Im Rahmen der Aktionswoche “Chronischer Schmerz”, die vom 26. bis 31. März 2001 bundesweit in Apotheken stattfand, hat das Marktforschungsinstitut Modalis Research Technologies, Berlin, im Auftrag der Deutschen Schmerzhilfe e.V. eine Befragung zur Lebensqualität von Schmerzpatienten durchgeführt. Das Ergebnis schockiert: Rund 83 Prozent der Befragten gaben an, bereits seit Jahren unter starken Schmerzen zu leiden. Die stärkste Einschränkung im Alltag ergibt sich für die meisten Patienten im Beruf.
Angesichts dieser Ergebnisse erhebt sich nun die Frage: Liegt es an mangelnder Aufklärung seitens der behandelnden Ärzte oder am Desinteresse der Patienten, ihren Zustand zu ändern. Denn heute muss kein Mensch mehr seine chronischen Schmerzen ertragen. Eine Reihe von erprobten, aber durchaus unterschiedlichen Therapieverfahren stehen zur Verfügung, die in fast allen Fällen zumindest zu einer Schmerzlinderung führen.
Insgesamt 129 Patienten beteiligten sich an der Befragung. Die Körperregion, die den meisten Menschen ( 64 Prozent ) zu schaffen machte, war der Rücken. Dass die Patienten einer enormen Belastung ausgesetzt sind, zeigten die Angaben zur Häufigkeit der Schmerzen. 60 Prozent gaben an, dass sie ständig unter Schmerzen leiden. Bei fast allen übrigen (33 Prozent) trat der Schmerz mindestens einmal täglich auf. Auch die Einstufung der Schmerzstärke auf der 10stufigen Schmerzskala (0 = kein Schmerz, 10 = stärkster vorstellbarer Schmerz) gab einen deutlichen Hinweis auf eine außerordentliche Belastung der Patienten: 60 Prozent nannten einen Wert zwischen 7 und 9. Die häufigste Behandlungsform war bei den Befragten mit rund 46 Prozent ein Nicht-Opioid-Schmerzmittel. Daneben war die Krankengymnastik mit 39 Prozent relativ häufig vertreten.
Die Befragung zeigte, dass Schmerzen das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Die meisten gaben an, sich niedergeschlagen und hilflos zu fühlen. Sogar Selbstmordgedanken kamen zur Sprache. In beinahe allen Bereichen des täglichen Lebens müssen Schmerzpatienten Einschränkungen hinnehmen. Die Befragten nannten folgende Bereiche: Familie, Sexualität, soziale und Freizeitaktivitäten. Besonders starke Einschränkungen gibt es in der Berufstätigkeit. Rund 50 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Beruf relativ bis sehr stark beeinträchtigt.
Die meisten Patienten haben bereits zahlreiche Arztbesuche hinter sich, bevor sie ausreichend behandelt werden. Dabei kann eine angemessene Behandlung heutzutage die Schmerzen zumindest lindern und auf diese Weise zu mehr Normalität im Leben beitragen.
Chronische Schmerzen werden heute nach dem Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation behandelt. Dabei ist die Stärke der Schmerzen ausschlaggebend für die Medikation.
Sie werden heute in Form so genannter retardierter Präparate eingesetzt, welche nur langsam ans Blut abgegeben werden. Auf diese Weise können Schmerzen über einen längeren Zeitraum gelindert werden. Besonders angenehm in der Anwendung - und deshalb bei vielen Patienten beliebt — ist das transparente Schmerzpflaster, das einfach auf die Haut geklebt wird und über drei Tage den Wirkstoff Fentanyl abgibt. Durch die Wirkdauer von drei Tagen werden die Patienten nicht andauernd an ihre Erkrankung erinnert. Das ständige Mitführen von Tabletten entfällt. Der Tagesablauf kann freier gestaltet werden. Das bedeutet für die Betroffenen einen erheblichen Zugewinn an Lebensqualität.
Heute weiß man, dass Schmerzen, die sehr stark sind oder sehr lange anhalten, zu einer Veränderung der beteiligten Nervenzellen führen. Diese Zellen werden empfindlicher und senden dann das Signal Schmerz schon bei Berührungen oder ohne jeglichen Reiz aus. Man spricht von chronischem Schmerz. Die Nervenzellen haben ein Schmerzgedächtnis ausgebildet. Nur durch eine effektive Schmerztherapie lässt sich die Chronifizierung verhindern.