Die unterschätzte Gefahr von gefährlichen Schadstoffen in Geschenken
Autor:in: SvL • Datum: 14.12.2025
Weihnachtszeit, Geschenkezeit! Und diese stehen nicht nur bei Kindern hoch im Kurs. Aber Geschenke enthalten nicht selten Schadstoffe, die vor allem Kinder, aber auch Erwachsene belasten können. Hormonaktive Substanzen in Spielzeug, Elektronik und Alltagsprodukten sind dabei besonders gefährlich
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Gefährliche Schadstoffe in Geschenken - ©MD AI
Welche Stoffgruppen sind betroffen, wie erkennt man sichere Produkte und worauf sollte man achten
Nicht nur, aber vor allem in der Weihnachtszeit haben Spielzeug, Dekoartikel und bunte Geschenkideen Hochsaison. Doch nicht alle liebevoll von Eltern und Großeltern ausgewählten Geschenke, sind auch wirklich geeignet als Spielzeug. So landen in viel zu vielen Haushalten Produkte, die gesundheitlich problematische Stoffe enthalten. Dabei gelten hormonaktive Substanzen, also Chemikalien, die in das empfindliche Hormonsystem von Kindern eingreifen können, als besonders kritisch zu betrachten.
Was sind hormonaktive Substanzen?
Hormonaktive Substanzen – oft auch endokrine Disruptoren genannt – sind Chemikalien, die natürliche Hormone nachahmen, blockieren oder deren Wirkung verändern. Dazu zählen etwa Phthalate, Bisphenole, bromierte Flammschutzmittel, PFAS, Schwermetalle oder Pestizid-Rückstände. Schon in kleinen Mengen können sie die Funktion von Hormonen beeinflussen. Das kann besonders bei Kindern Auswirkungen haben, da ihr endokrines System sich noch entwickelt.
Nachfolgende gesundheitliche Risiken können dabei, vielfach erst in späteren Jahren, auftreten:
- Störungen der sexuellen Entwicklung
- Eingriffe in Schilddrüsenfunktionen
- Stoffwechsel- und Gewichtsveränderungen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Einschränkung der Fruchtbarkeit im Erwachsenenalter
Besonders heimtückisch ist die Tatsache, dass viele dieser Effekte mit niedrigen Dosen und langfristiger Exposition in Verbindung gebracht werden.
Wo verstecken sich Schadstoffe in Weihnachtsgeschenken?
Schadstoffe in Konsumgütern sind keine Seltenheit. Besonders betroffen:
1. Kunststoffspielzeug
- Puppen, Plastikfiguren, Quietschspielzeug, Badespielzeug
- Sie enthalten oft Weichmacher (Phthalate), die hormonähnlich wirken
2. Elektronisches Spielzeug
- Tablets für Kinder, sprechende Puppen, ferngesteuerte Autos
- Enthalten häufig Bromierte Flammschutzmittel (BFR)
3. Kuscheltieren und Textilien
- Bei Mängeln: Formaldehyd, schwermetallhaltige Farbstoffe, PFAS
4. Kosmetik- und Pflegeprodukte für Kinder
- Lippenbalsame, Glitzerkosmetik, Badebomben
- Problematische Stoffe: Parabene, synthetische Moschusdüfte, Mineralöle (MOSH/MOAH)
5. Weihnachtsdeko und Accessoires
- Lichterketten, LED-Figuren, Kerzen
- Mögliche Schadstoffgruppen: Weichmacher, Flammschutzmittel, Schwermetalle
Die wichtigsten problematischen Stoffgruppen im Überblick
1. Phthalate (Weichmacher)
- Machen Kunststoff flexibel
- Wirken stark hormonverändernd
- In der EU teilweise verboten – aber häufig in Importprodukten
2. Bisphenole (z. B. BPA, BPS, BPF)
- Vorkommen: Hartplastik, Elektronik, Beschichtungen
- Imitieren Östrogen
3. Bromierte Flammschutzmittel
- In Elektronik und Textilien
- Wirken hormonaktiv und sind schwer abbaubar
4. Parabene
- Konservierungsstoffe in Kosmetik
- Östrogenähnliche Wirkung
5. PFAS („Ewigkeitschemikalien“)
- Wasser- und schmutzabweisende Beschichtungen
- Hormonwirkungen, Immunbeeinflussung
6. Schwermetalle
- Blei, Cadmium, Chrom VI
- Auch in Farben, Schmuck, Dekoartikeln
Warum sind Kinder besonders gefährdet?
- Höhere Aufnahme pro Körpergewicht
- Häufiger Hautkontakt, Hand-zu-Mund-Verhalten
- Empfindliches Hormon- und Immunsystem
- Langzeitfolgen können erst viel später sichtbar werden
Wie erkennt man sichere Weihnachtsgeschenke?
Darauf sollten Verbraucher achten:
- Gütesiegel wie „Blauer Engel“, „TÜV Rheinland“, „GS-Zeichen“, „OEKO-TEX Standard 100“
- Spielzeug-Hersteller aus der EU bevorzugen
- Starke Gerüche vermeiden – sie deuten oft auf Weichmacher hin
- Keine Billigprodukte von Online-Marktplätzen ohne Herstellerangabe
- Naturmaterialien wie Holz, Baumwolle, Wolle bevorzugen
- Bei Kinderkosmetik: „frei von Parabenen“, „frei von Mineralöl“, idealerweise Naturkosmetik
Für Elektronikspielzeug:
- Langlebige Produkte
- Unbedenkliche Kabel, keine mit starkem Kunststoffgeruch
- Überprüfen, ob das CE-Zeichen korrekt aussieht (manipulierte Varianten kommen vor)
Sichere Alternativen für Weihnachten
- Holzspielzeug mit zertifizierten Farben
- Kuscheltiere aus Bio-Baumwolle
- Nachhaltige Kinderkosmetik, Naturseifen
- Kreativsets aus Papier, Holz oder Stoff
- Erlebnis- oder Bildungsgeschenke (Museen, Kurse, Workshops)
DGE-TIPP: Was sollten Eltern beim Spielzeugkauf immer beachten?
- Solide, hochwertige Produkte wählen, denn gut verarbeitete Spielwaren seriöser Hersteller und Händler sind meist weniger belastet.
- Vorsicht bei starkem Geruch – riecht ein Kunststoffspielzeug stechend oder chemisch, besser liegen lassen.
- Neue Spielzeuge auslüften – ein paar Tage an der frischen Luft reduzieren mögliche Rückstände aus der Produktion.
- Waschbares vorab reinigen – Stofftiere, Textilien und Kostüme einmal waschen, bevor sie verschenkt werden.
- Alte Kunststoffartikel meiden – insbesondere Second-Hand-Kunststoffe in altem Spielzeug können heute verbotene Stoffe enthalten.
- Billigimporte kritisch prüfen – No-Name-Produkte großer Online-Marktplätze sind besonders häufig auffällig.
- Rückruflisten nutzen – bei Unsicherheit in europäischen oder nationalen Warn- und Rückrufdatenbanken nachsehen.
Fazit
Geschenke sollen Freude bereiten und nicht die Gesundheit gefährden. Vor allem Billigprodukte enthalten häufig hormonaktiven Substanzen, besonders wenn sie aus Drittstaaten kommen. Nicht nur, aber vor allem deshalb sollte man beim Kauf von Geschenken auf das Qualitätssiegel achtet, nachhaltige Materialien wählen und Billigangebote meiden. So lässt sich das Risiko stark reduzieren.
UND: Bewusste Kaufentscheidungen schützen nicht nur Kinder (und auch Erwachsene), sondern unterstützen gleichzeitig Hersteller, die auf sichere und nachhaltige Materialien setzen.
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