Circa 70% der Pertussiserkrankungen treten nicht bei Säuglingen und Kleinkindern, sondern bei Jugendlichen und Erwachsenen auf. 1980 waren es noch weniger als 5%. Eine aktuelle Sentinelstudie (KRESH) zur Abschätzung der Pertussishäufigkeit ergab zudem, dass jeder zehnte Patient mit Husten (> 7 Tage) unerkannt mit Bordetella pertussis infiziert war. An Pertussis erkrankte Erwachsene haben mit erheblichen Symptomen wie lange anhaltendem, quälendem Husten und in seltenen Fällen mit gravierenden Komplikationen wie beispielsweise Pneumonien, Rippenfakturen und Leistenbrüchen zu kämpfen. Außerdem sind Erwachsene die Ansteckungsquelle Nummer eins für ungeschützte Säuglinge, bei denen Pertussis lebensbedrohlich sein kann.
In den vergangenen 10 Jahren wuden 76 % der Erwachsenen im Alter von über 18 Jahren gegen Tetanus, 33% gegen Diphtherie, 11% gegen Pertussis und 34% gegen Polio geimpft. „Diese sehr unterschiedlichen Impfraten unterstreichen die Notwendigkeit, verstärkt Kombinationsimpfstoffe anzuwenden, denn nur so sind in naher Zukunft große Impflücken effizient zu schließen.” Besonders überraschend sei dabei das Umfrageergebnis, wonach nur jedes zweite Praxisteam gegen Pertussis geimpft ist und damit der Verantwortung, die Infektionskette zu unterbrechen, nicht nachkommt.
Ein Blick auf die Polio-Impfraten zeigt, dass auch die aktuellen Empfehlungen der STIKO zur Polio-Immunisierung noch nicht ausreichend umgesetzt werden, denn in den vergangenen fünf Jahren wurde nur bei einem Drittel der Patienten den Polio-Impfschutz überprüft. Auch die weltweite Polio-Situation mit zunehmenden Erkrankungsfällen in den vergangenen drei Jahren bietet keinen Anlass zur Sorglosigkeit.
Die Impfempfehlung des Robert-Koch-Instituts lautet daher kurz und bündig: So viel wie nötig - so einfach wie möglich.