit einer diagnostizierten Kohlenmonoxidvergiftung vollstationär behandelt. Laut Vorschrift sollten die Patienten aber mit HBO medizinisch versorgt werden. Bei schweren Kohlenmonoxid- oder Rauchgasvergiftungen müsste die HBO-Behandlung innerhalb von 6 Stunden erfolgen, um Langzeitfolgeschäden zu vermeiden.
Laut Vorschrift des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) muss der Betroffene schnellstmöglich in ein kompetentes Druckkammerzentrum verlegt werden. Bleibt nur zu hoffen, dass dies in Zukunft deutschlandweit durchführbar wird.