Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern und Frauen. Trotz umfangreicher öffentlicher Kampagnen (z. B. Stiftung LebensBlicke, Felix-Burda-Stiftung, Deutsche Krebshilfe, Deutsche Krebsgesellschaft) ist auch nach Einführung der Koloskopie in die gesetzliche Krankenversicherung kein echter Anstieg der Vorsorgen zu sehen. „Pannenvorsorge ist den Deutschen wichtiger als Eigenvorsorge,” skizzierte Dr. Jürgen Riemann, Ludwigshafen , die Lage. „Ich bin für eine Bonusregelung in Bezug auf die Darmvorsorge,” sagte er.
Offenbar, so Riemann weiter, sei noch nicht klar geworden, dass man mit Hilfe einer Darmspiegelung (Koloskopie) Vorstufe von Krebs erkennen kann und in der gleichen Sitzung z. B. Polypen auch ‚wegschneiden´ kann. Er gab zu, dass zwar die Vorbereitung zur Darmspiegelung, nämlich den Darm leer zu waschen, für den zu Untersuchenden unangenehm ist und auch Zeit in Anspruch nimmt. Doch immerhin sind Mediziner schon auf der Suche nach Methoden, um noch sanfter Vorsorge zu betreiben.
Riemann zeigte sich selbst orientierende, computerisierte Endoskope, die sich dem Darmverlauf anpassen und so Spannungen in den entsprechenden Darmabschnitten - verbunden mit Schmerzen für den zu Untersuchenden - vermeiden. Dann würde eine derzeit noch notwendige (und sehr teure!) Kurznarkose überflüssig. „Ohne Begleitmedikation auszukommen, das wäre das Ziel,” sagte Riemann. Die Zulassung für das sich selbst orientierende Endoskop erwartet man in den USA für Ende 2007. Wann Deutschland nachzieht, ist noch fraglich.
Ein weiteres Beispiel ist auch die Pillcam-Kolonkapsel, die so wie die Dünndarmvideokapsel eine draht- und schlauchlose Beobachtung des gesamten Dickdarms ermöglicht. Diese Verfahren befinden sich derzeit noch in der klinischen Prüfung z.B. am Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf bzw. am Klinikum Ludwigshafen.
Prof. Dr. Horst Neuhaus, Düsseldorf, erklärte, dass durch den zunehmenden Einsatz der Endoskopie häufiger Krebsfrühstadien in Speiseröhre, Magen oder Darm auch bei beschwerdefreien Patienten entdeckt werden können. Dabei werden sie oft gleich behandelt: Denn hoch auflösende Endoskope (z. B. von Olympus) sowie eine schärfere Kontrastierung ermöglichen eine verbesserte Darstellung der Feinstruktur der Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes. So können Krebsvorstufen oder -frühformen auch bei einer Größe von nur wenigen Millimetern erkannt werden - und sind heute im Gegensatz zu früher sogar heilbar: Mit neuen Schneidetechniken können entartete Schleimhautbezirke entfernt werden, bei Erhalt der Organe.
Die Magenverkleinerungs-Chirurgie spielt zur Behandlung übergewichtiger Menschen eine große Rolle. Zum ersten Mal wurde die so genannte ‚vertikale Gastroplastik´ nun endoskopisch - also ohne Eröffnung der Bauchdecke - durchgeführt. Bei dieser Methode werden die hintere und vordere Magenwand über eine Länge von 7 - 8cm einfach zusammen geklammert. Über Ergebnisse einer Pilotstudie berichtete Prof. Dr. Jacques Deviere, Brüssel, auf einer Pressekonferenz anlässlich des 9. Internationalen Symposiums „Diagnostische und therapeutische Endoskopie” mit internationalen Experten in Düsseldorf. Nach dem Eingriff konnten alle Patienten einfach nach Hause gehen. Bislang hat die gastroenterologische Klinik des Erasmus Hospitals (Brüssel) die Hälfte der ersten 20 Patienten in dieser Pilotstudie behandelt. Anfang 2007 beginnt dann in Europa und den USA eine multizentrische Studie.
„Dann werden wir mehr wissen,” sagte Deviere. Er ist aber zuversichtlich, dass ein Routineeinsatz des neuen Zugangswegs die Behandlung der Patienten mit extremer Fettsucht stark vereinfachen wird.