Im Lexikon der östlichen Weisheitslehren heißt es zum Stichwort Yoga: Yoga, Skrt. wörtl.: Joch , im Sinne von Anschirren an Gott, Vereinigung mit ihm suchen. Da jeder Weg zur Gotteserkenntnis als Yoga bezeichnet werden kann, gibt es im Hinduismus zahlreiche Namen für die verschiedenen Yoga-Wege. Wird im Abendland von Yoga gesprochen, so meint man meist den Hatha-Yoga, der auf Körperübungen (… Asana) in Verbindung mit Atemübungen (… Pranyama) basiert. Dieser körperliche Yoga gilt in Indien jedoch nur als eine Vorbereitungsübung für die geistigen Yoga-Formen.
Als klassisches Yoga-Lehrbuch wird die »Bhagavad-Gita« angesehen. Sie entstand im 4. Jh. n. Chr. und enthält die klassischen Hauptwege des Yoga.
Der körperliche Yoga basiert auf der Erkenntnis, daß ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper wohnen kann. Falsche geistige Einstellung, falsche Ernährung und falsche Körperhaltung sind nach Ansicht der Yoga-Meister die Ursachen für unzählige Krankheiten. Die Einheit von Geist und Körper zu erreichen ist das höchste Ziel eines Yogi. Und wer einmal zusehen konnte, mit welcher Eigenbeeinflussung Yogis den eigenen Geist und Körper zu beherrschen vermögen, der wird dieser Lehre durchaus die verdiente Beachtung zu schenken vermögen. Bis man allerdings auch nur einen Bruchteil des Könnens eines versierten Yogi besitzt, vergehen in der Regel viele Jahre.
Seit mehr als 5000 Jahren ist die Kunst des Yoga in Asien bekannt. Nach Europa kam diese Philosophie durch englische Kolonialbeamte, die sie zuerst in England und später auch im übrigen Europa populär machten. Man unterscheidet zwischen dem spirituellen (Jnana/Gnana) , dem geistigen (Raja) , dem emotionalen (Bhakti) , dem Yoga der sozialen Verantwortung (Karma) und dem »körperlichen« (Hatha) Yoga. Nur selten wird Siddha , der Yoga der psychischen Kräfte, gelehrt. Ursache und Wirkung, d. h. Reinkarnation und Karma, sind die Säulen des Yoga.
Körperlicher Yoga wird auch in Indien erst seit rund 1000 Jahren praktiziert. Hatha-Yoga wird kniend, sitzend, stehend sowie auf Rücken oder Bauch liegend ausgeführt; alle Übungen ( asana = Stellung) müssen zweimal, d. h. gegengleich, ausgeführt werden. In der Praxis heißt dies: Übungen, bei denen man den Rumpf nach vorne beugt, werden von Übungen, bei denen man denselben nach hinten beugt, abgeschlossen. Die in den Entspannungspausen vorgenommenen Meditationen, in denen ein guter Yoga-Lehrer seine Schüler ebenfalls unterweist, gehören zu den Übungen. Werden die körperlichen Yoga-Übungen richtig ausgeführt, so fühlt man sich hinterher entspannt, und zwar nicht nur in körperlicher, sondern auch in geistiger Hinsicht. Yoga-Übungen führt man bis zum Erreichen der Schmerzgrenze aus.
Der körperliche oder Hatha-Yoga wird in drei große Hauptpraktiken untergliedert: Der Reinigung (kriyas) folgen die Stellungen (asanas) , den Abschluß bildet die Atemkontrolle (pranayama).