Jährlich erleiden in Deutschland zehntausende Sportlerinnen und Sportler Kopfverletzungen – viele davon werden unterschätzt oder nicht erkannt. Warum eine Gehirnerschütterung so gefährlich ist, welche Spätfolgen drohen und wie eine frühzeitige Diagnose helfen kann, erklärt dieser Artikel.
Weitere Informationen bietet auch die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS).
Kopfverletzungen treten vor allem bei Kontaktsportarten wie Fußball, Handball, Volleyball, American Football oder Reiten auf.
Allein in Deutschland werden jährlich rund 44.000 Sportverletzungen am Kopf registriert. Besonders kritisch: Häufig wird eine Gehirnerschütterung nicht rechtzeitig erkannt.
Beispiele aus dem Profisport zeigen, dass Spieler nach Zusammenstößen weiterspielten, sich zunächst wohlfühlten – später aber Gedächtnislücken entwickelten. Laut Statistik erleiden:
im Laufe ihrer Karriere eine Kopfverletzung.
Eine schnelle Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um Langzeitschäden zu vermeiden – unabhängig davon, ob es sich um eine Gehirnerschütterung, Schädelprellung oder ein schweres Schädel-Hirn-Trauma handelt.
Schädel-Hirn-Traumen werden in drei Schweregrade unterteilt – nach dem Glasgow Coma Score. Offizielle Empfehlungen dazu finden sich auch in der AWMF S2k-Leitlinie Schädel-Hirn-Trauma.
Auch ein leichtes SHT kann Entzündungen und Flüssigkeitseinlagerungen im Gehirn auslösen. Dies stört die Zellfunktionen bis zu 10 Tage.
Wichtig: Nach einer Kopfverletzung sind Ruhe und Erholung zwingend notwendig – auch wenn Betroffene sich schnell wieder fit fühlen. Sportliche Aktivität oder Prüfungsstress sollten vermieden werden, da das Risiko einer erneuten Verletzung stark erhöht ist.
Etwa 75 % der Betroffenen erholen sich innerhalb von 2–3 Wochen. Doch bei 10–16 % entwickelt sich das Post-Concussion-Syndrom mit Symptomen wie:
In manchen Fällen bestehen Beschwerden über Monate oder sogar ein Jahr.
Wiederholte Kopfverletzungen können zu einer chronisch traumatischen Enzephalopathie (CTE) führen – einer fortschreitenden Schädigung von Nervenzellen, die auch emotionale und kognitive Beeinträchtigungen auslöst.
Mit moderner MRT-Technik wie dem Diffusion Tensor Imaging lassen sich selbst kleinste Veränderungen im Gehirn sichtbar machen.
Diese zeigen, dass das Gehirn nach einer Verletzung oft noch lange empfindlich bleibt.
Besonders wichtig: Viele Betroffene entwickeln emotionale Veränderungen wie Ängste, Depressionen oder erhöhte Reizbarkeit. Diese werden meist zuerst von Angehörigen oder Kollegen bemerkt.
In solchen Fällen sind eine erneute ärztliche Untersuchung, eine verlängerte Belastungspause und gegebenenfalls psychologische Betreuung erforderlich.
Kopfverletzungen können auch im Alltag – etwa beim Radfahren oder bei Stürzen – auftreten. Daher gilt:
Jeder Kopfverletzung muss ausreichend Zeit zur Heilung gegeben werden.
Die VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft) stellt hilfreiche Erste-Hilfe-Infos und Handlungspläne bereit, wie Trainer, Eltern und Sportler bei Verdacht auf Gehirnerschütterung reagieren sollten.
Wie erkenne ich eine Gehirnerschütterung?
Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Verwirrtheit und Erinnerungslücken. Auch eine kurze Bewusstlosigkeit kann auftreten.
Wann darf man nach einer Gehirnerschütterung wieder Sport treiben?
Erst, wenn alle Symptome vollständig abgeklungen sind und ein Arzt das Training freigibt. Ein zu früher Einstieg erhöht das Risiko einer erneuten Verletzung.
Kann eine Gehirnerschütterung langfristige Schäden verursachen?
Ja. Vor allem wiederholte Verletzungen können zu dauerhaften Einschränkungen wie Konzentrationsproblemen, Gedächtnisstörungen oder emotionalen Veränderungen führen.
Bei jeder Kopfverletzung gilt: Ruhe, Beobachtung und im Zweifel ärztliche Abklärung.
- Selbst leichte Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen sollten ernst genommen werden.
- Suchen Sie bei Unsicherheit immer ärztliche Hilfe auf.
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