Sie hatte Dressurgeschichte geschrieben und eine ganze Reihe wertvoller Preise gewonnen. Doch plötzlich wurde die Stute mit dem schönen Namen Baronesse von schwerem Asthma befallen. Ihr Besitzer, der Münchener Immunologe Dr. Schleicher, suchte in einer dramatischen Aktion unter Pferdezüchtern im Nahen Osten nach einer alternativen Heilmethode für sein kostbares Pferd. Er wollte den obligatorischen Kortisoneinsatz wegen der gefürchteten schweren Nebenwirkungen in jedem Fall vermeiden.
Die Hilfe kam aus Ägypten. Von Kairo aus wurde ein Säckchen mit aromatischen schwarzen Samen eingeflogen. Sie sollten dem Futter beigemischt werden. Tatsächlich konnte Baronesse schon nach wenigen Tagen aufatmen. Das Heilmittel, mit dem Araberpferde seit Jahrhunderten behandelt wurden, hatte ihr geholfen: Haba el Baraka - der “segensreiche Samen”. Lateinisch heißt er “nigella sativa”, auf deutsch “Schwarzkümmel”.
So gelangte das orientalische Gewürz in eine deutsche Arztpraxis und damit in die Humanmedizin. Der erste Patient, bei dem es angewandt wurde, war ebenfalls ein großes Tier: der langjährige Innenminister Dr. Friedrich Zimmermann von der CSU. Nachts musste
er wegen seiner schweren Asthmaanfälle an ein Sauerstoffgerät angeschlossen werden. Mit Schwarzkümmelöl wurde er geheilt und erzählte bei diversen Medienauftritten davon. Extra für ihn war damals das Öl des Schwarzkümmels aus Ägypten eingeführt worden. Die Heilung des Politikers war die Geburtsstunde eines Shooting-Stars der alternativen Medizin. Das war 1996. Schwarzkümmel und Schwarzkümmelöl erlebten danach einen Boom ohnegleichen und sind seither aus der alternativen Medizin nicht mehr wegzudenken.
In allen Medien wurde darüber berichtet. Im ZDF (Dr. Gerhard), im NDR-Gesundheitsmagazin “Visite”, bei Antje Kühnemann in der “Sprechstunde” und mehrfach bei “Fliege”. Boulevardblätter und Fachzeitschriften befaßten sich mit dem segensreichen Samen.
Seine Erfolgsgeschichte hat vielen genutzt. Vertriebsfirmen schossen wie Pilze aus dem Boden. Millionen Ölkapseln und viele Tonnen Samen wurden schon verkauft. Die Kosmetik-Industrie findet immer neue Anwendungsformen.
Schleicher brachte zusammen mit dem Ägypter Mohammed Saleh im Münchner Südwest Verlag das erste Buch über die Heilpflanze heraus: “Natürlich heilen mit Schwarzkümmel.” Es wurde in viele Sprachen übersetzt, erschien auf Englisch, Französisch und sogar auf
Kroatisch und Indonesisch.
Labors in aller Welt untersuchten die “Wundersamen” und fanden immer neue Heilwirkungen. Das amerikanische Krebsforschungsinstitut Sloan Kettering entdeckte tumorhemmende Eigenschaften. Im indischen Kerala wurden antidiabetische und krebshemmende Wirkungen dokumentiert. Am King’s College in London antirheumatische Eigenschaften. Schleicher entdeckte die Heilwirkungen des Schwarzkümmelöls bei Neurodermitis, Asthma und Pollenallergien.
Im Orient ist die Heilwirkung von Haba el Baraka seit Jahrtausenden bekannt. Schon die Leibärzte der Pharaonen verschrieben es und Nofretete schätzte es als Schönheitsmittel für ihre Haut. Vor allem seine hohen Anteile an Gamma-Linol und -Linolensäuren sowie an Nigellon sollen neben 100 weiteren Inhaltsstoffen für die
segensreiche Wirkung verantwortlich sein. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch viel gepanschtes Öl auf den Markt gebracht und nicht immer die höchste Qualitätsstufe, die aus Ägypten kommt. Diese besonders edlen Öle werden inzwischen nur noch in Apotheken angeboten und mit Bezeichnungen wie “ImmerFit” oder Phyt-Immun” versehen, die schon auf bestimmte Wirkungen hinweisen sollen.
Mit dem ägyptischen Schwarzkümmel hatte sich sogar vor einein halb Jahrtausenden bereits kein geringerer als der Prophet Mohammed befasst. Er schrieb in seinem Buch Hadith: “Ägyptischer Schwarzkümmel heilt jede Krankheit - außer den Tod”. - Eine Prophezeiung, die jetzt auch Baronesse erfahren hat. Am Wochenende ist sie friedlich eingeschlafen. Sie wurde 26 Jahre alt.