Das Interesse der Kammer liegt dabei nicht ausschließlich auf der Erhaltung der Zahngesundheit, sondern auch auf der Förderung des Bewusstseins für die Bedürfnisse älterer Menschen. Deshalb finden sich in dem Buch nicht nur fachliche Berichte von Zahnmedizinern, sondern auch philosophische Anmerkungen zum Älterwerden, Ratschläge zum gesunden Altern und zum Umgang jüngerer mit älteren Menschen.
Das Buch „Zähne im Alter“ ist ein nützlicher Wegweiser zum Thema „Altern“, das aus verschiedenen Blickwinkeln nicht nur auf die zahnmedizinischen und medizinischen, sondern auch auf die biologischen, psychologischen, juristischen und sozialen Aspekte des Alterns eingeht.
So erklärt Dipl. Psychogerontologin Dr. Sophia Poulaki, München, den individuell unterschiedlich verlaufenden Prozess des Alterns an vielen Beispielen und kommt zum Fazit des „aktiven Alterns“ als Wunsch für die Zukunft.
Unter diesem Begriff versteht die WHO „den Prozess der Optimierung der Möglichkeiten für physisches, soziales und mentales Wohlbefinden das ganze Leben hindurch mit dem Ziel, die gesunde Lebenserwartung auszudehnen und Produktivität und Lebensqualität im Alter zu erweitern.“ Dazu bedarf es eines neuen Bewusstseins in der Gesellschaft, sowie das Erkennen und Beseitigen von Risikofaktoren in der Umwelt. Die Menschen müssen rechtzeitig begreifen, dass Altern gestaltbar bzw. erlernbar ist.
Dies gilt im speziellen Fall für die Zahnheilkunde, da Zahnpflege und Mundhygiene bis ins hohe Alter essentiell sind. Nicht allein wegen der Erhaltung der Kaufunktion und einer dementsprechend gesunden Ernährung, sondern auch, weil man erkannt hat, dass Krankheitskeime aus der Mundhöhle für den gesamten Organismus gefährlich werden können. Aufgrund solcher Erkenntnisse werden von den Zahnärzten große Anstrengungen unternommen, um die Zahnpflege und Mundhygiene in Alten- und Pflegeheimen flächendeckend sicher zu stellen. Es existiert zum Beispiel in Bayern ein „Patenzahnarzt-Modell“,das die Menschen in diesen Einrichtungen versorgt. Es werden nicht nur Therapien durchgeführt, sondern es wird besonderer Wert auf präventive Maßnahmen , wie etwa Zahnreinigungen oder Fluoridierungen, gelegt und es werden Schulungen für das Pflegepersonal durchgeführt. Durch Kooperationen wird möglich, was trotz der Bemühungen vieler einzelner Zahnärzte bisher nicht gelungen ist. Die Zahnärztekammern hoffen deshalb auf die Mitwirkung weiterer Institutionen, vor allem aus den Reihen der Krankenkassen, der Kommunen und der Ärzteschaft.
„Gefordert sind mehr als nur die Zahnärzte“, heißt es in einem Beitrag von Matthias Beck, Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien. Er schließt mit den Worten: „Die Wertschätzung für das Alter ist eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft. Der Hundertjährige wird bald keine Ausnahme mehr sein.“