Weltweit leiden nach Aussage der Internationalen Diabetes Federation fast 250 Millionen Menschen an Diabetes. Experten gehen davon aus, dass diese Zahl innerhalb der nächsten 20 Jahre auf 380 Millionen ansteigen wird. Allein in Deutschland sind schätzungsweise acht Millionen Menschen an Diabetes erkrankt - die überwältigende Patientenzahl an Typ 2 Diabetes. Das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung ist bei Betroffenen zwei- bis viermal so groß wie bei Menschen, die nicht an Diabetes leiden. Typ 2 Diabetes und Koronare Herzkrankheit gehören zusammen. Heute sterben rund 75 Prozent aller Diabetiker an den Folgen von Gefäßerkrankungen - die Hälfte davon an akutem Herzinfarkt. Umgekehrt ist auch bei 75 Prozent aller Patienten mit einer diagnostizierten Koronaren Herzkrankheit eine Störung des Zuckerstoffwechsels zu finden. Somit sind die KHK und der Typ 2 Diabetes zwei unterschiedliche Ausprägungen ein und derselben Krankheit, dem so genannten kardiometabolischen Syndrom.
Sogar in der Art, wie die Herzkranzgefäße (Koronarien) geschädigt sind, unterscheiden sich KHK Patienten mit und ohne Diabetes. Die Koronarien bei Diabetikern sind in der Regel auf einer längeren Strecke geschädigt. Mehrgefäßerkrankungen sind sehr häufig. Der Durchmesser der Gefäße ist zudem wesentlich geringer, was den Blutdurchfluss und somit die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels erschwert. Zusätzlich schreitet die Erkrankung bei Zuckerkranken schneller voran. Dies führt unter anderem dazu, dass sich bei ihnen nach einer Erweiterung der Herzkranzgefäße mittels Katheter und der so genannten Ballondilatation sowie dem Einsetzen eines Stents, sich die betroffenen Arterien häufiger und schneller wieder verengen als bei anderen Herzpatienten.
Die Diagnose einer KHK bei einem Diabetiker ist schwierig. Durch die Zuckererkrankung werden beispielsweise Nerven geschädigt, welche für die Schmerzweiterleitung wichtig sind. Daher haben diese Patienten oft nicht die typischen Symptome einer Angina Pectoris. Nicht selten haben beschwerdefreie Diabetiker bereits einen Herzinfarkt erlitten, ohne dass sie dies bemerkt hätten. Der regelmäßige Check durch einen Kardiologen sollte für Diabetiker daher zum Pflichtprogramm gehören. Die Prognose für Diabetes-Patienten ist selbst nach einer erfolgreichen Katheterbehandlung schlechter als bei anderen Patienten: Es kommt weit häufiger zu erneuten Verengungen der Gefäße, der so genannten Restenose. Patienten müssen sich dann dem Eingriff ein weiteres Mal unterziehen.
Dieses Risiko kann verringert werden, wenn ihnen statt unbeschichteter Metall Stents (Bare Metall Stents, kurz BMS) moderne Medikamente-freisetzende Stents (Drug eluting Stents, kurz DES) eingesetzt werden. Aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Diabetiker, die einen DES eingesetzt bekommen, im Vergleich zu KHK Patienten ohne Diabetes kein erhöhtes Risiko für Restenosen haben.
Aktuell wurden auf dem TCT (Transcatheter Cardiovascular Therapeutics) Kongress 2007 in Washington die vier und fünf Jahresergebnisse der TAXUS Metaanalyse vorgestellt, welche eindrucksvoll belegen, dass selbst nach vier bis fünf Jahren die Wiedereingriffsraten bei Diabetikern mit einem DES im Vergleich zu den herkömmlichen Stents deutlich herabgesetzt sind. Erste Daten aus der TAXUS ATLAS Analyse lassen vermuten, dass bei Diabetikern neun Monate nach dem Eingriff das Risiko sich erneut verengender Gefäße genauso niedrig ist wie bei Nichtdiabetiker. Ein Ergebnis, das mit herkömmlichen Stents nicht zu erzielen ist. Somit könnten DES dazu beitragen, Lebenserwartung und Lebensqualität für eine Vielzahl von Diabetespatienten mit KHK zu erhöhen.
Dies wäre sicher ganz im Sinne von Frederick Grant Banting, dem Mitentdecker des Insulins gewesen, dem in diesen Tagen besonders gedacht wurde. Ihm zu Ehren findet jedes Jahr am 14. November, dem Tag von Bantings Geburt, der Weltdiabetestag statt. Weltweit soll der Tag darauf aufmerksam machen, dass Diabetes und seine Folgen heute zu den größten medizinischen Herausforderungen für die Menschheit zählen. Moderne Medikamente-freisetzenden Stents sind ein wirksames therapeutisches Mittel in der Behandlung des kardiometabolischen Syndroms.