Die meisten Krebserkrankungen der Niere sind so genannte Nierenzellkarzinome oder Hypernephrome. Auch die Begriffe Nierenkarzinom oder Adenokarzinom der Niere werden verwendet.
Das Nierenzellkarzinom entsteht durch bösartige Zellveränderungen in den Nieren, es geht von verschiedenen Zellen des Nierengewebes aus.
Nierenzellkarzinome gehören zu den seltenen Tumorerkrankungen. Es erkranken etwa 12.000 Menschen pro Jahr neu. Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko an, Männer sind etwa doppelt so oft betroffen wie Frauen. Weltweit nehmen die Neuerkrankungsraten zu.
Die Ursachen für die Entstehung von Nierenzellkarzinomen sind weitgehend unbekannt. Zigarettenrauch und erworbene Nierenzysten gelten ebenso als Risikofaktoren wie die Einwirkung ionisierenden Strahlen und Kadmium (z.B. aus Batterien). In seltenen Fällen entstehen Nierenzellkarzinome als Folge von genetischen Veränderungen.
Anfang Februar wurde in Frankfurt am Main der Startschuß zu einer großen internationalen Studie der Deutschen Krebsgesellschaft gegeben. Es handelt sich dabei um die erste prospektive Studie zur Sequenztherapie mit TKIs beim Nierenzellkarzinom”. Laut Priv.-Doz. Dr. Lutz Trojan, Mannheim soll im Rahmen der prospektiven randomisierten Multicenterstudie 540 Patienten aus 80 Prüfzentren in Dänemark, Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweden zunächst entweder mit täglich 800 mg Sorafenib oder 50 mg Sunitinib behandelt werden. Ge SWITCH t auf den jeweils anderen Tyrosinkinase-Inhibitor wird, wenn nach einem zwei- bis höchstens vierwöchigen therapiefreien Intervall, es unter der Therapie zu einer Krankheitsprogression kommt. Umgestellt wird das Regime auch, wenn die ursprünglich eingeleitete Therapie aufgrund von Toxizität der jeweiligen Substanz nicht fortgeführt werden kann.
Da sowohl Sorafenib als auch Sunitinib die Überlebenszeiten bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (NZK) verlängern, gilt es abzuklären, ob eine Erstlinientherapie mit dem Wirkstoff Sorafenib oder Sunitinib günstiger für die Betroffenen ist. Und diese Lücke soll die als Sequenzstudie angelegte randomisierte Phase III-Studie namens SWITCH, schließen helfen.
Bis zur Zulassung der Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) galt beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenzellkarzinom eine Immuntherapie mit Interferon als Behandlungsstandard. Die Therapieschemata haben sich inzwischen gewandelt, da durch die TKIs ein deutlicher Fortschritt bei der Behandlung erzielt werden konnte. Diese neuen, zielgerichteten Substanzen der „Targeted Therapy” bessern signifikant die Dauer des progressionsfreien wie auch des Gesamtüberlebens bei Patienten mit dem üblicherweise Chemo- wie auch Strahlentherapie resistenten Karzinom.
Wie Dr. Mathias Roßberg, von der Bayer Vital GmbH erklärt, ist der Wirkstoff Sorafenib (Nexavar®) als erstes Arzneimittel für eine zielgerichtete Therapie des fortgeschrittenen NZK zugelassen. Der Tyrosinkinase-Inhibitor vermittelt eine antiproliferative und eine antiangiogene Wirkung und hemmt somit das Tumorwachstum über mehrere Angriffspunkte, d. h. er verlängert signifikant das Überleben.