Das war nicht immer so. So erinnert sich Prof. Dr. med. Petra Feyer, Vivantes Klinikum in Berlin, dass noch vor einigen Jahren meist der Behandlungserfolg durch die quälenden Nebenwirkungen sogar maßgeblich gefährdet war. Viele mussten die Therapie deshalb abbrechen!
So wurden in einer großen Patientenumfrage (PASQOC 2004) Stärken und Schwächen in der onkologischen Versorgung bei über 5000 Patienten, die ambulant behandelt wurden, ausgewertet: Als häufigstes Problem wurde der Umgang mit Nebenwirkungen (39%), Nebenwirkungen und Symptome selbst (30%) sowie Mitbestimmung und gemeinsame Entscheidungsfindung (30%) angegeben. Bei weiterer Aufschlüsselung der Symptome wurde klar, dass über 60% der Patienten Müdigkeit und Erschöpfung sowie 51% Übelkeit (Emesis) als Problem im Krankheits- und Therapieverlauf wahrgenommen haben. Trotz Verbesserung der antiemetischen Therapie mit Einführung der 5HT-Antagonisten Anfang 1990 steht vor allem die Übelkeit weiterhin in der Bewertungsskala weit oben. Kurz gesagt ist Prävention die beste Therapie von Übelkeit und Erbrechen. „Beugt man der Übelkeit frühzeitig medikamentös vor, beugt man auch der Fatigue vor,“ betonte Feyer auf einem Pressegespräch der ribosepharm GmbH in Berlin.
Fatigue ist französisch und meint die chronische Müdigkeit von vielen Tumorpatienten. Sie erschwert den Alltag der Betroffenen, aber auch deren Therapieerfolg: Denn eine entscheidende Bedeutung im Entstehungsprozess scheint der Blutarmut zuzukommen, die vor allem unter Chemotherapie häufig auftritt. Moderne Behandlungsmethoden können zu einer Linderung des Erschöpfungssyndroms beitragen.
Auch deshalb ist es sehr wesentlich, schon frühzeitig nur den leisesten Zusammenhang zwischen Chemotherapie und Erbrechen zu verhindern. Denn ist das Erbrechen erst einmal „konditioniert,“ ist es fast nicht mehr möglich, dieses „erlernte“ Erbrechen den Patienten wieder vergessen zu lassen.
Palonosetron (Aloxi) eignet sich sehr gut zur Prophylaxe des akuten und verzögerten Erbrechens, weil es sehr wirksam ist und ganz einfach zu dosieren und zu verabreichen ist. Man kann es zusätzlich mit einem Kortisonpräparat (Dexamethason) oder Aprepitant (Emend) kombinieren, dann wirkt es oft noch besser. Es hat in sehr vielen wissenschaftlichen Studien seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt und damit klar gestellt, wie gut es die Lebensqualität von Tumorpatienten verbessern hilft.
Das Home Care Projekt ist in Berlin ein einzigartiges Beispiel dafür, dass bei der Versorgung schwerstkranker Krebspatienten der Erhalt der Lebensqualität das wichtigste Anliegen sein muss, insbesondere wenn das Lebensende für den Betroffenen naht. Die Geschäftsstelle des Home Care Berlin e.V. wird ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Dr. Claudia Schelenz, Vorstandsvorsitzende, schilderte das enorme Engagement von erfahrenen Ärzten, die über spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der Versorgung schwerstkranker Tumorpatienten, insbesondere der Schmerztherapie und Symptomkontrolle, verfügen. Sie führen regelmäßig Hausbesuche durch und sind 24 Stunden am Tag für die Patienten im Endstadium ihrer Krebserkrankung erreichbar. Die meisten Ärzte und Mitarbeiter tun das ehrenamtlich. „Nicht statt der Hausärzte sondern zusätzlich sind unsere Home-Care-Ärzte aktiv; sie sind auch keine Notärzte, aber sollen vor allem die Familienangehörigen entlasten,“ erläuterte Schelenz.
Seit 1993 läuft das derzeit leider nur auf Berlin begrenzte Projekt, das sich für unsere Begriffe unbedingt überregional - zumindest in den Großstädten - durchsetzen müsste.
Auf www.homecareberlin.de kann man sich detaillierter informieren.