Auf welchen Ursachen Depressionen, Zwangs- und Panikstörungen sowie soziale Phobien beruhen wird in Expertenkreisen auch heute noch heftig diskutiert, denn es existieren viele Erklärungsmodelle. Sicher ist, dass das serotonerge System – besser gesagt eine Fehlregulation des Systems – bei diesen psychischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielt. Dies erklärt auch den erfolgreichen Einsatz von Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern wie Paroxetin bei diesen Indikationen.
Dass die klinischen Bilder einer Depression, einer Zwangs- oder Panikstörung oder einer sozialen Phobie häufig nur sehr schwer zu erkennen und voneinander zu differenzieren sind, verdeutlichte Professor Dr. med. Eckart Rüther , Göttingen, anhand von mehreren Fallbeispielen. Oft stehen somatische Beschwerden im Vordergrund, die eine psychische Störung verdecken. Noch schwieriger ist es, sich bei der Diagnose nicht nur auf psychische Symptome, die auf eine Depression hindeuten könnten (Interessenverlust, Verlust der Freude, Morgentief, Appetitverlust, Konzentrationsprobleme, Schuldgefühle etc.) zu verlassen. Psychische Störungen haben viele “Gesichter”, die nicht selten in die falsche Richtung weisen. Rüther stellte hier einen besonders eindrucksvollen Fall vor: Eine Frau, die unter schweren Schluckstörungen litt, wurde mehrere Jahre wegen einer angeblichen Halsentzündung mit hochdosierten Antibiotika erfolglos behandelt. Ein Blick “hinter die Fassade” brachte Klarheit. Die Patientin wies eine genetisch bedingte psychische Schwäche auf und konnte mit ihren Problemen nicht mehr umgehen. Nach einer langwierigen antidepressiven Behandlung – sie dauerte über zwei Jahre – waren die Schluckstörungen verschwunden. Die medikamentöse Therapie wird wegen der Rezidivgefahr noch heute durch Psychotherapie begleitet.
Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie von psychischen Störungen ist ihre Individualität. Nicht jeder Patient kann mit ein und demselben Dosierungsschema behandelt werden, betonte Rüther. Dies gilt auch für die Therapie mit Paroxetin. Keinesfalls darf die medikamentöse Behandlung zu frühzeitig abgesetzt werden, beispielsweise wenn sich der Patient wieder gut fühlt und glaubt, von nun an ohne Medikation auszukommen. Die Länge der Behandlung hängt von der individuellen Krankheitsgeschichte des Patienten ab. Hier gilt es zu beachten, dass sich zwar die Symptomatik unter der Therapie bessert, doch der eigentliche Verlauf der Erkrankung damit noch nicht gestoppt ist. Die antidepressive Therapie muss deshalb auch dann noch fortgesetzt werden, wenn die Symptomatik nicht mehr besteht. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Behandlung psychischer Erkrankungen immer auch mit einer ärztlichen psychotherapeutisch ausgerichteten Betreuung in Form von persönlichen Gesprächen mit dem Patienten einhergehen muss. Eine solche psychotherapeutische Intervention wird häufig erst durch eine medikamentöse Behandlung ermöglicht.
Der selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Paroxetin hat seine Wirksamkeit bei Depressionen – und hier auch bei älteren Patienten – in vielen klinischen Studien erfolgreich unter Beweis gestellt. Als einziger SSRI ist Paroxetin auch zur Behandlung von Zwangs- und Panikstörungen sowie von sozialer Phobie zugelassen. Dieses breite Wirkspektrum bringt dem Patienten deutliche Vorteile, denn psychische Störungen treten selten isoliert auf. Anfang September dieses Jahres wird das neue Paroxetin-Präparat Euplix (Desitin Arzneimittel GmbH) auf den Markt kommen.