Depressionen und berufliche Überforderung sind bei Angehörigen verantwortungsvoller Tätigkeiten häufig anzutreffen. Die Therapie ruht auf drei Säulen: Organisation des Lebensablaufs, Psychotherapie und ggf. medikamentöse Behandlung. Wirksame Psychotherapieverfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Therapieformen, personzentrierte Gesprächspsychotherapie, sinnorientierte (Logo-) Therapie, neuerdings auch die „Achtsamkeitstherapie”, daneben Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Unterstützend lassen sich berufsbedingte Sorgen und Depressionen auch medikamentös gut beeinflussen, wobei zunächst pflanzliche Präparate aufgrund ihrer guten Wirksamkeit und Verträglichkeit eingesetzt werden sollten.
Die Belastungen am Arbeitsplatz nehmen ständig zu. Daher gehen etwa 2/3 aller Deutschen nicht gern zur Arbeit. Dies zeigt auch eine Studie (2004) des Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), bei der Betriebs-und Personalräte zu Gesundheitsbelastungen und Belastungsprävention an den Arbeitsplätzen befragt wurden. Bundesweit nahmen 2.177 Betriebsräte und 1.396 Personalräte aus unterschiedlichsten Branchen an der Befragung teil. Ihre repräsentativen Antworten zeigen, dass die Anforderungen an die Beschäftigten massiv gewachsen sind. Nach der Einschätzung von mehr als 90 Prozent der Betriebs- und Personalräte haben gesundheitlich relevante Belastungen wie Zeitdruck, Arbeitsintensität und Verantwortungsdruck in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Obwohl die WSI-Zahlen das vorhandene Problembewusstsein der betrieblichen Interessenvertretungen belegen, ist es erstaunlich, wie wenig bisher in den Betrieben getan wurde, um die Situation für die Beschäftigen zu verbessern. So haben nur 14 % aller befragten Betriebe Betriebsvereinbarungen zum Arbeits-und Gesundheitsschutz.
Zweifellos erfordern viele Berufe ein besonders hohes Maß an Selbstdisziplin. Wollen Arbeitnehmer den unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden, benötigen sie eine klare Tagesstruktur, die allerdings auch die Möglichkeit der Improvisation offen lassen sollte. Körperlicher, geistiger und seelischer Ausgleich dürfen nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern müssen in den Tages- und Wochenablauf bewusst integriert werden: Sport, Bewegung an der frischen Luft, Entspannung, aber auch kulturelle Erlebnisse, Reisen, Literatur, ein schönes Hobby und - nicht zuletzt - ein erfülltes Privatleben sind unabdingbar, um „die Batterie wieder aufzuladen”. Wichtig ist auch eine positive Einstellung zu den Mitmenschen. Dazu zählen der Wille zu helfen und zu unterstützen, andererseits die Fähigkeit, sich abzugrenzen. In einer regelmäßig reservierten „stillen halben Stunde” soll sich der Arbeitnehmer über den Sinn ihres Tuns und ihrer Zukunftsvisionen Klarheit verschaffen: Was möchte ich verwirklichen? Wo will ich in einem, in fünf, in zehn Jahren stehen? Was sollen meine Angehörigen, die Mitmenschen, die mich kennen, einmal über mich sagen? Was kann ich jetzt dafür tun?