Alle zwei Jahre treffen sich führende Onkologie-Experten aus der ganzen Welt in St. Gallen, um die neuesten Studienergebnisse und Erkenntnisse in der Brustkrebstherapie zu diskutieren und zu bewerten. Leitlinien oder Therapie-Empfehlungen sind ein Instrument zur Sicherung und Verbesserung der Qualität der Krankenversorgung und geben Ärzten Entscheidungshilfen an die Hand. Abweichungen sind im Einzelfall möglich, sofern sie auf die individuellen Therapiebedürfnisse der Patientinnen zugeschnitten sind.
Maßgeblich für die Therapieentscheidung ist die Risikobestimmung des Tumors durch den Pathologen. Das bei der Operation entnommene Gewebe wird untersucht und nach dem Rückfallrisiko bewertet. Anschließend erfolgt die Entscheidung über die individuellen Therapiemaßnahmen. Neu ist, dass die Therapieentscheidung zukünftig verstärkt an der Tumorbiologie orientiert wird. Eine präzise Analyse der Biologie des Tumorgewebes liefert Informationen, wie das Gewebe auf medizinische Wirkstoffe anspricht und ob das Karzinom zur unkontrollierten Metastasenbildung neigt.
Vor allem nach der Operation hat sich die adjuvante („unterstützende“) Chemotherapie bewährt, um Tumorzellen zu bekämpfen, die sich unerkannt im Körper ausgebreitet haben. Dies gilt nicht nur für Tumoren, die hormonresistent sind, sondern auch für solche, die mit einer Anti-Hormontherapie behandelt werden können.
Einen besonderen Stellenwert hat die Substanzgruppe der Taxane. Im Gegensatz zu älteren Chemotherapeutika wie Anthrazykline, verursachen Taxane bei gleicher Wirksamkeit kaum herzschädigende Nebenwirkungen. Durch Ihre bessere kardiovaskuläre Verträglichkeit sind sie ein idealer Kombinationspartner für andere Substanzen und können so nicht nur in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung eingesetzt werden, sondern bilden auch die Basis für eine individuelle Chemotherapie. Die Therapie kann so auf die Biologie des Tumors und die Bedürfnisse der Patientinnen maßgeschneidert werden. Auch wenn es bisher gibt es keinen wirklichen Standard für die Chemotherapie gibt, so haben aber die Taxane entscheidend an Bedeutung gewonnen. Eine Vielzahl an Studien hat gezeigt, dass sie Patientinnen die beste Chance auf Heilung bei Brustkrebs bieten.
Eine maßgeschneiderte Chemotherapie verbessert die Prognose der Patientinnen. Bereits während der Behandlung geht es vielen Patientinnen deutlich besser: Krankheitssymptome verbessern sich, tumorbedingte Schmerzen lassen nach und die Betroffenen haben das Gefühl, dass ihnen die Chemotherapie wieder ein Stück Lebensqualität zurückgibt. Die Chemotherapie hat ihr Image der „Giftkeule“ verloren. Denn verbesserte Medikamente, die zum Beispiel Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen verhindern, unterstützen die Therapie. Die Chemotherapie wird heutzutage so auf die Patientinnen abgestimmt, dass jede für sich die beste Therapie und damit individuell die beste Chance auf Überleben erhält. Zudem haben Ärzte und Wissenschaftler die Möglichkeit, im Rahmen von klinischen Studien neuere Substanzen zu verwenden, die das Überleben der Patientinnen verlängern kann, ohne die Nebenwirkungen zu verstärken.