Im 19. Jahrhundert beschrieb der englische Arzt Richard Russel im Rahmen seiner Doktorarbeit die therapeutische Wirkung von Meerwasse r gegen Infektionserkrankungen. In der Folge entwickelte sich dieses Verfahren insbesondere in Frankreich weiter. Allerdings ging durch die Entwicklung der modernen Pharmakologie mit immer neuen Medikamenten in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts das Interesse an dieser Therapieform mehr und mehr zurück. In den sechziger Jahren erlebte die Thalasso-Therapie eine Renaissance, die bis heute anhält. In Europa hat Frankreich nach wie vor die umfangreichste Angebotspalette , jedoch gibt es auch große Institute in Deutschland, zum Beispiel auf Norderney.
In medizinischer Hinsicht ist der Einsatz dieser Therapie für orthopädisch- und / oder rheumatische Beschwerden, Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte, Durchblutungsstörungen und psychosomatische Leiden geeignet. Der Aspekt der Prävention steht hier klar im Mittelpunkt. Grundsätzlich sollte das Behandlungskonzept ärztlich überwacht werden, und im idealen fall liegt der Therapieort direkt am Meer. Die Anwendungen finden mit reinem Meerwasser in unterschiedlichen Temperaturbereichen statt. Es gibt Hochdruckbehandlungen, Unterwassermassagen und Duschen. Darüber hinaus kommen Wickel mit Algen oder mit Meeresmineralien wie Schlick zur Anwendung. Diese letztgenannten Stoffe haben nachweislich eine durchblutungsfördernde und hautverbessernde, teilweise sogar eine antbiotikaähnliche, antibakterielle Wirkung. Das Meerwasser wird vom menschlichen Organismus deshalb so gut vertragen, weil seine Konzentration an Mineralstoffen, der Konzentration von Mineralien im menschlichen Blutserum entspricht.
Beispielsweise hat die Accor-Thalasso-Gruppe mit Ärzten und Physiotherapeuten ein qualitativ hochwertiges Thalassotherapiekonzept erstellt. Hierbei wurden standardisierte Behandlungsbausteine entwickelt, welche ganz individuell an die Bedürfnisse des Kurgastes angepasst werden können. Auch auf den Umweltschutz wird geachtet. So wird das entnommene Meerwasser nach dem Gebrauch gereinigt und wieder auf die vorhandene Meerestemperatur abgekühlt. Danach leitet man es 400 Meter von der Küste entfernt wieder in den Atlantik ein, also dort wo es auch für die Behandlungen gewonnen wurde. Ein besonderes Beispiel ist hier das Thalassozentrum im Hotel Sofitel-Miramar in Biarritz an der südlichen französischen Atlantikküste. Neben der einmaligen Lage des Zentrums direkt am Strand, werden hier auch andere Therapieformen wie die klassische Physiotherapie, Ernährungsmedizin und traditionelle chinesische Medizin in die Kuren eingebaut.